Bass Marius Sauter und die Pianistin Maria Kiosseva vermitteln Emotionen. Foto: Rainer Kellmayer - Rainer Kellmayer

Der Bass Marius Sauter und Pianistin Maria Kiosseva begeisterten das Publikum bei den „Jungen Interpreten“ im Esslinger Kronensaal.

EsslingenNachdem sich zum Jahresauftakt Klassik und Jazz in einem Crossover-Konzert begegnet waren, gab es bei „Junge Interpreten“ jetzt Romantik pur. Natürlich ist ein Liederabend kein Publikumsmagnet wie ein Jazzkonzert, doch die Zuhörer erlebten im diesmal nur zur Hälfte besetzten Kronensaal der Kreissparkasse eine ganz andere Facette der Musik – voller Emotionen, mit vokalem Schönklang und pianistischen Höhenflügen.

Dabei hatte das Konzert mit einer Enttäuschung begonnen: Der Tenor Daniel Fix, der mit seinem Bass-Kollegen Marius Sauter das Programm hätte bestreiten sollen, war kurzfristig erkrankt. Die Veranstalter machten aus der Not eine Tugend, erweiterten das Programm um Opernmelodien und mischten mit Klaviermusik von Frédéric Chopin instrumentale Farbtupfer bei. Einen Einblick in das reiche Schaffen des aus Pommern stammenden Romantikers Carl Loewe gab die Ballade „Die Uhr“ – in Form und musikalischer Faktur ein Paradebeispiel für die rund 500 Balladen des Stettiner Komponisten.

Marius Sauter interpretierte mit klarer Deklamation stets eng am Text, unterstrich die Aussagen mit treffender Körpersprache. Damit schuf er eine enge Verbindung zwischen der Lyrik Johann Seidls und Loewes tiefromantischer Tonsprache: dynamisch ausgeformt und mit musikalischer Emphase. Hier, wie auch in Loewes „Liederkranz für eine Bassstimme“ und den Balladen „Edward“ und „Tom der Reimer“ war jedoch unüberhörbar, dass Sauter – derzeit Student an der Stuttgarter Musikhochschule – den stimmlichen Höhepunkt noch nicht erreicht hat. Sein dunkel gefärbtes Organ überzeugte zwar mit volltönender Tiefe, in den mittleren und insbesondere den hohen Lagen zeigte sich in puncto Registerausgleich, Resonanzformung und stimmlicher Freiheit jedoch weiteres Entwicklungspotenzial bei dem jungen Künstler.

Tadelloses Miteinander

Tadellos gelang hingegen das Miteinander von Gesangsstimme und Begleitung. Maria Kiosseva stützte die vokalen Aktionen mit souveränen Klaviertönen, hörte aufmerksam auf den Bassisten, zeichnete seine Agogik nahtlos nach und hielt auch dynamisch die Balance. Ganz in ihrem Element war Kiosseva dann bei Klavierwerken von Frédéric Chopin.

Die zeitliche Vorgabe des „Minutenwalzers“ erreichte sie fast – viel wichtiger waren jedoch die technische Souveränität und der musikalische Tiefgang, mit der sie Chopins Walzer op. 64, Nr. 2 und insbesondere die Ballade As-Dur op. 47 in Töne setzte. Mühelos gelang der Spagat zwischen lyrischem Erzählton und virtuoser Attitüde – die behände Fingerarbeit überzeugte ebenso wie die künstlerische Formung.

Ein Ausflug in die Welt der Oper brachte Interessantes und Gegensätzliches. Passend zum Beethoven-Jahr sang Marius Sauter die Arie des Rocco aus „Fidelio“, der einzigen Oper des Wiener Großmeisters der Töne. Während hier Reiz und Macht des Goldes besungen werden, lässt Otto Nicolai in der Arie des Falstaff aus seiner komischen Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ das schillernde Leben und die nicht unproblematische Haltung des Heiratsschwindler Sir John Falstaff gegenüber dem weiblichen Geschlecht Revue passieren: Ein musikalischer Spaß, der sich im zugegebenen „I bought me a Cat“ von Aaron Copland noch steigerte. Authentisch und mit passender pantomimischer Unterstreichung setzte Sauter die verschiedenen Tierlaute dieses nicht ganz ernst zu nehmenden Songs um – sehr zur Erheiterung des begeisterten Publikums.