Die Gemeinde Deizisau will ihren Beitrag zur E-Mobilität leisten und beantragt einen Zuschuss zum Aufbau von zwei Ladesäulen. Vor dem Beschluss gab es jedoch eine spannungsgeladene Debatte im Gemeinderat. „Bauen wir eine Tankstelle für die EnBW, damit die Strom verkaufen können?“ Gemeinderat Volker Berner (CDU) missfiel diese Vorleistung an ein Unternehmen, mit dem man kürzlich heftig um eine Steuernachzahlung stritt.

Von Roland Kurz

„Wir stehen an der Schwelle zur Mobilitätsveränderung - es glauben aber noch nicht alle daran“, fasste Bürgermeister Thomas Matrohs die Lage zusammen. Man wisse nicht, wie schnell sich die E-Mobilität entwickele, aber alle Automobilfirmen machten sich derzeit auf den Weg machen. Die Ladesäulen könnten ein Baustein einer Mobilitäts-Strategie sein - mit ÖPNV, Parkraumkonzept, E-Mobilität, Radwegekonzept und dem Bürgerbus Mobilo. Auswärtige Autofahrer könnten auf ihrer App erkennen, wenn in Deizisau gerade eine Station frei sei und dann in den Ort fahren. Fast leidenschaftlich warb Matrohs deshalb für die zwei Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten.

Die Bundesregierung fördert die Säulen mit einem Zuschuss von 40 Prozent. Ob Deizisau zum Zug kommt, ist aber offen, weil das Förderprogramm wohl nicht ausreicht. Eine Säule kostet 10 000 bis 12 000 Euro. Aufgestellt würden sie von der EnBW als regionalem Versorger. Das Unternehmen zahle der Gemeinde außerdem ein kleine Abgabe, wenn monatlich mehr als 25 Ladungen gezogen würden und damit die laufenden Kosten ausgeglichen seien, betonte Matrohs.

Einige Standorte hat der Technische Ausschuss schon ins Auge gefasst, etwa an den Parkplätzen nahe dem ehemaligen „Ochsen“ oder an der Olgastraße in der Nähe der Kelter. So zentrale Plätze wie den Marktplatz oder am Alten Rathaus will man dafür nicht bereitstellen. Mit den Säulen könne man vielleicht einen Schritt weitergehen, fügte Matrohs an, und begleitend ein Modell für Car-Sharing installieren. Der Werbeblock von Bürgermeister Matrohs überzeugte Volker Berner nicht. Ob ihn die Gemeinde ebenfalls unterstützen würde, wenn er eine Interessengemeinschaft gründe und mit 25 Leuten eine Ladestation beantrage, fragte der CDU-Mann spitz.

Auch sein Fraktionssprecher Oliver Krüger kann keine öffentliche Aufgabe erkennen, für die man Steuergelder einsetze. Dirk Müller (Freie Wähler) blieb auch skeptisch: Wie viele Elektroautos gebe es denn in Deizisau und warum investiere man für Auswärtige? Der Bürgermeister bestätigte, dass die Gemeinde selbst noch keine Elektroautos habe. Das liege daran, dass der Leasingvertrag beispielsweise für einen kleinen VW Up Elektro der Sozialstation mehr als drei Mal so viel koste wie für den Benziner. Das werde aber sicher nicht so bleiben, die Automobilunternehmen würden sich umstellen. Für ihn stelle sich an diesem Punkt die Frage, was zuerst da sein müsse: Henne oder Ei? Also Ladenetz oder E-Mobil? Regine Kaufmann (LED) und Hartmut Fischer (Freie Wähler) unterstützten den Säulen-Antrag. Das werde ein Standortfaktor, so Kaufmann.

Markus Eberhard (CDU) beruhigte die Gemüter: Vielleicht könne man mit der EnBW über deren Obolus reden, wie viel da tastsächlich fließe. Matrohs versprach, nachzufragen. Der Förderantrag wurde bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung beschlossen.