Bunt und wild sind die Arbeiten von Adalberto Martinez Alvares alias Altazzo, der im Dettinger Park ausstellt. Doch wer genau hinschaut, entdeckt auch die Tristesse seiner kubanischen Heimat. Foto: Bail Quelle: Unbekannt

Von Petra Bail

Mit Kuba verbindet man in erster Linie Farbenvielfalt. Diese lebensbejahende Buntheit in den Arbeiten von Adalberto Martinez Alvares war es auch, die Anu Paflitschek sofort für die expressiven Bilder des kubanischen Künstlers eingenommen hat. „Da ging mir das Herz auf“, sagte die erste Vorsitzende der Initiative Mahlwerk bei der Eröffnung der Ausstellung unter dem Titel „Traumbilder“ in der Steingießerei im Dettinger Park.

Für Paflitschek war klar, dass die Initiative Mahlwerk den 27-jährigen, der unter dem Künstlernamen Altazzo firmiert, unterstützt. Seit fünf Monaten ist er in Nürtingen, macht einen Deutschkurs, orientiert sich in der deutschen Kunst- Theater- und Literaturszene und malt. Seit dem Zusammentreffen mit Paflitschek hat er einen Arbeitsplatz im Pferdestall, dem Atelier der Kunst-Initiative im Dettinger Park. Er wird mit Farben und Materialien unterstützt und jetzt mit der Einzelausstellung in der Steingießerei.

Abstrakt mit figürlichen Anklängen

Trotz seiner Jugend hat Adalberto Martinez Alvares einige Erfahrung im Kulturbetrieb gesammelt. Auf Kuba studierte er Theaterwissenschaften, machte eine Ausbildung als Tanzlehrer, war als Schauspieler und Regisseur sowie als Tänzer tätig. Er tourte durch die ganze Karibikinsel hatte Engagements in Havanna und sogar im mexikanischen Cancún.

Auf der Suche nach vielfältigen künstlerischen Ausdrucksformen ist für ihn die Malerei eine Möglichkeit, seine Erfahrungen aus Tanz und Theater auszudrücken und eine klare Aussage bezüglich seiner Sicht auf die Welt zu treffen. Altazzos Bilder sind mehr als in Farbe getauchte Lebensfreude. Das machte auch die Mahlwerks-Vorsitzende in ihrer Begrüßung deutlich: „Man muss genau hinschauen.“ Wer den Rat befolgt, wird belohnt. Vordergründig überwältigt die Farbgebung, von der der Künstler sagt, sie seien die Farben seines Landes, sie repräsentieren die bunt gekleidete Bevölkerung verbunden mit Fröhlichkeit. Darunter steckt aber auch die Alltagstristesse: Soziale Nöte, Prostitution, sexueller Missbrauch.

Altazzos Bilder sind überwiegend abstrakt mit figürlichen Anklängen, wie in „Kubana“. Mit einer sinnlichen Frauenfigur, deren Geschlecht mit einem roten Kreuz durchgestrichen ist, prangert er das horizontale Gewerbe an, das auf der Insel voller Salsa und Sinnlichkeit boomt. Auch sexueller Missbrauch ist dem sympathischen Künstler ein Anliegen, das er in der Arbeit „Der goldene Hund“ mit schimärenartigen einäugigen Figuren thematisiert. Der Missbrauch sei offensichtlich, viele schauen einfach weg, die Täter umgeben sich mit einem goldglänzenden Heiligenschein.

Natürlich spielen die Liebe und die Frauen eine große Rolle in den Arbeiten. Für Adalberto Martinez Alvares ist Kuba weiblich, ganz einfach, weil die Endung „a“ im Spanischen weiblich ist. Entsprechend zeichnen die Bilder eine große Kraft und Energie aus. Mit dynamischer malerischer Geste lässt er die Linien rhythmisch über die Leinwand tanzen. Formen und Striche etwa in „Bäuerliche Landschaft“ oder im „Traum eines kubanischen Kindes“ und „Wettervorhersage“ erinnern im Schwung an einen Karibiksturm.

Die Ausstellung ist am Sonntag, 30. September, und am Sonntag, 1. Oktober, jeweils von 13 bis 17 Uhr zu besichtigen. Der Künstler ist anwesend.