Die Rettung Ertrinkender sollte durch geübte Fachkräfte erfolgen. Foto: DLRG/Sascha Walther - DLRG/Sascha Walther

Ertrinkende sind schwer zu erkennen – bei Badeunfällen in Bädern oder Seen ist richtiges Verhalten wichtig. Tipps vom Esslinger DLRG-Vorsitzenden Bastian Sturm.

Landkreis Esslingen An heißen Tagen hinein ins kühle Nass. Wunderbar. Erfrischend. Angenehm. Doch das Schwimmen in Freibädern oder Badeseen kann, auch durch unvorsichtiges Verhalten, seine Schattenseiten haben: Bisher sind 2019 nach Angaben von Bastian Sturm, dem DLRG-Vorsitzenden im Bezirk Esslingen, 17 Personen in Baden-Württemberg ertrunken, im Vorjahr waren insgesamt 62 Todesfälle in Bädern und Seen im Land zu beklagen. Allerdings nicht in der Region: Im Zuständigkeitsbereich der Pressestelle des Polizeipräsidiums Reutlingen, also in den Kreisen Esslingen, Reutlingen und Tübingen, kam es im laufenden Jahr laut der stellvertretenden Leiterin Andrea Kopp bisher zu keinen tödlichen Badeunfällen.

Einen Ertrinkenden zu erkennen – das ist laut Bastian Sturm gar nicht so einfach. Die Menschen seien mit dem Überlebenskampf beschäftigt, bräuchten alle Kräfte, um sich über Wasser halten zu können und würden daher nicht um Hilfe rufen. Zudem könne es im kalten Wasser zu einem Stimmritzenkrampf, einer Verkrampfung der Stimmritze des Kehlkopfs, kommen, bei dem die betreffende Person keinen Laut mehr von sich geben könne. Dennoch bekommt der Gefährdete alles ganz bewusst mit – und das Ertrinken kann bis zu drei Minuten dauern. Aber, so der Experte, wenn Menschen immer wieder untergehen und unkontrollierte Schwimmbewegungen machen, dann könnte das ein Anzeichen für eine Gefahr durch Ertrinken sein.

Zuerst einen Notruf absetzen

Der erste Impuls ist dann – hinzuschwimmen, helfen, retten. Ganz falsch, weiß Bastian Sturm. Wer keine Übung und keine Erfahrung bei der Bergung ertrinkender Personen hat, sollte vorsichtig sein. Ein Mensch in Todesangst gerät in Panik, entwickelt ungeahnte Kräfte: „Ein Ertrinkender greift nach jedem Strohhalm.“ Und so besteht die Gefahr, dass der vermeintliche Retter mit dem zu Rettenden untergeht. Daher rät der Fachmann, zuerst einen Notruf unter -112 abzusetzen. Das wäre besser, als wenn die Rettungskräfte nach zwei Personen suchen müssten. Künftig, so der Experte, sollen mit finanzieller Hilfe der Björn-Steiger-Stiftung Notrufsäulen an Gewässern aufgestellt werden, die eine noch schnellere Verständigung der Rettungskräfte ermöglichen.

Trotz aller Gegenmittel – die Gefahr von Badeunfällen ist immer gegeben. „Im Durchschnitt haben wir zwei bis drei präventive Rettungseinsätze durch die Schwimmmeister oder das Aufsichtspersonal pro Monat, um Badeunfälle zu vermeiden“, erklärt Dominik Völker, Prokurist sowie Leiter von Vertrieb und Marketing bei den Stadtwerken Esslingen (SWE), die das Neckarfreibad betreiben. 2019 gab dort seinen Angaben zu Folge einen Unglücksfall: „Die Person konnte durch das schnelle Eingreifen der Schwimmmeister gerettet werden. Darüber hinaus gab es glücklicherweise keine ernsten Unfälle.“ Auch nicht im Sport- und Badezentrum „Filderado“ in Filderstadt. „Es kommt ab zu vor, dass Schwimmmeister eingreifen müssen, weil die Schwimmfähigkeit von Kindern allgemein nachgelassen hat oder die Schwimmkünste überschätzt werden“, weiß Geschäftsführer Felix Schneider. Manche Eltern seien sich zudem ihrer Rolle als Aufsichtsperson nicht bewusst, denn es sei hier eine gewisse Unaufmerksamkeit zu beobachten: „Die Aufsicht wird dem Personal überlassen.“ Das sei aber nicht richtig: Wer mit einem Kind ins Bad gehe, sei auch für dessen Sicherheit verantwortlich.

„Die Zahl der Badeunfälle liegt im Freibad Deizisau bei null“, erklärt die auch für Bäder zuständige Kämmerin Nadine Jud von der Gemeinde. Zu beobachten seien höchstens kleinere Vorfälle wie ein aufgeschlagenes Knie oder ein Kind, das hinfällt.

So war es bisher auch im „Freibad Neuhausen auf den Fildern“. Die städtische Pressesprecherin Elke Eberle kann aber von einem sich kürzlich ereigneten Vorfall berichten: Ein Mann hatte Wasser geschluckt, wirkte unsicher im Wasser und wurde von der Schwimmmeisterin daher vorsorglich an den Beckenrand gebracht. In Reichenbach kann Sabine Kobarg in Vertretung des Bäderverantwortlichen Wolfgang Steiger von keinen Badeunfällen im „Freibad im Grünen“ berichten. Es habe nur einen Vorfall gegeben: Ein Badegast brach im Bad aufgrund eines Herzinfarkts zusammen, überlebte dank der sofort eingeleiteten, lebensrettenden Maßnahmen des Schwimmmeisters und befindet sich auf dem Wege der Besserung.

Tipps zum sicheren Schwimmen

Gefahrenquellen: Gerade der Neckar mit seinen Wehranlagen und Badeseen mit ihren unvorhersehbaren Strömungen bergen Risiken für Schwimmer. Bastian Sturm von der DLRG Esslingen rät daher, nur in von Fachpersonal beaufsichtigen Bädern zu schwimmen.

Hilfeschreie: Es ist nicht lustig, wenn jemand im Wasser aus Jux und Tollerei um Hilfe schreit. Das verwirrt Schwimmmeister und Passanten nur unnötig.

Aufsicht: Eltern haben die Aufsichtspflicht über ihre Kinder im Wasser. Daher rät Bastian Sturm dringend vom Blicken oder Tippen auf dem Handy ab. Eltern sollten ihre Kinder ständig im Auge behalten.

Notfälle: Im Rettungsschwimmen Ungeübte sollten nicht zu Hilfe eilen, da sie sich sonst selbst in Gefahr bringen könnten. Wichtig ist es aber im Bedarfsfall, sofort einen Notruf unter -112 abzusetzen. Dann kommt die Rettungskette in Gang. Beim Absetzen des Notrufs sollten möglichst genaue Angaben und Beschreibungen zum Unglücksort gemacht werden. Nur mit guten Informationen können die Rettungskräfte schnell zu ihrem Einsatzort eilen.