Quelle: Unbekannt

Mit Hildegard Starlingers Inszenierung von Dennis Kellys „Opferung von Gorge Mastromas“ zeigt das kleine Stuttgarter Studiotheater große Schauspielkunst – und eine Abrechungen mit dem Raubtier-Kapitalismus.

StuttgartZerlumpt, zerzaust, vereinsamt wacht Gorge Mastromas über sein Finanzimperium. Ein selbstzerstörerischer Zyniker, der kurz erwacht, als er sich mit seinem ihm bisher unbekannten Enkel konfrontiert sieht. War Gorge nicht eben noch der Prototyp des Global Players? Ist er Opfer des neoliberalen Systems oder Täter? Es ist eine gnadenlose Abrechnung, in deren Verlauf der britische Dramatiker Dennis Kelly die Möglichkeiten menschlichen Werdens vorführt. Entscheidungen zwischen Güte oder Feigheit, Lüge oder Wahrheit trifft jeder. Daher beginnt Gorge (Folkert Dücker) in Hildegard Starlingers Inszenierung im Stuttgarter Studiotheater sein Spiel in den Zuschauerreihen.

Auf der Bühne, von Alois Ellmauer stylisch weiß als Bar mit mobilen Kuben möbliert, stellte bis zu diesem Moment ein Schauspielerquartett in bester Erzählkunst Details aus Gorges Sozialisierung vor. Alles Mittelmaß. Bis zu dem Augenblick, als der erwachsene Gorge sich für Lüge und Feigheit statt Wahrheit und Güte entscheidet.

Das Spiel ist rasant, die Kuben werden gerückt, neue Spielräume improvisiert. Mit Gorge als Protagonisten führt das Team in wechselnden Rollen den Aufstieg dieses immer korrupter agierenden Mannes in den Unternehmerhimmel der „World’s Billionaires“ vor, er spricht von Allianzen durch Bankkapital und unternehmerischer Gier. Seine Achillesferse aber ist die Liebe. Für sein aufgeblasenes Ego fälscht er finanzielle Bilanzen, für Louisa seine Biografie. Und immer wieder wird das Publikum gefragt: „Sind Sie schon angewidert, sind Sie schon abgestoßen?“ Große Schauspielkunst im kleinen Studiotheater.

Aufführungen: 1., 2. und 6. bis 9. März.