Zu wenig Fachpersonal – diese Klage ist aus fast allen Kommunen zu hören. Foto: dpa - dpa

In vielen Kommunen gibt es zu wenig Plätze in den Kindertagesstätten. Händeringend werden Erzieher und Erzieherinnen gesucht. Die EZ hat in ihrem Verbreitungsgebiets nachgefragt.

Kreis EsslingenVerlässliche Strukturen für die Betreuung ihrer Kinder finden Eltern längst nicht überall. In vielen Kommunen gibt es zu wenig Plätze in den Kindertagesstätten. Hauptgrund dafür ist der Mangel an pädagogischem Fachpersonal. Händeringend werden Erzieher gesucht. Die EZ hat in einigen Städten und Gemeinden ihres Verbreitungsgebiets nach der aktuellen Situation gefragt.

Esslingen:

Aktuell können 14 von 104 Gruppen wegen Personalmangel nicht belegt werden. Gruppen schließen musste die Stadt zwar noch nicht. „Wir waren jedoch in einzelnen Einrichtungen gezwungen, die Öffnungszeiten vorübergehend zu reduzieren“, berichtet der zuständige Amtsleiter Bernd Berroth. Um Fachkräfte zu gewinnen oder zu halten, hatte der Gemeinderat Ende 2018 eine 3,9 Millionen teure Personaloffensive beschlossen. Sie zeigt schon erste Erfolge: So konnte die Stadt drei zusätzliche Gruppen eröffnen und die Anzahl der unbesetzten Arbeitsplätze um 32,6 Stellen drücken. Dabei setzt sie auf die Verbesserung der Qualität und Attraktivität der Arbeitsplätze, die stärkere Bindung des vorhandenen Personals und den massiven Ausbau der Ausbildungsplätze. So werden zum Beispiel die Leitungen und stellvertretenden Leitungen übertariflich nach Anzahl der geplanten anstatt der tatsächlich belegten Plätze eingruppiert. Eine übertarifliche Bezahlung – wie sie etwa Stuttgart bietet – ist hingegen im Esslinger Rathaus ansonsten kein Thema. Mit zusätzlichen Praktikanten- und Ausbildungsplätzen will man potenziellen Nachwuchs früh an sich binden. Elternzeitstellen werden unbefristet nachbesetzt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten für ihre eigenen Kinder vorrangig einen Betreuungsplatz. „Die Personalsituation hat sich trotz der kurzen Zeitspanne eindeutig verbessert“, bilanziert Berroth. Dennoch sei die Zahl der Bewerbungen in den letzten Monaten sehr gering gewesen , der Arbeitsmarkt sei leer gefegt. „Der Wettbewerb um neue Fachkräfte ist groß“. Dennoch wird die Kinderbetreuung weiter ausgebaut. (biz)

Ostfildern:

Angespannt ist die Situation in Ostfildern schon seit Jahren, richtig prekär seit Herbst vergangenen Jahres. Da hagelte es Absagen für Hunderte von Eltern: 410 Betreuungsplätze fehlen in Krippen und Kindergärten. Seitdem schwappt eine Protestwelle durch die Stadt. Viele Eltern wollen nicht hinnehmen, dass sie bei der Suche nach Betreuungsplätzen von der Stadt alleine gelassen werden. Auch eine Bürgerinitiative hat sich mittlerweile gebildet. OB Christof Bolay begründet den Mangel in erster Linie mit fehlendem Fachpersonal. Derzeit seien 16 Stellen für Erzieherinnen nicht besetzt. Bislang musste zwar noch keine Einrichtung, die unter städtischer Trägerschaft läuft, geschlossen werden. In einer Kindertagesstätte im Scharnhauser Park kann aber wegen fehlender Erzieherinnen eine Gruppe, für die Räume da wären, nicht gebildet werden. OB Bolay hat nun einen Workshop angekündigt, in dem Vertreter von Verwaltung, Gemeinderat und Eltern nach Wegen aus der prekären Situation suchen wollen. Im Gespräch ist, die Flexibilität bei den Öffnungszeiten der Kitas einzuschränken, um so mehr Betreuungsplätze schaffen zu können. (hf)

Plochingen:

In Plochingen eröffnet in diesen Tagen das neue, eigentlich auf fünf Gruppen ausgelegte Kinderhaus am Johanniterpark – vorerst mit zwei Ganztagsgruppen. Die Stadt sucht noch Personal für eine flexible und eine Krippengruppe. Damit, so Amtsleiter Uwe Bürk, könne man die Warteliste abarbeiten. Mit dem neuen Kinderhaus könne Plochingen rund 700 Betreuungsplätze bieten. Derzeit fehlen insgesamt fünf Fachkräfte. Bürgermeister Frank Buß: „Wir waren eine der ersten Kommunen, die die praxisintegrierte Ausbildung PiA sehr aktiv genutzt haben.“ Für Amtsleiter Bürk ist aber auch mitentscheidend, wie das Arbeitsklima in den einzelnen Einrichtungen ist. „So etwas spricht sich rum.“ Buß sieht nur drei Stellschrauben, den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen. Man müsse Betreuungsschlüssel und Arbeitszeiten überdenken sowie Fachkräfte aus dem Ausland in die Einrichtungen holen. Buß: „Das alles ist höchst umstritten. Aber wir brauchen eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Problematik.“ (biz)

Wendlingen:

