Wie groß soll der Ersatzbau für die Sporthalle 1 in Nellingen werden? Die Stadtverwaltung plädiert aus Kostengründen für eine kleine Variante Foto: Kaier - Kaier

Kommt nur eine kleine Lösung mit maximal 400 Zuschauer-Plätzen als Ersatzbau für die Sporthalle 1 in Nellingen? Das würde die Existenz der Bundesliga-Handballerinnen gefährden.

OstfildernKommt tatsächlich nur eine kleine Lösung mit maximal 400 Zuschauer-Plätzen als Ersatzbau für die Sporthalle 1 in Nellingen? Beim TV Nellingen (TVN) machte sich Enttäuschung breit, als Ostfilderns OB Christof Bolay vergangene Woche ankündigte: Die Stadtverwaltung werde angesichts der vielen anstehenden Aufgaben aus Kostengründen für die kleinste Variante plädieren. Geschätzte 7,7 Millionen Euro müsste die Stadt dafür aufbringen (wir berichteten).

„Das war für uns ernüchternd“, sagt TVN-Vorsitzender Karl-Hans Schmid. Denn das hätte schwerwiegende Folgen für den Sport in der Stadt. Vor allem wäre das ein Nackenschlag für die erfolgreichen Erstliga-Handballerinnen, die vor kurzem mit Platz 11 den Klassenerhalt gesichert haben. Ohne eine bundesliga-taugliche Halle – dazu gehört nach den Vorgaben des Deutschen Handballbundes (DHB) eine Kapazität von 750 Zuschauer-Plätzen – sei die Existenz der Hornets, wie die Handballerinnen genannt werden, gefährdet.

„Jugendarbeit enorm wichtig“

Schmid bedauert, dass die aktuelle Diskussion von „Missverständnissen“ geprägt sei. „Wie wollen keine Halle mit goldenen Wasserhähnen“, betont der Vereinschef. Die Sportarena werde nicht nur für die GmbH benötigt, über die die Bundesliga-Handballerinnen organisiert sind. Der Spitzensport sei natürlich wichtig für die Außendarstellung. Ohne die Bundesliga-Handballerinnen könne man keine so erfolgreiche Jugendarbeit betreiben, und die sei auch aus sozialen Gründen „enorm wichtig“. Auch für andere Sportarten in Ostfildern werde eine wettkampftaugliche Halle benötigt, ist Schmid überzeugt. Ob für Hallenturnfeste, Volleyballturniere oder die wachsenden Anforderungen an den Schulsport im Nellinger Schulzentrum – die Stadt müsse ihrer Verantwortung gerecht werden und für eine zukunftsfähige Lösung sorgen. Für dieses Ziel wollen Schmid und seine Mitstreiter weiter kämpfen. Er und TVN-Geschäftsführer Tobias Schramek werden in den nächsten Wochen bei den Gemeinderatsfraktionen für eine große Lösung werben.

Dass Ersatz für die Sporthalle 1 geschaffen werden muss, ist seit Jahren unstrittig. Das rund 40 Jahre alte Gebäude ist eine Energieschleuder sondersgleichen. Die Lüftung ist katastrophal, die Toiletten-Anlagen sind eine Zumutung. In der Halle gibt es nirgends einen Bereich, in dem die Gäste vernünftig bewirtet werden können. Vor vier Jahren hatte die Stadt schon einmal einen Anlauf für einen Ersatzbau gestartet. Doch war das Vorhaben gescheitert, weil man nicht ins Förderprogramm des Landes aufgenommen wurde. Ob das Vorhaben nun im zweiten Anlauf gelingt, hängt in erster Linie von den Finanzen der Stadt ab. Und da sieht es im Augenblick nicht rosig aus. In einer Klausursitzung bekam der Gemeinderat Anfang Juni ein 190-seitiges Werk mit ernüchternden Zahlen vorgelegt: Viele der 88 städtischen Gebäude sind in einem so schlechten Zustand, dass sie dringend saniert werden müssen.

Der Kostenaufwand lasse sich noch nicht konkret beziffern, sagte Rathauschef Bolay nach der Klausursitzung. Weil die finanziellen Möglichkeiten der Stadt beschränkt sind, einigte man sich darauf, sich zunächst auf drei Großprojekte zu konzentrieren: den Bau einer neuen Dreifachturnhalle, den Ausbau der Erich-Kästner-Schule zu einer modernen Gemeinschaftsschule und den Umbau der Schule im Park mit der Kombi-Nutzung Grundschule und Schulkindbetreuung. Für die Sporthalle sind drei Varianten denkbar. Erstens: die große Lösung mit 1200 Plätzen für 14 Millionen Euro. Zweitens: die mittlere Variante für maximal 750 Besucher zum Preis von 11,8 Millionen Euro. Drittens: das von der Stadt favorisierte 7,7 Millionen Euro teure Modell für bis zu 400 Zuschauer. Vermutlich im Oktober werde er mit dem Thema in den Gemeinderat gehen, hatte Bolay vorige Woche angekündigt. Dann solle ein Grundsatzbeschluss gefasst werden.

Zahlen angezweifelt

Alles andere als die große Lösung wäre ein riesiger Rückschritt für den Sport in Ostfildern, sagt TVN-Geschäftsführer Schramek. Auch die mittlere Größe sei keine Alternative. Denn es sei nicht auszuschließen, dass der DHB irgendwann die Mindestgröße von 750 Plätzen nach oben setzt. Die von der Stadt genannten Kostenschätzungen hält er für nicht belastbar. „Da ist wenig Fleisch hinter den Zahlen.“ In Dresden habe man für 15 Millionen Euro ein viel größeres Projekt errichtet, eine Ballsportarena, die auch für Konzerte und Kongresse genutzt werden könne. In Leonberg hätten zwölf Millionen Euro für eine Wettkampfhalle mit integriertem Sportvereinszentrum genügt. Auch über andere Möglichkeiten der Finanzierung habe man noch gar nicht gesprochen, kritisiert Schramek.

OB Bolay hatte dem TVN vorgeschlagen, sich in Esslingen nach einer Alternative umzuschauen. Vielleicht könnten die 13 Heimspiele der Bundesliga-Handballerinnen in der Sporthalle in Weil stattfinden, in der nach der laufenden Sanierung 1000 Plätze zur Verfügung stehen werden. Mit solchen Gedanken will man sich beim TVN nicht beschäftigen. „Wir möchten in Nellingen bleiben“, sagt Tobias Schramek. Auch Vorsitzender Schmid hält das für eine schlechte Lösung: „Die Leute gehen nicht nach Weil. Da würden wir viele Zuschauer und auch Mitglieder verlieren.“