Vielseitige Unterhaltung auf hohem Niveau: Michael Geißler. Foto: Kellmayer - Kellmayer

Die Vielfalt des Cellos bewies das Nadolny Quartett im „Entenmanns“. Klassische Sonaten folgten auf Modernes wie „Bohemian Rhapsody“.

EsslingenDas Violoncello ist ein herrliches Instrument: Es kann singen, wehmütige oder feurige Töne von sich geben, dann wieder für rhythmischen Drive oder betörende Klangsinnlichkeit sorgen. Solchen Wohlklang erlebte das Publikum bei der Matinee des Nadolny Quartetts im stilvollen Gewölbekeller des Bistros „Entenmanns“ im Viererpack. Zur Stammbesetzung des nach dem deutschen Schriftsteller Sten Nadolny benannten Celloquartetts mit Konstantin Pfiz, Thomas Schmidt-Ott und dem Esslinger Chefarzt Michael Geißler gesellte sich als Gast die deutsch-koreanische Cellistin Simone Drescher, die auch beim Ende der Woche beginnenden Esslinger Podium Festival zu hören sein wird.

„Wir möchten mit unserem Konzert für den Förderverein Proklinikum werben“, sagte Geißler und hob dessen Unterstützung für das Klinikum Esslingen hervor: „In Zeiten chronischer Unterfinanzierung im Gesundheitswesen leistet der Verein wertvolle Hilfe bei der Optimierung der Patientenversorgung.“ Ein vielfältiges Programm hatte das Quartett mitgebracht, von einer Bearbeitung des von John Dowland 1597 geschriebenen Lautenlieds „Awake sweet Love“ über einen kurzen Ausschnitt aus Richard Wagners Oper „Lohengrin“ hin bis zum Mancini-Hit „Moon River“. Damit war zwar keine stilistische Einheit zu erreichen, das stete Kommen und Gehen der Melodien und die Vielfalt der Klänge begeisterten jedoch die Zuhörer: Zu keiner Sekunde kam Langeweile auf.

Dazu trug auch die humorige Moderation von Thomas Schmidt-Ott bei, der manche Anekdote zum Besten gab und auch die Ensemblemitglieder nicht mit launigen Bemerkungen verschonte. So meinte er, der Text des Schlagers „Du hast Glück bei den Frau‘n, Bel Ami“ von Theo Mackeben sei Michael Geißler geradezu auf den Leib geschrieben – sehr zur Erheiterung des Publikums und zum Ansporn für Simone Drescher, die die schmeichlerische Melodie betörend schön auf dem Cello sang: Unterhaltungsmusik im besten Sinne.

Strengere Kost hatte es zuvor mit der Sonate a-Moll op. 34/6 des französischen Flötisten und Barockkomponisten Joseph Bodin de Boismortier gegeben, mit einer knackig gespielten Fuge, kunstvoll gezogenen Melodielinien in den langsamen Partien und ungestümer Verve im Finale. Der wunderschöne Rocksong „Bohemian Rhapsody“ der einst vom Sänger Freddie Mercury angeführten Gruppe „Queen“ setzte hier ebenso einen klaren Kontrast wie die Filmmusik von Klaus Badelt und Hans Zimmer zu „Pirates of the Caribbean“ – packend gespielt, homogen im Ensembleklang und mit brillanten Solopartien. Auch der Tango durfte nicht fehlen. Während Eduard Pütz‘ Originalkomposition „Tango passionato“ eher dem unterhaltenden Genre zuzuordnen ist, verfügt „La Muerte del Angel“ aus einer 1962 vom argentinischen Altmeister des Tangos Astor Piazzolla geschriebenen Schauspielmusik über wesentlich mehr musikalischen Tiefgang.

Hier zeigte sich die satztechnische Meisterschaft Piazzollas in einer kunstvollen Fuge, schwärmerischem Gesang im Mittelteil und einer für den Tango typischen finalen Klangballung. Leicht verdauliche Kost brachten Antonin Dvoraks bezaubernde „Humoreske“ und das „Impromptu op. 30“ des ehemaligen Solocellisten des Leipziger Gewandhausorchesters, Julius Klengel. Er drehte bekannte Melodien wie „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“, den Choral „Wir danken alle Gott“ und Mendelssohns berühmten Hochzeitsmarsch durch den Wolf. Heraus kam dabei eine vergnügliche Parodie in Tönen, sehr zur Freude des Publikums, das sich als Zugaben „Nothing else matters“ von Metallica und den Melina Mercouri-Hit „Die Kinder von Piräus“ erklatschte.