Bei seinem Auftritt im Neckar Forum spielt das Stuttgarter Kammerorchester seine Qualitäten voll aus. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Als junger Wilder der klassischen Musim hat der Trompeter Simon Höfele Karriere gemacht. Beim Meisterkonzert mit dem Stuttgarter Kammerorchester im Esslinger Neckar Forum zeigte er die Vielfalt seines Instruments.

EsslingenEr ist BBC Radio 3 New Generation Artist, Rising Star der European Concert Hall Organisation und Künstler in der Reihe „Junge Wilde“ des Konzerthauses Dortmund: Mit seinen 25 Jahren hat der Trompeter Simon Höfele bereits einige Stufen der Karriereleiter erklommen. So jugendlich-unbekümmert wie sein Auftreten beim jüngsten Meisterkonzert im Neckar Forum wirkte auch sein Bläserspiel – locker, mühelos und getragen von einer unbändigen Musikalität.

Den Kopfsatz von Tomaso Albinonis Trompetenkonzert d-Moll op. 9, Nr. 2 ging er mit einer derartigen Leichtigkeit an, dass man den Eindruck gewann, Trompete spielen könne jeder. Wer es versucht, wird jedoch schnell eines Besseren belehrt werden. Über der luftigen Begleitung des gut disponierten Stuttgarter Kammerorchesters ließ Höfele die Läufe knattern. Und im Adagio sorgte er für saubere Tonansätze und spannungsvoll phrasierte, wunderschöne Tonlinien.

Leichtigkeit ist Trumpf

Im Allegro zündete Höfele erneut ein brillantes Feuerwerk bläserischer Kunst. Mehr noch: Die technische Brillanz, die präzise Artikulation und die gestochen scharfen Skalen erinnerten an die unerreichte Kunst des legendären Trompetenmeisters Maurice André. Auch in Alessandro Marcellos Trompetenkonzert d-Moll – wie Albinonis Opus ursprünglich für Oboe geschrieben – war Leichtigkeit Trumpf. Makellos blitzte die Technik, der langsame Satz betörte durch herrliche Legato-Zaubereien, und im Presto zeigte Höfele, was eine schnelle Zunge ist: Man erlebte Bläserkunst mit hohem Genussfaktor. Natürlich gab’s eine Zugabe. Im Da capo des Finalsatzes legte Höfele im Tempo noch einen Tick zu und endete nach einem wahren Husarenritt auf einem perfekt gesetzten Spitzenton.

Im mit barocker Pracht weihnachtlich geprägten Programm spielte das von Konzertmeisterin Susanne von Gutzeit angeführte Stuttgarter Kammerorchester seine Qualitäten voll aus: mit lockerem Strich, einer dynamisch äußerst differenzierten Lesart und homogenem Zusammenspiel. Man atmete gemeinsam, reagierte sensibel aufeinander und gab damit Arcangelo Corellis Concerto grosso g-Moll mit der berühmten Weihnachts-Pastorale die durchdachte, plastische Form.

Barocker Schönklang

Unbekanntes erklang mit der gefälligen Melodienseligkeit von Unico Willem van Wassenaer Obdams „Concerto armonico Nr. 5“, und Georg Friedrich Händels „Concerto grosso C-Dur“ bot den Orchestersolisten Susanne von Gutzeit und Yu Zhuang (Violine) sowie dem prächtig aufspielenden Cellisten Ofer Canetti Gelegenheit, ausgefeilte Streicher-Delikatesse zu servieren. Nach so viel barockem Schönklang tat es gut, mit Edvard Griegs Streicher-Suite „Aus Holbergs Zeit“ in andere Klangsphären einzutauchen. Zwar orientierte sich Grieg in dieser Huldigung an den großen norwegischen Dichter des 17. Jahrhunderts an der spätbarocken Orchestersuite mit ihren französischen Tanzformen, gab diesen aber mittels romantischer Verarbeitung einen neuen Touch.

Das Stuttgarter Kammerorchester spielte diese „Gute-Laune-Musik“ mit musikantischem Schwung, in puncto Intonation und Zusammenspiel nicht immer auf der Ideallinie, bezüglich Gestaltung und Dynamik jedoch bis ins Detail ausgeleuchtet. Zum Schluss gab’s viel Applaus und als Zugabe einen Happen von Mozart.