Die Linie 120 stellt Fahrgäste mit dem Ziel Neuhausen neben der Linie 119 nach 20.30 Uhr vor Herausforderungen. Foto: Dietrich Quelle: Unbekannt

Von Peter Dietrich

Gibt es denn nach 20.34 Uhr keinen Bus mehr von Esslingen nach Neuhausen? Muss ich Taxi fahren oder laufen? Das könnte ein fremder Fahrgast am Esslinger Busbahnhof denken. Doch dem ist nicht so. Nur die Informationen sind lückenhaft.

Der EZ-Leser Rudolf Lang aus Neuhausen beobachtet die fehlenden Infos schon länger. Er hatte deshalb beim Busunternehmen GR Omnibus angerufen, das die Linien 120 nach Neuhausen und 119 nach Denkendorf betreibt. „Die haben mir gesagt, für sie wäre das so in Ordnung.“ Nun hat er am Esslinger ZOB nochmals genau nachgesehen und klagt über die Information zum Abendverkehr auf dem Abfahrtsplan: „Das ist für Liliputaner mit Lupe.“

Tagsüber fahren von Esslingen durchgehend Busse nach Denkendorf und Neuhausen, wie seit Jahrzehnten als Nachfolger der 1978 eingestellten Straßenbahn. Doch abends muss man seit einiger Zeit in Nellingen an der Hindenburgstraße umsteigen. Das ist, auch wenn es zuerst nicht so klingt, ein Vorteil, denn die eingesparten Kilometer für die Parallelfahrt zwischen Esslingen und Nellingen wurden umgebucht: Statt früher alle Stunde gibt es nun alle halbe Stunde eine Abendverbindung nach Neuhausen und Denkendorf. Die elektronische Fahrplanauskunft des VVS weiß das natürlich und gibt die richtigen Umsteigeverbindungen aus. Im gedruckten Fahrplanheft ist bei der Linie 120 ein Vermerk abgedruckt, nach 20.34 Uhr zuerst die Line 119 zu benutzen.

Fehlende Hinweise

Kritisch wird es aber für den Fremden, der sich nicht vorab informiert hat. Auf den elektronischen Abfahrtsanzeigen am Esslinger Bahnhof ist die Umsteigeverbindung nämlich nicht enthalten. Das ist prinzipiell in Ordnung. Keiner, der mit dem 120er-Bus nach Neuhausen fährt und dort in den 36er nach Sielmingen umsteigt, erwartet, am Esslinger Bahnhof etwas vom 36er zu finden. Beim 120er bis nach Neuhausen, der die allermeiste Zeit des Tages direkt fährt, ist das aber etwas anderes.

Am Bussteig 4, an dem die Linie 120 abfährt, gibt es zwei Infosäulen mit Aushangfahrplänen. Die Linie 120 hängt jeweils ganz unten, daher Langs Liliputaner-Kritik. An einer Säule gibt es beim 120er gar keinen Hinweis auf den abendlichen 119er, an der anderen schon. Er ist aber nicht bei den leeren Feldern nach 20.34 Uhr, sondern in kleiner Schrift weiter oben auf dem Blatt angebracht, wo er schwer zu finden ist. Außerdem wird der Fahrgast im Hinweis noch zur Linie 119 an Bussteig 8 vor dem Bahnhofsgebäude geschickt, wo diese Linie früher abfuhr. Inzwischen startet sie jedoch gleich nebenan an Bussteig 3.

„Umsteigebeziehungen stellen wir im Aushangfahrplan grundsätzlich nicht dar, da es im Ballungsgebiet einfach zu viele gibt“, sagt die VVS-Sprecherin Pia Karge. „Beim Aushangfahrplan der Linie 120 haben wir ausnahmsweise einen Hinweis auf die Linie 119 angebracht“, ergänzt sie und verspricht: „Wir werden versuchen, diesen Hinweis noch prominenter darzustellen.“ Allerdings seien die Möglichkeiten aufgrund des einheitlichen Layouts eingeschränkt. Wenn der VVS die Hinweise verbessert, sollte er auch an die Zwischenhaltestellen bis Nellingen denken, denn an allen stellt sich dasselbe Problem. Vielleicht wäre ja auch ein Extrahinweis in großer Schrift neben dem Aushangfahrplan drin. Oder abends eine Anzeige auf dem elektronischen Laufband, wie der EZ-Leser Lang vorschlägt.

Es besteht aber noch ein Problem: Da die Linien 119 und 120 verschiedene Routen durch Nellingen nehmen, muss der Umsteiger in der Hindenburgstraße die Straßenseite wechseln, in beiden Fahrtrichtungen vom Fotogeschäft zur Apotheke. Das geht über die abends ruhige Straße gut, ein schöner Service wäre aber eine automatische Durchsage im Bus im Stil von: „Dieser Bus fährt weiter nach Denkendorf. Fahrgäste in Richtung Neuhausen bitte beim nächsten Halt auf die gegenüberlegende Straßenseite umsteigen.“ Technisch ist das möglich, wie derzeit die gut verständliche Durchsage vor der stadtauswärts gesperrten Haltestelle „Nellinger Linde“ beweist. Für diese Ansage wäre GR Omnibus zuständig. „Hier gibt es unseres Wissens von unserer Seite keine Vorgaben“, sagt VVS-Sprecherin Karge. „Es ist daher im Ermessen des Verkehrsunternehmens, ob der Aufwand gerechtfertigt ist.“