Währen des Konzerts tragen Esslinger Kinder ihre Wünsche vor. Foto: Kellmayer - Kellmayer

Der Europatag erinnert an den Beginn der friedlichen Einigung Europas. In die internationalen Festivitäten klinkte sich das Podium Esslingen ein. Das Konzert „Ode an Europa“ in der Württembergischen Landesbühne wurde zu einem eindrucksvollen Erlebnis.

EsslingenDer Europatag erinnert an den Beginn der friedlichen Einigung Europas. Am 9. Mai 1950 stellte der damalige französische Außenminister Robert Schuman seinen bahnbrechenden Plan zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, der sogenannten Montanunion, vor. Auf dem Mailänder Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs im Jahr 1985 wurde dieser Tag als europäischer Feiertag festgelegt. In die internationalen Festivitäten zum Europatag klinkte sich das Podium Esslingen ein, sorgte während des Donnerstags an unterschiedlichen Orten in Esslingen für Musik und Aktionen.

Diese Aktivitäten verdichteten sich beim abendlichen Konzert „Ode an Europa“ in der Württembergischen Landesbühne zu einem eindrucksvollen Erlebnis: Mit einem Kaleidoskop aus literarischen Bruchstücken und musikalischen Fragmenten wurde der europäischen Idee gedacht – würdigend, jedoch auch distanziert und kritisch. Angesichts der fragilen Situation in Europa gewannen die von Thomas Halle rezitierten Texte eine geradezu bedrückende Aktualität. Ausschnitte aus Gedichten und Essays von Alhierd Bacharevic, Maja Haderlap, Goran Vojnovic und Nikola Madzirow beleuchteten Europa aus verschiedenen Perspektiven, vielfältig und ohne Probleme und Widersprüche auszublenden. Besonderen Eindruck hinterließen Ausschnitte aus Thomas Manns Essay „Achtung Europa!“ und seinem Roman „Der Zauberberg“. Es wurde deutlich, wohin eine universelle Gereiztheit und Spannungen zwischen Gruppen führen können: Zu Krieg und Verderben.

So düster wie die Texte war auch die nachfolgende Musik. Der Finalsatz aus Johannes Brahms‘ Klavierquintett f-Moll op. 34 changierte zwischen Schwermut im „Sostenuto“ und aufkeimender Hoffnung in den belebten Partien. Mehr Optimismus brachte die „Kinderhymne“, ein von Hanns Eisler vertontes Brecht-Gedicht. Hier begeisterten die instrumental begleiteten hellen Kinderstimmen der Klasse 6a der Esslinger Innenstadtschule, die im Rahmen von Podium-Education das Konzert bereicherten.

Doch diese positive Stimmung war schnell verflogen, als ein Klavierquintett mit Diamanda La Berge Dramm und Johanna Ruppert (Violine), Friedemann Slencka (Viola), Michael Rauter (Violoncello) und dem Pianisten Martin Klett die neutönerischen Klänge von Andy Akhios „Prospects of a misplaced year“ anstimmte, mit zerrissenen Klavieraktionen über gedämpftem Streichergrund, ostinaten Figuren, Pizzicati und mannigfachen Synkopen - eine Musik im Spannungsfeld zwischen Meditation und aufrüttelnder Attitüde. Wesentlich unterhaltsamer kam Florian Willeitners 1980 geschriebenes „Mozart in the Shape of Europe“ daher, in dem er ein Thema aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ durch den Wolf dreht und in verschiedenen Musikstilen verarbeitet – frei von Zwängen und ohne stilistische Grenzen, mal als irischer Volkstanz, dann wieder orientalisch angehaucht oder in hymnischer Festlichkeit.

Wünsche und Träume von Kindern

Dann wurde es aktuell: Kinder der Innenstadtschule trugen Träume, Wünsche und Forderungen vor. Beleuchtet wurden verschiedene Themen, die heute nachwachsende Generationen beschäftigen, von Kinderrechten und dem Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit über den Naturschutz bis hin zur Forderung, die Welt lebenswert zu erhalten. Im großen Finale mischten sich die Kinder unter das ad hoc zusammengestellte Stegreiforchester: Gemeinsam trug man Hymnen vor.

Und als sich die Mitwirkenden zu den festlichen Klängen von „I vow to Thee, my Country“ nach einer Melodie aus Gustav Holsts „Planeten“ unters Publikum mischten, gab es begeisterten Schlussapplaus.