Wendlingen steht nach Aussage des Amtsleiters für Familie, Bildung und Soziales, Joachim Vöhringer, bei den Kita-Plätzen gut da. Ist die neue Kindertagesstätte in der Ohmstraße eröffnet, stünden 581 Betreuungsplätze zur Verfügung – aktuell ausreichend. Ganz so rosig sieht es allerdings beim Personal nicht aus. „Die Bewerberlage ist leider sehr übersichtlich“, sagt Vöhringer. „Oftmals ist eine mehrmalige Stellenausschreibung notwendig.“ Immerhin könnten derzeit noch alle Kindertagesstätten betrieben werden. Um die Arbeit in Wendlinger Kitas attraktiver zu machen, will die Stadt die Präventionsmaßnahmen zur Gesunderhaltung – zum Beispiel Mediation, Fachberatung, Coaching und Supervision – ausbauen, außerdem soll ein „bezuschusstes Firmenticket“ für die Mitarbeiter eingeführt werden. (the)

Lichtenwald:

Bisher musste noch keine der drei Kindertagesstätten aus Personalmangel eine Gruppe schließen. Mit Überstunden und Personalverschiebung zwischen den Einrichtungen habe sich bisher jeder Engpass abfangen lassen. Laut Bürgermeister Ferdinand Rentschler werde aber eine Gruppe zurzeit als Kleingruppe mit nur zehn statt 20 Plätzen betrieben. Insgesamt stehen in der Gemeinde 144 Betreuungsplätze zur Verfügung. Geeignetes Kita-Personal zu finden, sei aber auch für die Schurwaldgemeinde ein Problem. „Zudem ist aufgrund der vielen Stellenangebote auf dem Markt eine erhöhte Fluktuation festzustellen, was in der Verwaltung sehr viel Arbeit mit Ausschreibungen, Vorstellungsgesprächen und Neueinstellungen verursacht.“ (the)

Denkendorf:

Mit neun Kindergärten deckt Denkendorf aktuell den Bedarf, muss aber ein Jahr nach Einweihung des Kindergartens in der Berkheimer Straße in diesem Jahr schon wieder aufstocken. So ist ein Anbau am Georg-Weber-Kindergarten geplant und ab September eine halbe Gruppe mehr Ganztagesplätze in der Mühlhalde. Die Gemeinde rechnet mit steigenden Kinderzahlen und bereitet ein Neubaugebiet vor. (rok)

Wernau:

Krippenplätze hat Wernau genügend, auch bei den Kindergartenplätzen für über Dreijährige sieht es noch gut aus: 409 von 432 sind belegt. Aber bereits im Februar wird es bei den Ganztagesplätzen eng, berichtet Hauptamtsleiter Andreas Merkle. Durch die Umwandlung von gemischten in Ganztagsgruppen will sich die Stadt etwas Luft verschaffen, aber die Kinderzahl wächst in Richtung 500. Ob es ausreicht, wenn die Kita Prima Klima einen Anbau erhält und 2021 zwei Gruppen mehr aufnimmt? Laut Prognose hätte Wernau im September 2021 ein Minus von 22 Kindern. (rok)

Deizisau:

Aktuell kann die Gemeinde Deizisau den Bedarf einigermaßen decken. Auf der Warteliste stünden nur vier oder fünf Kinder, sagt Sibylle Mick, Leiterin der Abteilung Bildung. Allerdings müssen zwei Übergangslösungen herhalten: Eine zusätzliche halbe Gruppe ist im Kindergarten „Alte Schule“ untergebracht und ein normales Wohnhaus beherbergt die Krippe Zeppelinstraße. In der Altbacher Straße wird deshalb ein neuer Kindergarten gebaut, die Ausschreibung des Rohbaus wird derzeit vorbereitet. Einweihung soll im November 2021 sein. (rok)

Köngen:

„Ein bis zwei Stellen“ seien in den Köngener Kindergärten nicht besetzt, sagt Katharina Keller vom Schul- und Sozialamt der Gemeinde. Das bedeutet, dass einige Projekte nicht realisiert werden konnten. Gruppen mussten aber nicht geschlossen werden. Um gutes Personal zu halten, setzt die Kommune auf Nachwuchsarbeit. In den Kindertagesstätten der Gemeinde und der katholischen Kirche wird jeweils eine Stelle für die praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher (PIA) geschaffen. Den Bedarf an Kindergartenplätzen könne man decken, allerdings seien nicht immer alle Elternwünsche gleich erfüllbar, sagt Keller: „Im individuellen Fall haben wir dann aber immer eine gute Lösung gefunden.“ Im Neubaugebiet Burgweg West III plant die Gemeinde eine neue Kindertagesstätte. (eli)

Neuhausen:

Ärger gab es in Neuhausen wegen der Kindergartengebühren. Personalengpässe bestehen in den Kindergärten der Fildergemeinde aber nicht. „Wir haben sogar Springer“, sagt Pressesprecherin Elke Eberle. Auf die Ausbildung werde in den Einrichtungen großer Wert gelegt, ebenso wie auf die Arbeitsbedingungen. „In den Teams haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen.“ Das sei gewiss mit ein Faktor, dass es wenig Personalfluktuation gebe. Derzeit kann die Kommune den Bedarf an Kindergartenplätzen decken. Langfristig zeichnen sich Engpässe ab, weil viele junge Familien in die Neubaugebiete ziehen. Deshalb plant die Gemeinde in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße eine neue Kindertagesstätte. (eli)