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Mit Festen, Picknick-Nachmittagen und anderen neuen Formaten möchte Vera Romeu die Sammlung Domnick auf der Oberensinger Höhe einem breiten Publikum erschließen. Auch Hochzeiten und Kindergeburtstage werden zwischen den Meisterwerken abstrakter Kunst in dem Gebäude des Stararchitekten Paul Stohrer gefeiert.

Kreis EsslingenAls junge Frau war Greta Domnick ihrer Zeit in den 20er-Jahren voraus. Mit kurzen Haaren und Moped stach sie als Schülerin schon rein äußerlich aus der Masse hervor. Später machte sie ihren Facharzt in der Neurologie. Damals war sie da nahezu alleine unter Männern. Denn Frauen waren solche Karrieren versperrt. Während der Ausbildung lernte sie ihren späteren Mann Ottomar kennen. Auf der Oberensinger Höhe hat das Paar nicht nur eine bedeutende Sammlung abstrakter Kunst aufgebaut. Künstler und Intellektuelle feierten in dem Gebäude, das nach den Plänen des Stuttgarter Stararchitekten Paul Stohrer im Jahr 1967 gebaut wurde.

„Kunstsammlungen gibt es im Südwesten viele“, sagt Vera Romeu, die Leiterin der Sammlung. „Aber das Leben des Ehepaars Domnick mit Konzerten, Filmprojekten und der Liebe zu schnellen Autos ist so besonders, das wir das aus allen Blickwinkeln betrachten möchten.“ Seit 2017 wird das Museum im ehemaligen Wohnhaus des Nervenarzt-Ehepaars von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut. Früher war die Staatsgalerie zuständig.

Picknick zwischen Kunstwerken

Neben wöchentlichen Führungen an Sonn- und Feiertagen hat die temperamentvolle Sammlungsleiterin ein Programm aufgelegt, das alle Sinne und ganz neue Besucherschichten anspricht. Mit den Eintrittsgeldern wird der Erhalt des Museums mitfinanziert. Am Samstag, 31. August, lädt das Museumsteam ab 14 Uhr zum „Chillen und Picknicken“ in den Skulpturengarten des Ehepaars Domnick ein. „An heißen Tagen wollen wir da gerade Familien eine Alternative zum lauten, oft überfüllten Freibad bieten.“ Lesen, Spielen und die Natur genießen sollen die Gäste – und sich ganz nebenbei mit den abstrakten Kunstwerken beschäftigen, die vor der herrlichen Kulisse der Schwäbischen Alb mit dem Hohenneuffen und der vom Dichter Eduard Mörike so geliebten „blauen Mauer“ zu sehen sind. Auch Hochzeiten und Kindergeburtstage finden in der Villa statt.

Stehen diese Feste nicht dem Anspruch eines Museums abstrakter Kunst entgegen? „Ganz im Gegenteil“, ist Vera Romeu überzeugt. Da erinnert die Kulturwissenschaftlerin an die vielen Feiern, zu denen Greta und Ottomar Domnick Gäste in ihre Villa einluden. Zwischen den Bildern von Willi Baumeister, Arnulf Rainer, Hans Hartung und anderen herausragenden Künstlern ihrer Zeit saßen die Gäste an einem großen Tisch beim gemeinsamen Essen. Immer wieder standen einige auf, vertieften sich in die Bilder, kamen dann ins Gespräch.

„So mache ich das heute auch bei den Hochzeiten“, sagt Romeu. Die Französin mit dem charmanten schwäbischen Akzent führt kleine Grüppchen durch das Haus und die Ausstellung. „Aber nur ein Viertelstündchen, dass sie nicht zu lange weg sind.“ Mit Konzerten, Lesungen und Vorträgen vermittelt Romeu das Leben des vielseitig begabten Ottomar Domnick, der in der Kunstwelt nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der wichtigsten Akteure geworden war. Sein Verdienst um die abstrakten Künstler in der Nachkriegszeit ist unschätzbar. „Willi Baumeister war in den Kriegsjahren sein Nachbar in Stuttgart“, erinnert Romeu an die biografischen Hintergründe. Der große Künstler und Wegbereiter der Abstraktion durfte unter den Nationalsozialisten nicht mehr ausstellen. Er schlug sich als Gebrauchsmaler durch, litt extrem unter dem Berufsverbot. Der Verlust seines Publikums schmerzte.

Anschauliche Touren

Die afrikanischen Holzmasken, die an den Wänden der Villa Domnick hängen, hatten da eine besondere Bedeutung. „Sie standen für die Bilder, die von den Nazis zur entarteten Kunst erklärt worden waren“, erklärt die Kulturwissenschaftlerin. Die Touren zu Themen wie Architektur oder abstrakte Malerei, die sie anbieten, sind anschaulich und historisch interessant. „Da bekommt man einen schönen Eindruck, wie die Domnicks hier gelebt haben“, schwärmt eine Besucherin aus Großbettlingen, die die Villa „mal von innen“ sehen wollte.

Wissenswertes hat Vera Romeu auch über den Architekten Paul Stohrer zu berichten. Der Stuttgarter Professor baute das Haus der der Domnicks im Naturschutzgebiet unter strengen Auflagen. Zu dem Bau, der seit 1982 unter Denkmalschutz steht, gehört eine Hecke, die das Flachdachgebäude so bedeckt, dass es Spaziergänger von der Straße aus kaum sehen. Dann zeigt Romeu Fotos. Da ist der Stararchitekt mit seinen Praktikanten zu sehen, die er eng an sich band. Geld habe es für sie nicht gegeben. Aber der Baukünstler habe ihnen ihnen Erkenntnisse von weit höherer Bedeutung versprochen.

Am Samstag, 31. August und am Sonntag, 1. September, ist der Garten der Villa Domnick jeweils um 14 Uhr zum Chillen im Park geöffnet. Die nächsten Führungen in der Villa sind am Sonntag, 1. September, 14.30 und 16 Uhr. Eintrittspreise und weitere Veranstaltungen auf der Homepage.

www.domnick.de