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Vier Konzertreihen, Klassik-Stars, junge Senkrechtstarter: Das Angebot der SKS Russ bleibt auch in der nächsten Spielzeit vielfältig. Endlich wieder dabei: Mitsuko Uchida, Ivo Pogorelich und das Gewandhaus-Orchester.
StuttgartEine solche Saisoneröffnung gab es schon lange nicht mehr. „Ich bin so glücklich“, freut sich Michaela Russ, Geschäftsführerin der Südwestdeutschen Konzertdirektion Stuttgart Erwin Russ (SKS Russ). Glücklich ist die Thronerbin der Konzertveranstalter-Dynastie ohnehin oft, wenn sie von der Loge aus hören und spüren kann, wie Stars der Klassik-Szene das Publikum in der Liederhalle begeistern.
Auftakt mit Gewandhausorchester
Besonders glücklich ist sie jetzt aber darüber, dass nach einer Pause von gut vier Jahren wieder das Gewandhausorchester Leipzig in Stuttgart zu Gast sein wird – mit seinem Chefdirigenten Andris Nelsons, der am 24. Oktober beim ersten Abend der „Meisterkonzerte“ unter anderem Mendelssohns „Schottische“ Sinfonie und Schumanns Cellokonzert (mit Gautier Capuçon) dirigieren wird.
Den teuren Saisonauftakt macht auch die Firma Porsche möglich – was allerdings eine Ausnahme ist. Immer wieder betont die Frau, die man früher Impresaria genannt hätte, wie sehr die SKS Russ als privater, nicht subventionierter Konzertveranstalter bei der Gestaltung der vier Abonnementreihen auf eine gute Balance von Einnahmen und Ausgaben achten muss. Ein schwieriges Unterfangen: Das Publikum, das man hat, will man halten, gleichzeitig aber neue Zuhörer gewinnen; interessant sollen die Programme sein, aber wer zu viel wagt, verliert Publikum.
Behutsame Experimente
So kommt es, dass auch in der nächsten Saison zumal in den von sinkenden Besucherzahlen betroffenen Orchesterreihen bekannte Werke des klassischen und romantischen Repertoires im Mittelpunkt stehen – einerseits. Andererseits gibt es behutsame Experimente: Philippe Herreweghe und sein mit historischem Instrumentarium bestücktes Orchestre des Champs-Élysées werden nicht wieder Beethoven spielen, sondern Dvoráks achte Sinfonie und (mit Isabelle Faust) Brahms’ Violinkonzert. Als Solistin wird Sol Gabetta mit der Tschechischen Philharmonie unter Jakub Hrusa nicht Barockes darbieten, sondern Dvoráks Cellokonzert. Und beim Konzert des SWR-Symphonieorchesters unter Roger Norrington wird vor allem Romantisches (inklusive Edward Elgars „Enigma-Variationen“) auf dem Programm stehen.
Viele große oder zurzeit hochgehandelte Namen der Szene sind außerdem in den zwei Orchesterreihen „Meisterkonzerte“ und „Faszination Klassik“ dabei, darunter der koreanische Chopin-Preisträger Seong-Jin Cho, der auch alleine in der Reihe „Meisterpianisten“ auftritt, außerdem seine Klavier-Kollegen Fazil Say, Khatja Buniatishvili und Lucas Debargue, die Geigerinnen Janine Jansen und Tanja Becker-Bender, der Trompeter Sergej Nakariakov, die Klarinettisten Sabine Meyer und Sebastian Manz und der Hornist Felix Klieser. Außerdem können sich viele Fans des ehemaligen Stuttgarter Generalmusikdirektors Manfred Honeck auf ein Wiedersehen mit ihm am Pult des Gstaad-Festival-Orchestra freuen.
Auch die Reihe „Meisterpianisten“ beginnt mit einem Paukenschlag: Die große alte Dame des Klaviers, Mitsuko Uchida, die zuletzt vor 13 Jahren in Stuttgart gastierte, kommt wieder – diesmal mit Schuberts späten Sonaten. Von der Frau mit dem wunderbar wandelbaren Anschlag ist Besonderes zu erwarten. Die Klavierreihe bringt außerdem den immer wieder unglaublichen Grigory Sokolov sowie unter anderem Wiederbegegnungen mit Marc-André Hamelin, Mikhail Pletnev und Ivo Pogorelich, der nach langer Auszeit eine Art zweiten Tastenfrühling erlebt. Nach Stuttgart kommt er mit Werken von Bach, Beethoven, Chopin und Ravel.
Am wenigsten Sorgen macht Michaela Russ die gut besuchte Kammermusikreihe. Dort findet sich immer wieder auch jüngeres Publikum ein. 2019/20 geben das Diotima-Quartett, das Novus String Quartet und das englische Busch Trio ihre Stuttgart-Debüts, außerdem werden die Publikumsmagneten Quatuor Ebène, Quatuor Modigliani und Vision String Quartet zurückkehren.
Cameron Carpenter kommt
Unter den Sonderkonzerten finden sich das Stuttgart-Debüt des Organisten Cameron Carpenter (am 2. Dezember im Theaterhaus) und das traditionelle Jahresschlusskonzert der Stuttgarter Philharmoniker mit Beethovens neunter Sinfonie, diesmal dirigiert von Dan Ettinger.
Und sonst? Abonnenten zahlen dieselben Preise wie zuletzt und bekommen obendrein Zugang zu einem Treue-Konzert. Mit Beginn der Saison 2019/20 bringt die SKS Russ auf ihrer Homepage Fahrgemeinschaften zusammen. Die kaum mehr besuchte Vorverkaufsstelle schließt am 30. Juni. Nach der Übernahme der Konzertagentur Esslinger zum 1. Juli will die SKS Russ auch „als Agentur wieder aktiver werden“. Es gibt vieles, auf das sich nicht nur Michaela Russ freuen kann.
Meisterkonzerte: Gewandhausorchester Leipzig mit Dirigent Andris Nelsons (24. Oktober), Orchestre des Champs-Élysées mit Philippe Herreweghe (13. November), London Philharmonic Orchestra mit Vladimir Jurowski (14. Dezember), Gstaad Festival Orchestra mit Manfred Honeck (12. Februar 2020), St. Petersburger Philharmoniker mit Yuri Temirkanov (27. Mai 2020).
Faszination Klassik: Festival Strings Lucerne mit dem Hornisten Felix Klieser als Solist (18. Oktober), Orchestre de Chambre de Lausanne mit dem Pianisten Lucas Debargue (27. November), Vivaldi-Nacht mit der Cappella Gabetta (11. Dezember), Orchestra de la Svizzera Italiana mit der Pianistin Khatja Buniatishvili (18. Februar 2020).
Meisterpianisten: Mitsuko Uchida (23. Oktober), Marc-André Hamelin (21. Januar 2020), Mikhail Pletnev (6. Februar 2020), Grigory Sokolov (5. März 2020), Seong-Jin Cho (21. April 2020), Ivo Pogorelich (26. Mai 2020).
Kammermusik: Quatuor Diotima (15. Oktober), Novus String Quartet (10. Dezember), Quatuor Modigliani (14. Januar 2020), Quatuor Ebène (2. März 2020), Vision String Quartet (16. März 2020).
Karten/Infos unter 07 11 / 55 06 60 77 oder www.sks-russ.de