In diesem Trog hält künftig die S 2 im Filderstädter Stadtteil Sielmingen. Der Bahnsteig ist auch barrierefrei über einen Aufzug von der Straße her zu erreichen. Abbildung: Stuttgarter Straßenbahnen AG Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

200 Einwände zur Planfeststellung für die Erweiterung der S 2 von Filderstadt-Bernhausen nach Neuhausen sind beim Regierungspräsidium Stuttgart eingegangen. Nun gibt es einen Erörterungstermin zu der Neubaustrecke, die 2021 oder spätestens 2022 in Betrieb gehen soll. Dann hat auch Sielmingen einen S-Bahn-Halt. „Um Lärmprobleme zu vermeiden, bauen wir Unterschottermatten ein“, sagt Chefplaner Volker Christiani.

Mit dieser zusätzlichen Investition wolle man in Neuhausen etwaigen Lärmproblemen vorbeugen, wie es sie beim S-Bahn-Bau nach Bernhausen im Bereich des damaligen Endbahnhofs gab. Da erstritten die Bürger im Jahr 2010 einen nachträglichen Einbau, der aber deutlich teurer kam. Christiani, der die S-Bahn-Erweiterung nach Neuhausen betreut, sieht auch die Grundstücksverhandlungen mit den betroffenen Landwirten auf einem guten Weg. „Es sind viele Grundstücksbesitzer, deshalb gibt es viele Verhandlungen“, sagt der Leiter der Systemplanung der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB). Dem Fachmann ist es wichtig, die betroffenen Grundstücksbesitzer bei den Planungen mitzunehmen. Deshalb gab es einen gemeinsamen Informationstermin mit der SSB.

„Ein Vorteil ist, dass wir den ehemaligen Verlauf der Filderbahn nutzen“, sagt der Chefplaner. Die vier Kilometer lange Strecke schließt neben dem Bahnhof in Neuhausen auch einen Haltepunkt in Sielmingen ein. Dieser Halt befindet sich unterhalb der Bahnhofstraße in einer Art Trog. Dieser ist dann auch barrierefrei über einen Aufzug zu erreichen.

Städtebauliche Chance

Der Haltepunkt im Filderstädter Stadtteil Sielmingen wird in der Bahnhofstraße neben dem Hotel Alena gebaut. „Die Stadt Filderstadt plant, das Areal durch die S-Bahn-Haltestelle auch städtebaulich aufzuwerten“, sagt Christiani. Da nutzen die städtischen Planer aus seiner Sicht eine große Chance. Die Bahn hält am Rande des Sielminger Gewerbegebiets, in dem unter anderem die Firma Gemalto ihren Sitz hat, die Bank-, Kredit- und Versichertenkarten für Unternehmen in Zentraleuropa produziert. Nördlich der Landesstraße 1209 sieht die Stadt Filderstadt ein neues Gewerbegebiet vor, in dem viele Arbeitsplätze entstehen sollen. Für dieses Areal wollen die städtischen Planer einen attraktiven Eingangsbereich schaffen. Die Haltestelle soll nach den Wünschen der Kommunalpolitiker eine optimale Vernetzung der S-Bahn mit Bus, Autoverkehr und Fahrrad ermöglichen. Für wartende Fahrgäste sollen großzügige Aufenthaltsbereiche geschaffen werden. Wie die Haltestellenkonzeption genau aussehen soll, berät der Gemeinderat noch. Nach einer ersten Kostenschätzung will die Stadt zusätzlich 1,3 Millionen Euro in den Ausbau des neuen S-Bahn-Halts investieren.

Weniger Flächenverbrauch

Vor dem Bahnhof in Neuhausen wird die S-Bahn eingleisig verlaufen, was in der Region umstritten war. „Da geht es nicht darum, Geld zu sparen“, sagt Christiani. Er hat mit seinen Planern jedoch errechnet, dass an dieser Stelle ein Gleis ausreichend ist. Selbst wenn eine der Bahnen verspätet sei, gebe es da keine Überschneidungen. „Wir haben die Verantwortung dafür, möglichst wenig vom wertvollen Filderboden für die Erweiterung zu verbrauchen.“ Die betroffenen Anwohner, die in der Max-Eyth-Straße leben, entlastet die eingleisige Verkehrsführung nach Ansicht des Experten deutlich. Denn gerade in diesem Bereich rückt das Bahngleis relativ nah an die Wohnhäuser heran.

Bis kurz nach dem Campus der Firma Thyssen in Neuhausen verläuft die S 2 unterhalb der Straße, vor dem Bahnhof in Neuhausen erreicht sie die Oberfläche. Am künftigen S-Bahnhof in Neuhausen plant die SSB gemeinsam mit der Gemeinde „eine optimale Vernetzung mit den Bussen“. Fahrgäste, die mit der S-Bahn ankommen, erreichen die Busse direkt auf der gegenüberliegenden Seite. Auch die Gemeinde Neuhausen hat umfassende Pläne, wie sie das künftige Bahnhofsareal städtebaulich attraktiv gestalten will.

Was die Gesamtkosten für das Projekt angeht, nennt Christiani die Summe von 125 Millionen Euro. Das seien allerdings nur Schätzungen - wenn die Bauabschnitte ausgeschrieben sind, kann sich das ändern. Erste grobe Kalkulationen hatten bei 92 Millionen Euro gelegen. Der Bund zahlt 60 Prozent des Projekts, das Land 20 Prozent. Den Rest teilen sich die Region, der Landkreis Esslingen und die Kommunen Filderstadt und Neuhausen. Mit Blick auf den Baubeginn will sich Hans-Joachim Knupfer, Pressesprecher der SSB, nicht festlegen. „Das hängt vom weiteren Verfahren ab.“ Und da sei noch vieles ungewiss. Derzeit prüft das Regierungspräsidium alle Unterlagen und arbeitet die Einwände ab. Das Planfeststellungsverfahren wird dann wohl erst 2018 abgeschlossen sein, sodass der Bau frühestens 2019 beginnen könnte.

Das Planfeststellungsverfahren

Der aktuelle Stand: Aufgrund einer Gesetzesänderung wurde die Äußerungsfrist für private Einwendungen und Stellungnahmen von Verbänden bis zum 25. August verlängert. Die SSB als Vorhabenträgerin wird die eingegangenen Einwendungen und Stellungnahmen auswerten und dem Regierungspräsidium gegenüber Position beziehen. „Nach Eingang der Stellungnahme und Replik der SSB wird ein Erörterungstermin festgesetzt “, sagt Matthias Kreuzinger, Pressesprecher des RP in Stuttgart. In diesen Gesprächen werden die Einwendungen und Stellungnahmen ausführlich erörtert. „Ein fester Termin ist aufgrund der noch laufenden Äußerungsfrist und der ausstehenden Replik der SSB aber noch nicht angesetzt“, sagt Kreuzinger.

Die Einwendungen: Momentan kann Kreuzinger die endgültige Anzahl der Einwendungen nicht nennen. „Die Frist läuft, und nicht alle Einwendungen gehen beim Regierungspräsidium ein.“ Auch bei den Kommunen Neuhausen und Filderstadt könnten diese eingereicht und dann weitergeleitet werden. Kreuzinger spricht von 200 Einwendungen, die seiner Behörde vorliegen.