Ein großer Haufen mit Bauschutt versperrt den Blick auf dem Gelände der künftigen Akademiegärten. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Um die Hauptstraße In den Akademiegärten gruppieren sich Amsel-, Drossel- und Finkenweg. Die Gemeinderäte in Neuhausen legten nicht nur die Straßennamen für das Neubaugebiet fest, in dem 700 bis 800 Menschen leben sollen. Sie beschlossen auch den Bebauungsplan für das Wohngebiet, das nach dem Willen der Planer „ein sozial gemischtes Quartier“ werden soll.

„Es ist ein Geschenk, dass wir ein 5,5 Hektar großes Gebiet im Süden von Neuhausen neu planen und teilweise entsiegeln dürfen“, umriss Bürgermeister Ingo Hacker in der jüngsten Sitzung die Bedeutung des Projekts für die Stadtentwicklung. Weil Neuhausen 2021/22 einen S-Bahn-Anschluss bekommt, sind Wohnungen und Häuser dort sehr gefragt. Weil die Sparkassenakademie den Standort aufgab, hat die Gemeinde nun die Chance, beim Horber Wald wieder ein relativ großes Baugebiet auszuweisen. Das Siedlungswerk und die Gemeinde Neuhauen realisieren das Projekt gemeinsam.

Wohnmodell für Flüchtlinge

Neben etwa 30 Baugrundstücken für freistehende Eigenheime sollen 45 Baugrundstücke für Doppel- und Reihenhäuser entstehen. In Ergänzung dieses Angebots werden nach Angaben des Siedlungswerks 155 Wohnungen im Bereich des Geschosswohnungsbaus für alle Haushaltsgrößen und Altersgruppen errichtet. Auch ein integratives Wohnmodell für Flüchtlinge ist vorgesehen. Das Quartier bekommt eine eigene Heizzentrale.

Den städtebaulichen Wettbewerb im Jahr 2015 entschied das Büro Hähning und Gemmeke für sich. Die Planer entwarfen ein Wohngebiet mit unterschiedlichen Gebäudeformen und Innenhöfen. Um den städtebaulichen Anspruch zu unterstreichen, haben Professor Mathias Hähnig und sein Team ein Gestaltungshandbuch für das Quartier erarbeitet, das Planern und Bauherren Anregungen geben soll. Das Handbuch soll bei einer Bürgerinformation am Ende des Jahres präsentiert werden.

„Ich hoffe, dass die anspruchsvollen Baukonzepte auch tatsächlich umgesetzt werden, und wir so ein Wohngebiet mit einheitlichem Erscheinungsbild bekommen“, lobte Mariela Herzog (Freie Wähler) dieses Buch. Peter-Alexander Schreck (CDU) freut sich auf die „Herausforderung“, bis zu 800 neue Einwohner mit unterschiedlichem sozialem Hintergrund in die Gemeinde und in die bestehenden Strukturen zu integrieren. Er sieht den Entwicklungsprozess für das neue Baugebiet sehr positiv und dankte den beteiligten Planern.

Droht ein Lärmproblem?

Dietmar Rothmund (SPD) befürchtet, dass die Nähe zum Skaterplatz und der Beachvolleyball-Anlage zu Konflikten zwischen Jugendlichen und Bewohnern führen könnte. „Das könnte ein Lärmproblem geben.“ Große Sorgen bereitet Gabriele Probst von der Initiative Grüne Liste (IGL) die wachsende Einwohnerzahl in der Fildergemeinde. Um 800 Menschen zu integrieren, sind aus ihrer Sicht umfassende Konzepte nötig. Außerdem sei da an die Infrastruktur zu denken, die der neuen Einwohnerzahl entsprechend angepasst werden müsse. Da verwies sie auf die Stadt Wendlingen, die das Einwohnerwachstum mit einem „Masterplan“ begleite. Bei der Abstimmung zum Satzungsbeschluss des Bebauungsplans stimmten die drei Gemeinderäte der IGL dagegen. Das kommentierte Bürgermeister Hacker kritisch: „Bundesweit setzen sich die Grünen dafür ein, Flächen zu entsiegeln, und wenn wir das vor Ort tun, sind Sie dagegen.“ Auch über die Straßennamen diskutierten die Gemeinderäte. Auf den Amsel-, Drossel- und Finkenweg müsste nach Ansicht von Peter-Alexander Schreck noch ein Starenweg folgen. Augenzwinkernd schlug Ulrike Müh (Freie Wähler) vor, einer kleinen Stichstraße diesen Namen zu verpassen, damit die vier Piepmätze aus dem Volkslied „Alle Vögel sind schon da“ beisammen wären. Dagegen kritisierte Dietmar Rothmund, dass bei der Benennung der Straßen keine Persönlichkeiten aus Neuhausen „oder auch Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus“ zum Zuge kämen.