Die neue Kaatsch-Lagerhalle zwischen Neckar und B 10 hat eine Grundfläche von mehr als 5000 Quadratmetern. 2018 wird sie fertiggestellt. Fotos: Zimmermann Quelle: Unbekannt

Auch riesige Baumaschinen können unter diesem Dach gut rangieren: Am Plochinger Rheinkai, direkt an der Hafenbrücke, steht nun der 20 Meter hohe Rohbau der neuen Lagerhalle von Kaatsch. Gestern hat das Schrott- und Recyclingunternehmen zum Richtfest eingeladen. Im kommenden Jahr soll das Gebäude fertig gestellt werden.

Von Greta Gramberg

„Die geeignete Kulisse eines düsteren Tatorts“ hatte Stefan Haas von KBK Architekten Anfang 2013 am Eingang des Plochinger Neckarhafens vor sich gesehen. Damals begannen die Überlegungen der bereits im Hafen ansässigen Firma Schrott- und Metallhandel M. Kaatsch, das Grundstück am Beginn des Rheinkais zu entwickeln, wo zu dieser Zeit noch „eine heruntergekommene Ruine eines Einkaufszentrums“ gestanden hatte, so Haas Worte beim gestrigen Richtfest. Der nun gefeierte Rohbau ist dagegen hell und soll mit seiner dynamischen, zur Brücke hin abgerundeten Form Assoziationen an den Flussschiffbau wecken, erklärte der Bauingenieur beim offiziellen Programmteil in der Halle, nachdem Matthias Sperrfechter von der Firma Stahlbau Wendeler in Donzdorf vom Dach aus den Richtspruch vorgetragen hatte.

Kaatsch investiert etwa sechs Millionen Euro, wie Seniorchef Hermann Wager angibt. Das Gebäude mit einer Grundfläche von mehr als 5000 Quadratmetern soll als Lager zur Metallaufbereitung und zum Warenumschlag sowie zur Wartung der Maschinen dienen. Es wird schallisoliert, um die umliegende Wohnbebauung zu schonen. Außerdem hat Kaatsch ein neues Anschlussgleis angelegt.

Geschäftsführer Ralph Wager machte den Gästen deutlich, dass das Unternehmen längst nicht mehr nur im klassischen Schrott- und Metallhandel tätig ist, es gebe viele Geschäftsbereiche, die Kaatsch weiter entwickle. „Die Branche unterliegt ständigen Veränderungen“, so Ralph Wager. Kaatsch ist mit Neuentwicklungen in der Industrie, neuen Märkten, die es zu erschließen gilt, und politischen Entwicklungen konfrontiert. So hat etwa die Lage in der Türkei, die großer Abnehmer von Metallschrott ist, Auswirkungen auf die Plochinger Firma.

Doch der internationale Markt sei insgesamt stabil, stellte Hermann Wager fest. Die Umsatzzahlen von Kaatsch steigen, 2016 lagen sie bei 110 Millionen Euro. Und auch mit den Erwartungen für 2017 sei man zufrieden. Die Firma hat an die 140 Mitarbeiter und Standorte in Plochingen und Wernau. Größter Geschäftsbereich ist der Schrott- und Metallhandel. Derzeit laufe der Wareneingang vor allem über die Straße, der Ausgang über Schiene und den Neckar. Ein Wunsch für die Zukunft ist laut Hermann Wager, den Umschlag aufs Wasser zu erhöhen - doch es fehle an Schiffen.

Die Stadt Plochingen und der Neckarhafen sind froh über das Bauprojekt. „Für mich ist das ein Bekenntnis zum Standort Plochingen“, sagte der Beigeordnete der Rathausverwaltung, Michael Hanus. Es sei etwas Tolles entstanden, beglückwünschte er die Bauherren in Vertretung von Bürgermeister Frank Buß, der aufgrund eines Bandscheibenvorfalls nicht kommen konnte.

Von einer „Aufwertung des Neckarhafens“, sprach Hafengeschäftsführer Gerhard Straub. Er appellierte an die Bundesregierung, den Schleusenausbau für große Schiffe auf dem Neckar zu forcieren - so wäre auch mehr Schiffsumschlag für Kaatsch möglich. Das Bauprojekt entspricht der Strategie des Hafens, nicht hafenaffine Nutzer durch hafenaffine zu ersetzen. Vormals waren an der Stelle ein Fitnessstudio, eine Tankstelle und eine Werkstatt angesiedelt. „Tatsächlich ist es so, dass hier vor einigen Jahren mal Dreharbeiten für einen Tatort stattgefunden haben“, so Straub. Allerdings hatten er und seine Mitarbeiterinnen auch Nachteile. Ihre Büros befinden sich noch in direkter Nachbarschaft zur Baustelle. Ihr neues Verwaltungsgebäude am Sicherheitsbecken soll aber Anfang kommenden Jahres bezugsfertig sein - das 50. Jubiläum des Hafens wird im Juli 2018 dort begangen.

Dann kann der bisherige Standort am Rheinkai abgerissen und die Fläche von Kaatsch für die Fertigstellung der Lagerhalle genutzt werden. Wann das Firmen-Verwaltungsgebäude, das in direkter Nachbarschaft geplant ist, gebaut wird, steht noch nicht fest. Schließlich hatten die Planer stets von einer „Vision 2030“ gesprochen.