Schwimmmeister Nils Tischer arbeitet beim Dienstleister Bädercoach, der 2018 die Betriebsleitung im Reichenbacher Freibad übernommen hat Foto: Dietrich - Dietrich

Schwimmmeister für Freibäder sind auch im Kreis Esslingen teilweise knapp. Der Trend geht zum externen Dienstleister

ReichenbachWegen Personalmangel wurden vor kurzem im Inselbad in Stuttgart-Untertürkheim die Öffnungszeiten verkürzt. So kam das Bad in die Schlagzeilen. Auch andere Badbetreiber haben zunehmend Probleme, genügend Schwimmmeister und Fachangestellte für Bäderbetriebe zu finden. Die Esslinger Zeitung hat sich umgehört: Wie ist die Situation? Wie gehen die Betreiber mit dem Mangel um?

Den Engpass bekam auch das Freibad in Deizisau zu spüren. „Wir hatten mehrere Jahre in Folge großes Glück“, sagt Nadine Jud, Abteilungsleiterin Finanzen bei der Gemeinde Deizisau. „Wir hatten neben Schwimmmeister Uwe Ungerer auch noch einen Fachangestellten für Bäderbetriebe im Freibadteam. Zu Beginn dieses Jahres haben wir leider die Kündigung des Fachangestellten erhalten. Er hat sich anderswo auf eine Vollzeitstelle beworben.“ Wie hat die Gemeinde reagiert? „Nachdem auf eine langwierige und teure Stellenausschreibung erfahrungsgemäß kaum Bewerbungen folgen und die Badesaison kurz bevor stand, haben wir dieses Jahr einen ‚Dienstleister-Bademeister‘ gebucht.“

„Wir sind gut besetzt mit zwei Fachkräften“, sagt der Denkendorfer Hauptamtsleiter Fritz Berner. Doch den Personalmangel kennt auch er. „Wir wirken dem entgegen, indem wir einen Fachangestellten für Bäderbetriebe ausbilden. Er kommt jetzt in sein zweites Jahr.“ Weil die Gemeinde Denkendorf nur im Freibad ausbilden kann, kooperiert die Gemeinde mit der Stadt Wernau. Berner ist stolz auf diese gute Form der interkommunalen Zusammenarbeit.

In Esslingen „passt die Teamkultur

„„Die Knappheit ist ein Thema, aber wir haben zum Glück kein Problem“, sagt Moritz Brunemann, Pressesprecher der Stadtwerke Esslingen. „Das Team ist sehr konstant, die sind teils über zehn Jahre da, das ist eine sehr treue Mannschaft. Das zeigt, dass die Teamkultur passt.“ Die Stadtwerke bilden ebenfalls Fachangestellte für Bäderbetriebe aus. Mindestens ein Auszubildender ist da, im Vorjahr haben gleich zwei begonnen. „Es ist außergewöhnlich, dass wir gleich drei Bäder haben“, sagt Brunemann. Die zwei Freibäder und das Merkel’sche Bad ergänzen sich. Deshalb sei es auch nicht möglich, bei schönem Wetter kurzerhand die Freibadsaison zu verlängern: Das Personal wird im anderen Bad gebraucht.

„Unser Stellenplan ist besetzt“, sagt Felix Schneider, Geschäftsführer des Fildorado in Filderstadt. Inklusive Saisonkräften liegt der Höchstbedarf bei 18 Schwimmmeistern, Fachangestellten und Rettungsschwimmern. „Unser Vorteil ist das Rotationsprinzip.“ Im großen Betrieb wechseln die Mitarbeiter zwischen Freibad, Erlebnisbad und Sauna. Das vermeidet Eintönigkeit. Außerdem braucht das Fildorado nicht nur Saisonkräfte, sondern bietet – anders als in einem reinen Freibad – Perspektiven für das ganze Jahr.

Die Gemeinde Reichenbach hatte im Vorjahr ein Problem: Ein Schwimmmeister hatte gekündigt. „Nun haben wir die Betriebsführung dem Dienstleister Bädercoach übergeben“, sagt Hauptamtsleiter Siegfried Häußermann. Weil schon im 2017 ein Mitarbeiter von Bädercoach für die Wasseraufsicht dazugekommen war, gab es einen nahtlosen Übergang. Auch der Auszubildende, den Reichenbach – wie in Denkendorf in Kooperation mit Wernau – ausbildet, wurde von Bädercoach übernommen, die Ausbildung geht weiter. „Man muss sich ans Outsourcing gewöhnen“, sagt Häußermann. Er sieht Vorteile: Ein Dienstleister könne Personal im Mitarbeiter-Pool ausgleichen. Außerdem habe er bei der Vergütung mehr Spielräume als eine tarifgebundene Kommune. Dieser Spielraum gilt in diesem Fall nicht, wie sonst oft, nach unten, sondern nach oben – zum Vorteil der Arbeitnehmer. Schwimmmeister Nils Tischer von Bädercoach bestätigt dies: „Unsere drei Geschäftsführer sind alle Schwimmmeister und arbeiten noch selbst am Becken, weil es ihnen Spaß macht.“ Tischer kommt aus Sachsen-Anhalt, hat seine Ausbildung in Hessen gemacht und ist nun durch Bädercoach nach Reichenbach gekommen. Er ist mit der Familie hergezogen, denn seine neue Tätigkeit ist auf Dauer angelegt. Seine Kollegin Manda Karanovic kommt ebenfalls von Bädercoach, die beiden werden von der örtlichen DLRG unterstützt.

Mehr Geld durch Outsourcing

Den Weg des besser bezahlten Outsourcings ist Reichenbach nicht alleine gegangen. Auch der Nachbar Ebersbach hat die Betriebsführung seines Bades an Bädercoach übergeben. Die Stadt hatte für den langjährigen Betriebsleiter einfach keine Nachfolge gefunden. Die Schließung des Bades drohte und wurde so abgewendet.

Den Reichenbacher Schritt zu einer externen Beauftragung, allerdings an einen anderen Dienstleister, hat Neuhausen schon vor Jahren getan, „Deshalb sind immer genügend Leute im Boot“, meldet Elke Eberle aus dem Rathaus. „Das Team ist sehr konstant, es sind Schwimmmeister von den letzten Jahren wieder da, ergänzt durch eine neue, junge Mitarbeiterin.“

„Im Moment sind wir voll besetzt“, sagt Christiane Müller, Abteilungsleiterin im Amt für Zentrale Steuerung im Wendlinger Rathaus. „Aber wenn einer abspringen würde, wäre es schwer, Ersatz zu finden.“ Die drei Festangestellten sind schon seit Jahren ein eingespieltes Team. Bei den fünf Aushilfen gab es in diesem Jahr zwei Neuzugänge. Ein Vorteil: Auch in Wendlingen ist die DLRG als Partner vor Ort.

Anders als noch vor einigen Jahren sind in Wernau das Frei- und das Hallenbad im Jahresverlauf nicht mehr überlappend geöffnet. Sobald das Freibad an Pfingsten öffnet, wird das Hallenbad geschlossen. Im September ist es umgekehrt. Das beendete den doppelten Personalbedarf in der Übergangszeit. Die Mannschaft ist seit Jahren konstant, wie erwähnt werden in Kooperation mit Denkendorf und Reichenbach in Wernau zwei Fachangestellte für Bäderbetriebe ausgebildet. Als ein Mitarbeiter wegen Krankheit längerfristig ausfiel, zog Wernau als Ersatz einen externen Dienstleister hinzu. Damit ist das Soll erfüllt, allerdings ohne Reserven.