Große Freude über den Verkauf der Friedenskirche: Pastor Martin Schneidemesser, Rolf Dreher und Bürgermeister Gerhard Kuttler (von links). Foto: Katja Eisenhardt - Katja Eisenhardt

Die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde Hochdorf hat ihre Immobilie an die Gemeinde verkauft. Nun wird die Friedenskirche zum Vereinshaus umfunktioniert.

HochdorfVom Rathaus liegt das Gebäude der evangelisch-methodistischen Kirche, die in Hochdorf Friedenskirche heißt, nur einen Steinwurf entfernt in direkter Nachbarschaft zum evangelischen Gemeindehaus. Die Gemeinde hat diese Kirche in der Kirchstraße 3 nun gekauft. Sie wird nach der Schlüsselübergabe am 19. Januar zum „Vereinshaus“.

Die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde Hochdorf gehört wie die Deizisauer zum Bezirk Plochingen. Bekanntermaßen schließen sich die drei Kirchengemeinden zusammen, in Plochingen haben neben der Stadthalle die Arbeiten für den Neubau des zentralen Standorts begonnen.

„Wir wollen die Räume den Hochdorfer Vereinen zu Schulungs-, Unterrichts- und Übungszwecken im gymnastischen, musikalischen, künstlerischen und kulturellen Bereich zur Verfügung stellen“, sagt Bürgermeister Gerhard Kuttler zur geplanten Nutzung der Friedenskirche. Chöre könnten dort beispielsweise ihre Proben abhalten, die Volkshochschule Kurse anbieten, die Landfrauen oder andere Vereine ihre Vortragsreihen und kreativen Angebote veranstalten. Auf zwei Etagen stehen dafür vier Räume zur Verfügung, die im Obergeschoss kann man bei Bedarf dank einer Trennwand zu einem großen Raum umfunktionieren. Einer der beiden Erdgeschossräume mit Zugang zum Garten könne auch als Betreuungsraum für Tageseltern genutzt werden, nennt Kuttler eine weitere Idee. In jedem Geschoss befindet sich eine kleine Küche, im Erdgeschoss zusätzlich zu den regulären Sanitärräumen eine Dusche. Die Nutzfläche beträgt 348 Quadratmeter.

Da der Bereich rund um das Rathaus im Sanierungsgebiet „Ortsmitte II“ liegt, beantragte die Gemeinde Fördermittel aus dem Bund-Länderprogramm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren. „Der Kaufpreis der Friedenskirche lag bei 600 000 Euro, 60 Prozent davon, also gut 360 000 Euro haben wir an Fördermitteln erhalten“, berichtet Kuttler. Ohne diese finanzielle Unterstützung wäre der Kauf schwierig geworden, fügt er hinzu. Das Gebäude muss mindestens für 15 Jahre einen öffentlichen Nutzen haben und darf nicht etwa zu einem Wohngebäude umfunktioniert werden, sonst muss die Gemeinde die Fördergelder zurückzahlen.

„Wir sind in der Kirchengemeinde froh, dass die Kirche von der bürgerlichen Gemeinde übernommen wurde“, sagt Pastor Martin Schneidemesser. Die öffentliche und vielseitige Nutzung passe zur „DNA der methodistischen Kirche.“ In Plochingen entsteht ein offenes Haus für Jedermann mit dem Fokus auf einer sozialen Ausrichtung. In der Hochdorfer Friedenskirche fanden seither schon neben den Gottesdiensten unterschiedliche Veranstaltungen wie Proben von Chor- und Trommelgruppen, Jungschar, Sportkurse oder das Begegnungscafé der Flüchtlingshilfe statt. Jeden Sonntag halte zudem eine nigerianische Kirchengemeinde als Gast ihre Gottesdienste ab. „Eineinhalb Jahre lang hat die Kirchengemeinde in Kooperation mit den anderen örtlichen Kirchengemeinden hier zudem einen Gambier im sogenannten stillen Asyl untergebracht“, berichtet Schneidemesser.

Nicht vorgesehen ist, dass die Friedenskirche künftig den Vereinen als Lagerfläche dient, auch wenn der AHGV-Vorsitzende Rolf Dreher dafür einen sehr hohen Bedarf sieht: „Die bisherigen Rückmeldungen von zehn Hochdorfer Vereinen ergeben einen Lagerbedarf von gut 500 Quadratmetern.“ Vorübergehend dürfen die Dalba Hexa ihr Hab und Gut in einem der Erdgeschossräume lagern, da ihnen ihr Raum im ehemaligen Schleckergebäude zum Ende des Jahres gekündigt wurde. „Bis sie etwas Neues haben, können die Sachen hier bleiben“, sagt Bürgermeister Kuttler. Ziel sei es, dass die Gemeinde den Vereinen Lagermöglichkeiten zur Verfügung stelle. „Das könnten zum Beispiel Container sein. Die Überlegungen, wo und in welcher Form das umgesetzt werden kann, laufen noch. Der Bedarf wird voraussichtlich nicht an einem Standort gedeckt werden können.“ Im kommenden Jahr wolle man aber zumindest starten. „Das Thema Vereinslager besteht schon viele Jahre. Jetzt müssen wir eben noch ein bisschen Geduld haben, aber dass etwas kommt, ist dringend“, betont Dreher.

Historie der Kirchengemeinde

Methodisten – in den Anfängen als Evangelische Gemeinschaft bekannt – gibt es in Hochdorf seit 1858, berichtet Pastor Martin Schneidemesser. Im selben Jahr wurde in Plochingen europaweit das erste eigene Gebäude der Gemeinschaft errichtet. Anfangs fanden die Hochdorfer Treffen im Haus von Jakob Hafner statt. Da immer mehr Leute dazukamen, hielt die Gemeinschaft ihre Versammlungen ein Jahr später im Haus von Michael Unger ab.

Friedenskirche: An der Stelle der Friedenskirche stand früher ein Bauernhaus, das 1876 erbaute „Kälbererhaus im Gässle“. Wie Schneidemesser berichtet, fanden dort wohl ab 1878 Gottesdienste der Methodisten statt. 1904 kaufte die Kirchengemeinde das Gebäude. 1931 hatte sie 40 Mitglieder, 76 Kinder besuchten die Sonntagsschule. „40 Mitglieder entsprechen bei uns rund 80 bis 100 Personen, die zur Gemeinde gehören, da Kinder, Jugendliche und Freunde nicht bei den Mitgliedern mitgezählt werden“, erklärt der Pastor. Heute gebe es noch rund 20 Mitglieder im Ort. 1970 wurde neben dem alten Bauernhaus ein Anbau errichtet, 1981 stellte sich heraus, dass die nicht mehr sanierfähige Bausubstanz einen Neubau erfordert. Am 30. Juni 1985 wurde die Friedenskirche eingeweiht.