Vereinsheim, Turnhalle und Sportplatz müsste der TSV aufgeben, um den Sportpark im Neckartal mittragen zu können Foto: Bulgrin - Bulgrin

Es stand viel auf dem Spiel: Hätte auf der Hauptversammlung des TSV Wernau einer der drei Anträge eine Mehrheit erhalten, wäre der geplante Sportpark gefährdet gewesen.

WernauDie Mitglieder des TSV Wernau haben ein klares Bekenntnis für eine Zukunft im Sportpark Neckartal abgegeben. Drei Anträge lagen bei der Hauptversammlung am Montagabend auf dem Tisch, die in eine andere Richtung wiesen. Einer hätte den Rücktritt des Vorsitzenden bedeutet, die anderen Anträge forderten, das Sportgelände Kehlenberg nicht aufzugeben. Das ist jedoch nach Ansicht der Vereinsführung, des Bürgermeisters und des Gemeinderats die Voraussetzung, um gemeinsam mit den anderen Vereinen den Sportentwicklungsplan im Neckartal umzusetzen.

Was auf dem Spiel stand, hatte sich offenbar im größten Wernauer Verein – er hat knapp 2000 Mitglieder – herumgesprochen. Die Turnhalle auf dem Kehlenberg war proppenvoll, 276 stimmberechtigte Mitglieder wurden gezählt, auch eine Reihe Jugendlicher hörte gespannt zu. Die Formalien zog Vorsitzender Manfred Leutz im Eiltempo durch, Mitgliederzuwachs und Kassenbestände der Abteilungen von insgesamt 130 000 Euro sind ja erfreuliche Fakten. Seinen Jahresbericht nutzte Leutz, um die Notwendigkeit eines neuen Sportparks zu untermauern. Tagtäglich müsse die Turnabteilung kämpfen, um gute Trainingsbedingungen zu schaffen. Der Reha-Sport habe ebenfalls zu wenig Platz und die Fußballer forderten schon lange einen Kunstrasenplatz. Mit den neuen Sportstätten im Neckartal würden sich „ungeahnte Möglichkeiten“ für die Turnhalle der Realschule und in der Neckarsporthalle ergeben, warb Leutz für das Konzept, das auch den Zusammenschluss mit den Sportfreunden, dem Handball-Club und dem Tennisclub bedeuten würde.

Als nächstes stand die Entlastung auf der Tagesordnung und davor musste über den Antrag von Hans Birgler entschieden werden, den Vorstand nicht zu entlasten, weil er noch keine Mitgliederversamlung zur Sportentwicklung einberufen und die Mitglieder nicht informiert habe. Heidrun Ulbrich von der Tennisabteilung sprang Leutz zur Seite. Er habe die Pläne in der Abteilungsversammlung vorgestellt, alle Ausschüsse seien ausreichend informiert. Der Saal bestätigte dies mit viel Beifall. Er sei bei allen Abteilungen gewesen, ergänzte Leutz. Für Birglers ersten Antrag stimmte danach nur er selbst.

Schwieriger für den Vorstand wurde die Debatte über Antrag zwei. Birgler forderte ein Veräußerungsverbot für die Kehlenberg-Halle und das Vereinsheim, das bis 2030 gelten sollte. Leutz versicherte, man werde den Kehlenberg erst auflösen, wenn im Tal alles verwirklicht worden sei. „Wir kriegen einen Mehrwert und müssten eigentlich jubeln.“ Dieses Mal reckten sich im Saal etwa acht Hände für Birgler. Die Mehrheit stand hinter dem neuen Modell.

Ebenfalls für den Kehlenberg kämpfte Alex Häberle mit 45 weiteren Mitgliedern. Sie beantragten, den Erhalt der Kehlenberg-Gebäude in die Verhandlungen mit der Stadt und den anderen Vereinen einzubeziehen. Häberle wandte sich nicht gegen die Sportentwicklung im Neckartal, aber man sei den älteren Mitgliedern den Erhalt der Gebäude schuldig. Sie hätten mit ihrem Engagement diese „Heimat“ des TSV geschaffen. Die Halle könne auch für andere Zwecke genutzt werden.

So stand die Frage im Raum, ob die Erlöse aus dem Kehlenberg nötig sind, um den Sportpark im Tal zu finanzieren. Bezweifelt wurde zudem, ob auf dem Kehlenberg überhaupt ein Baugebiet entstehen kann. Da war Bürgermeister Armin Elbl gefragt. Der stellte die Gegenfrage: Wie will der TSV seine neue Geschäftsstelle im Neckartal finanzieren, die mehr als zwei Millionen Euro kosten soll?

Er habe Verständnis, wenn manchem TSVler das Herz blute, weil der Kehlenberg aufgegeben werden soll. Vom Verkaufserlös abgesehen, müsste man auch die alte Halle unterhalten. „Wenn man immer draufsattelt, wird es irgendwann nicht mehr finanzierbar.“ Wie viel Zuschüsse die Stadt für das Elf-Millionen-Projekt vom WLSB und dem Land erhält, ist noch unklar. Zu einem Baugebiet Kehlenberg habe er vom Verband Region Stuttgart positive Signale erhalten, bis zum Gebäude sei das auf jeden Fall möglich. „Da geht ganz schön was drauf.“ Ob dahinter gebaut werden könne, sei unklar.

Am meisten Beifall erhielt ein Sportler für den Appell: „Die Zukunft sind nicht wir, sondern die Kinder und Enkel.“ Der TSV werde dort zuhause sein, wo die Menschen seien. In der Abstimmung hoben etwa 25 Mitglieder ihre Hand für den Erhalt des Kehlenbergs, eine deutliche Mehrheit lehnte den Antrag ab.

Leutz will noch in diesem Jahr eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, bei der alle Fakten und Vertragsbedingungen für den Zusammenschluss der vier Vereine unter dem Dach des TSV vorliegen sollen. Derzeit tragen die Vereine mit anwaltlicher Hilfe ihre Unterlagen zusammen, um sie vom Finanzamt prüfen zu lassen.