Das muss OB Bolay noch üben: Fünf Schläge brauchte er für den Fassanstich. Quelle: Unbekannt

Pünktlich zum Glockenschlag um zwölf Uhr versuchte sich Christof Bolay am Bierfass. Der Ostfilderner Oberbürgermeister brauchte fünf kräftige Schläge, dann floss das flüssige Gold. Organisiert haben es die Jungs der HSG Ostfildern. Der Fassanstich am Ruiter Kronenplatz war nur eine Neuerung der diesjährigen Kirbe. „Ottos Drehorgel“ sorgte für die passende musikalische Untermalung. Die zahlreichen Bewohnerinnen und Bewohner freuten sich über die heitere Herbstsonne, die sich wie ein letzter Besuch des Sommers anfühlte. Insgesamt 24 Stände zählte der Bund der Selbstständigen (BdS) am gestrigen Ruiter Kirbesonntag. Nicht mitgezählt: alle Geschäfte, die entlang der umfunktionierten Straßen offen hatten.

OstfildernPünktlich zum Glockenschlag um zwölf Uhr versuchte sich Christof Bolay am Bierfass. Der Ostfilderner Oberbürgermeister brauchte fünf kräftige Schläge, dann floss das flüssige Gold. Organisiert haben es die Jungs der HSG Ostfildern. Der Fassanstich am Ruiter Kronenplatz war nur eine Neuerung der diesjährigen Kirbe. „Ottos Drehorgel“ sorgte für die passende musikalische Untermalung. Die zahlreichen Bewohnerinnen und Bewohner freuten sich über die heitere Herbstsonne, die sich wie ein letzter Besuch des Sommers anfühlte. Insgesamt 24 Stände zählte der Bund der Selbstständigen (BdS) am gestrigen Ruiter Kirbesonntag. Nicht mitgezählt: alle Geschäfte, die entlang der umfunktionierten Straßen offen hatten.

Umsatz und Umstände

„Eine Kirbe steht und fällt mit dem Wetter“, sagt Ulrich Voss, BdS-Mitglied und einer der Marktleiter der Kirbe. Nachdem man letztes Jahr nicht von Glück gesegnet war, könne man sich dieses Mal nicht beschweren. Für die Gewerbetreibenden des Ostfilderner Stadtteils ist die Kirbe ein bedeutendes Ereignis. Die Veranstaltung erstreckt sich über mehrere Straßen entlang des Ortskerns. Unter anderem die Kirchheimer-, die Otto-Vatter- sowie die Hauptverkehrsader Hedelfinger Straße wurden am Sonntag für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Das auszurichten, war kein leichter Akt.

Organisator Voss erzählt: „Knackpunkt war die Buslinie 35. Die musste für den Verlauf der Kirbe umgeleitet werden. Das musste alles mit der Stadtverwaltung abgeklärt werden.“ Die Stadt gab grünes Licht, Voss und andere BdS-Mitglieder freuten sich. Seit letztem Jahr ist nun die Kirchheimer Straße auch gesperrt. Auf der Hedelfinger Straße konnten sich die Ruiterinnen und Ruiter mit Essen und Trinken aus Nah und Fern versorgen und die zahlreichen Vereine der Region kennenlernen. Die Kirchheimer Straße fungierte als Schauplatz für die etwa 50 Traktoren, die beim parallel stattfindenden dritten Traktor-Treff präsentiert wurden. Auf Höhe des Gemeindehauses gab es einen Trödelmarkt für Schau- und Kauflustige.

Traktoren und Tradition

Im Gegensatz zu den gezeigten Modellen ist er noch jung: der dritte Traktor-Treff, der zusammen mit der Ruiter Kirbe stattfindet. Die Schlepper sind zum Teil über 50 Jahre alt und tragen Tradition und Geschichte in sich. Jung und Alt bestaunten die schön herausgeputzten Maschinen, zückten Smartphones und Kameras. Für die Organisatoren vom BdS ist der Traktor-Treff natürlich kein Selbstzweck. Zulauf erhoffte man sich von dem Spektakel, das einen ganzen Straßenzug ausschmückte. Die Rechnung ging auf: Ulrich Voss und seine Kollegen vom BdS Ruit bejahen die Frage nach dem Besucherplus geradezu euphorisch. Einer der vielen stolzen Traktorenbesitzer ist Jerg Winkle. Der 70-Jährige ist mit seinem Porsche Diesel Standard 218 angereist. Mit dem 1959 gebauten Schlepper macht er ab und an sogenannte Planwagenfahrten in Uhlbach. Ähnlich wie bei Ausfahrten mit einem Oldtimer wird der Traktor herausgeputzt, eine Route rausgesucht, und dann der Fahrtwind genossen. Winkle erzählt, dass sein Sammlerstück damals um die 6000 Mark gekostet hat. Da die Porsche-Traktoren nicht mehr gebaut werden, steigt und steigt der Wert. Doch verkaufen? „Niemals. Er ist unverkäuflich“, kommentiert Winkle lakonisch.

Kunst und Kultur

Kunst und Kreissägen passen nicht zusammen? Weit gefehlt! Ein Holzkünstler fertigte Skulpturen und erweiterte das Straßenbild der Ortsmitte um einige Späne. Ein besonderer Höhepunkt des Kirchweihtages war die selbstfahrende Bandsäge, knapp 100 Jahre alt, die das Holz wie in alten Zeiten zersägte. Für das leibliche Wohl der Kirbe-Gänger sorgten kulinarische Spezialitäten aus aller Welt. Die lokalen Vereine präsentierten sich von ihrer besten Seite: Ob Torwand-Schießen mit Hand oder Fuß, die extra angereisten „Schlepper-Freunde“ aus Deizisau oder der Sängerbund mit Besenwirtschaft im Bürgerhaus – bei der Kirbe kam jeder auf seine Kosten.

Flohmärkte und Freiwillige

Alte Bügeleisen, neue Kleider, kaputte Kronleuchter oder funktionierende Filmkameras: Auf dem Trödelmarkt entlang der Kirchheimer Straße wurden Sammlerinnen und Sammler glücklich. Erweitert wurde der Flohmarkt um ein paar zusätzliche Stände auf dem Platz vor der evangelischen Kirche. Zusätzlich zur Kirbe fand dort gestern der Büchermarkt statt. Er ist Anlaufstelle für Sparfüchse und sozial veranlagte Menschen – Bücherspenden sind gern gesehen, und wer bloß shoppen möchte, kommt mit 50 Cent pro Buch ziemlich günstig weg. Ehrenamtliche Teenies des Jugendkreises sammelten mit Crêpes, Kuchen und dem Ruiter „Kirchenkaffee“ Geld für kircheninterne Angelegenheiten. Der 17-jährige Daniel hantiert mit einem Crêpe, während er erzählt: „Wir sammeln für mehr Raum, mehr Licht und mehr Klang.“ Das heißt im Klartext: Geld für die neue Orgel, die Beleuchtung und die Räume im Gemeindehaus nebenan.