Die nächsten Monate ist Volker Haug Rathauschef in Aichwald. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Aichwalds Bürgermeister Nicolas Fink hat das SPD-Landtagsmandat von Wolfgang Drexler übernommen. Darum besetzt Volker Haug das Amt jetzt übergangsweise.

AichwaldEigentlich ist Volker Haug nur der Vize im Rathaus. Und das gar nicht im Hauptberuf, sondern ehrenamtlich. Doch eine besondere Konstellation lässt den 53-Jährigen plötzlich an die erste Stelle treten. Denn mitten in seiner zweiten Amtszeit hat sich Aichwalds Bürgermeister Nicolas Fink entschieden, seinen Posten aufzugeben und das SPD-Landtagsmandat von Wolfgang Drexler zu übernehmen. Der Wechsel ist bereits vollzogen, der 42-Jährige hat zum Jahresende seinen Schreibtisch geräumt. Bis ein Nachfolger gefunden ist, müssen die Amtsgeschäfte aber weiter laufen. Und die führt nun vorübergehend Volker Haug, der langjährige Vorsitzende der CDU-Fraktion im Aichwalder Gemeinderat. Wie lange seine Dienste dort gefragt sein werden, ist derzeit völlig unklar. Die Wahl des Fink-Nachfolgers ist auf den 17. März terminiert. Und auch dann dürfte es noch eine ganze Weile dauern, bis der oder die Neue den Chefposten übernehmen wird. Vielleicht im April, vielleicht aber erst im Mai.

So lange wird Volker Haug die Doppelbelastung auf sich nehmen und je nach Bedarf zwischen dem Schanbacher Rathaus und dem baden-württembergischen Innenministerium in Stuttgart pendeln. Dort leitet der promovierte Jurist und Professor das Justiziariat für die Landespolizei. Ein sehr verantwortungsvoller Job, bei dem es um gewichtige Themen wie das neue Polizeigesetz, Geldwäscheprävention oder Datenschutz geht, und mit dem der Ministerialrat eigentlich ausgelastet ist. Zumal der 53-Jährige noch auf anderen Ebenen tätig ist. Bis Herbst 2017 war Haug damit betraut, einen öffentlich-rechtlichen Lehrstuhl an der Universität Stuttgart aufzubauen. Im vergangenen Mai hatte er zusammen mit weiteren Autoren einen neuen, gut 1500 Seiten starken Kommentar zur baden-württembergischen Landesverfassung herausgegeben.

Dass er nun als Erster Stellvertreter des Bürgermeister in die Bresche springt, ist für Haug Ehrensache. Denn Aichwald ist dem gebürtigen Esslinger ans Herz gewachsen. Seit 25 Jahren wohnt er mit seiner Familie im Ortsteil Krummhardt und seit 20 Jahren gehört der CDU-Politiker dem Gemeinderat an. Als Chef der größten Fraktion ist Haug ein einflussreicher Mann, sein Wort hat Gewicht. Doch dieses politische Amt lässt er bis zur Einsetzung eines neuen Rathauschefs ruhen. Für den Beamten ganz selbstverständlich. „Ich muss Ansprechpartner für alle Aichwalder sein.“ Deswegen werde er dieses Amt überparteilich wahrnehmen. „Mir ist es wichtig, bei ernsthaften Anliegen für alle Bürger, aber auch für die Vereine und die Firmen am Ort da zu sein.“

Für die kurze Zeitspanne mit einer eigenen Agenda antreten zu wollen, hält Haug für vermessen. Sein Ziel ist es, „einen guten Übergang hinzubekommen. Es darf in dieser Zeit keinen Stillstand der Gemeindepolitik geben.“ Deswegen setzt er auf Kontinuität „und auf eine gut funktionierende Rathaus-Mannschaft“. Auch wenn Haug nicht immer da ist: Seine Kompetenzen unterscheiden sich in dieser Interimszeit nicht von denen eines hauptamtlichen Bürgermeisters, das ist in der Gemeindeordnung klar geregelt. Haug steht zwar in der Verantwortung, doch vertraut er auf bewährte Kräfte: auf die Amtsleiter im Rathaus und auf die beiden weiteren Stellvertreter des Bürgermeisters, Albert Kamm (Freie Wähler) und Michael Neumann (SPD). Sie werden vor allem dann einspringen, wenn Jubilare zu ehren sind.

„Mit Leib und Seele Jurist“

Haugs erste offizielle Amtshandlung war der Empfang der Sternsinger. Gestern früh traf er sich mit den Amtsleitern zu einer Lagebesprechung. Das wichtigste Thema wird in der Februar-Sitzung des Gemeinderats die Verabschiedung des neuen Haushalts sein. „Das ist wichtig für die Arbeitsfähigkeit der Gemeinde“, sagt Haug. Ein weiteres zentrales Zukunftsprojekt sei das Baugebiet Fuchsbühl. Im Anschluss an die Schurwaldhalle soll Wohnraum für bis zu 350 Menschen geschaffen werden. Zudem sei man mit der Sanierung des Hauptgebäudes der Schule in Schanbach beschäftigt. Warum er sich nicht selbst für das Amt des Bürgermeisters bewirbt? Dazu liebe er seinen Beruf zu sehr. „Ich bin Jurist mit Leib und Seele“, sagt der Verfassungsrechtler. „Das Fach Jura hätte für mich erfunden sein können.“

Bewerbungen für das Amt des Aichwalder Bürgermeisters lagen bis gestern nicht vor. Die Bewerbungsfrist endet am Montag, 18. Februar, um 18 Uhr.