Eine gute Infrastruktur prägt das Neckartal und den gesamten Landkreis Esslingen. Hinzu kommt eine abwechslungsreiche Natur zwischen Schurwald, Fildern und Alb. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Stephanie Danner und Nicole Spiegelburg

Kreis Esslingen - Was ist eigentlich Heimat? Und was bedeutet der Begriff für den Einzelnen? Für manch einen ist es ein Ort, für andere sind es Menschen. Sicher ist es aber ein Gefühl von Geborgenheit, das bei den meisten Menschen mitschwingt, wenn sie an Heimat denken. Häufig verbindet man mit dem Sich-Zuhause-Fühlen auch eine gute Arbeit, möglicherweise eine Arbeit, die in der Natur oder mit der Natur stattfindet. Der Heimatbegriff ist also vielseitig besetzt.

In einer sechsteiligen Serie stellen wir Menschen vor, die im Kreis Esslingen und der Umgebung zuhause sind. Aus ganz unterschiedlichen Gründen fühlen sie sich dieser Region verbunden. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie gerne hier leben und arbeiten. So wie die Polizeireiterin, die in Ostfildern-Kemnat seit 21 Jahren ihren Dienst tut. Die tägliche Arbeit mit den Pferden erfüllt sie, ein Hobby wurde zum Beruf. Und das alles in einer landschaftlich reizvollen Lage. „Heimat, das sind Orte“, findet Polizistin Ulrike Klein.

Der Hochschul-Absolvent Steffen Seelig verbindet mit einem heimeligen Gefühl eher Menschen. Und genau wegen diesen ist der gebürtige Franke nach dem Studium auch in Esslingen hängen geblieben. Seit Anfang August arbeitet er als Vertriebs-Trainee in der Region Stuttgart.

Der Heimatpflege im weitesten Sinne haben sich die drei Försterinnen verschrieben, die im Kreis Esslingen tätig sind - neben zahlreichen männlichen Kollegen. Für sie ist ihr Arbeitsort, der Wald, ein Stückchen Heimat. Doch auch die Kindheit spielt beispielsweise für Elke Rimmele-Mohl eine Rolle: „ein bisschen wie Bullerbü“ sei der Ort gewesen, an dem sie aufwuchs. Ähnlich geht es ihren jüngeren Kolleginnen. So sind für Diana Neuahauser neben dem Elternhaus „Wälder, in denen ich als Kind viel Zeit verbracht habe“ Heimat. Und Carla Hohberger fühlt sich im Kreis Esslingen daheim und ist nun glücklich, dass sie hier auch arbeiten kann.

In der Esslinger Pliensauvorstadt hat der Glasmalkünstler Bernhard Huber mit einem Atelier zugleich so etwas wie eine Heimat gefunden. In den großzügigen, hellen Räumen experimentiert Bernhard Huber mit Glas, Licht und Farben. Ein Großteil seiner Entwürfe und Ideen sind hier entstanden, von den abstrakten Glasmalereien bis hin zu den gläsernen Rauminstallationen. Eigentlich war der Künstler seinerzeit in Stuttgart auf Ateliersuche. Doch die guten Lebens- und Arbeitsbedingungen haben den Künstler mit seiner Familie schließlich in Esslingen bleiben lassen. „Was ich genieße, sind die kurzen Wege, dass ich im Prinzip alles mit dem Fahrrad machen kann.“ Aber auch die räumliche Nähe zu Stuttgart schätzt Bernhard Huber. Denn über sein Studium der Glasmalerei an der Kunstakademie Stuttgart hat der gebürtige Neresheimer bis heute viele Anknüpfungspunkte in die Schwabenmetropole.

An ihrem Arbeitsplatz zuhause fühlen sich auch die beiden jungen Frauen Soultana Terzoudi und Sarah Schütt. Zusammen arbeiten sie im Café Morlock, einem Integrativen Café in Plochingen. Davor waren sie in unterschiedlichen Behindertenwerkstätten beschäftigt und mit ihrer monotonen Tätigkeit ohne Kontakt zu anderen Menschen unzufrieden. Im Café Morlock sind sie aufgeblüht, haben ihren eigenen Aufgabenbereich und sind täglich im Gespräch mit den Kunden. „Man geht hier mehr auf“, bringt es Soultana Terzoudi auf den Punkt. Als „Full-Time-Job“ bezeichnet Lillith Morlock ihre Tätigkeit als Gastronomiemanagerin und Sozialarbeiterin im Café Morlock. Doch eigentlich schätzt die studierte Sozialarbeiterin mit einem Abschluss als Filialmanagerin im Bäckerhandwerk gerade diese Doppelrolle. „Die Kombi macht‘s“, sagt sie. „Sie ist für mich gerade das Spannende an meiner Arbeit.“

Den Abschluss der sechsteiligen Serie zu „Menschen und ihre Heimat“ bildet Lydia Stilz. Die bald 90-Jährige Autorin hat sich in ihrem neuen Buch „Heimat ist da, wo dir das Herz aufgeht“ dem Thema literarisch genährt. Das im Herbst im Silberburg-Verlag erscheinende Buch erzählt die Geschichte der jungen Lehrerin Marie Luise Seitz, die ihre Heimat verlässt, um ihre erste Stelle als Lehrerin anzutreten. Schon bald fühlt sie sich zu Hause, denn, so sagt Lydia Stilz: „Wo sich das Herz öffnet, kann Neues einströmen.“

Die Serie im Einzelnen

Teil 1: Student Steffen Seelig ist nach dem Studium in Esslingen hängen geblieben. Er hat hier eine Arbeit gefunden.

Teil 2: Drei Försterinnen sind im Kreis Esslingen tätig. Sie lieben den Wald und ihre Arbeit dort, ein Stück Heimatpflege.

Teil 3: Zwei junge Frauen haben in einem Integrativen Café in Plochingen eine Tätigkeit gefunden, die sie ausfüllt.

Teil 4: Für den Glasmalkünstler Bernhard Huber gibt es kein schöneres Material als Glas. Daraus schafft er abstrakte Kunst und Rauminstallationen.

Teil 5: Polizeireiterin Ulrike Klein trainiert täglich mit ihrem Pferd für Einsätze. Die Arbeit mit und in der Natur bereitet ihr Freude.

Teil 6: Sie wird bald 90 Jahre alt und arbeitet dennoch unermüdlich, die Autorin Lydia Stilz. Im Herbst erscheint ihr neues Buch „Heimat ist da, wo dir das Herz aufgeht“.