Die Auszählung gestaltete sich am Sonntag schwierig, weil neben Amtsinhaber Rentschler 120 Personen Stimmen erhielten, die gar nicht auf dem Wahlzettel standen. Foto: Kaier - Kaier

Ferdinand Rentschler ist erneut zum Bürgermeister von Lichtenwald gewählt worden. Doch er kam auf nur 70,54 Prozent. Von Protestwahl ist die Rede. Rentschler will sich Gedanken darüber machen.

LichtenwaldSind die 325 Gegenstimmen für Amtsinhaber Ferdinand Rentschler wirklich nur Ausdruck für die Unzufriedenheit über die nur halbherzige Modernisierung der Grundschule? Oder steckt dahinter ein genereller Protest gegen den Kurs des 34-jährigen CDU-Politikers? Solche Fragen stellten sich am Montag, einen Tag nach einer bemerkenswerten Bürgermeisterwahl in Lichtenwald. Rentschler wurde, wie berichtet, für weitere acht Jahre in seinem Amt bestätigt. Allerdings kam der Rathauschef, der als einziger Kandidat auf dem Wahlzettel stand, nur auf 70,54 Prozent der Stimmen. „Ich werde mir meine Gedanken machen“, sagte Rentschler am Montag im EZ-Gespräch. Für konkrete Schlussfolgerungen sei es jedoch noch zu früh.

Die Bezeichnung Protestwahl gefällt ihm nicht. Mit 53,11 Prozent sei die Wahlbeteiligung außerordentlich hoch gewesen. Andernorts erreiche man bei so einer Konstellation oft gerade mal 30 Prozent. Deshalb seien seine 70 Prozent genauso respektabel, wie wenn ein anderer Kollege bei niedriger Wahlbeteiligung auf 90 oder mehr Prozent komme. „Ich sehe das Ergebnis als Auftrag und Bestätigung“, sagte der 34-Jährige. Die über Whatsapp-Gruppen losgetretene Kampagne gegen ihn als Bürgermeister wertet er als „unschöne Aktion“. Statt dieses anonymen Protests hätte er sich lieber mit einem echten Gegenkandidaten auseinandergesetzt. Anlass für eine Korrektur seines konsequenten Sparkurs, der ihm auf der anderen Seite auch viel Lob eingebracht hat, sieht Ferdinand Rentschler nicht. „Ich bin Realist. Ich werde nichts versprechen, was ich auf Dauer nicht halten kann.“

„Zu aggressiver Ton“

Vize-Bürgermeisterin Karin Heuberg, die im Gemeinderat der Bürgermeister-kritischen Fraktion der Lichtenwalder Bürgerliste (LBL) vorsteht, hält auf der einen Seite große Stücke auf Rentschler, auf der anderen Seite sieht sie Defizite bei seiner Kommunikation. „Er hat in den vergangenen acht Jahren wirklich gut gearbeitet“, sagt Heuberg. „Manch andere Gemeinde wäre froh, wenn sie einen Bürgermeister hätte, der so aufs Geld schaut.“ Sie bedauert, dass gerade in jüngster Zeit, als es um die Sanierung der Schule ging, im Gemeinderat ein „zu heftiger und zu aggressiver Ton“ angeschlagen worden sei. In die Kritik schließt sie den gesamten Gemeinderat ein. „Da hat man einfach zu wenig miteinander geredet.“ Sie kann verstehen, dass sich mancher Gemeinderat vom Verwaltungschef zu wenig mitgenommen fühlt. „Der Bürgermeister hat natürlich einen Wissensvorsprung. Das ist für uns Gemeinderäte oft schwierig.“

Heuberg bedauert, dass das hoch emotionale Thema Zukunft der Schule nun Auslöser für die Differenzen zwischen Bürgermeister, Verwaltung und Gemeinderat war. Denn es gebe einen vielversprechenden Alternativvorschlag, den eine Lichtenwalderin in Zusammenarbeit mit der Schulleitung ausgearbeitet habe. Der neue Lösungsvorschlag beinhalte eine andere Raumaufteilung. Es geht vor allem um das Lehrerzimmer und den Besprechungsraum, die, um Platz und Helligkeit zu schaffen, anders angeordnet werden sollen, als es der beauftragte Architekt vorgeschlagen hatte. Heuberg spricht von einem sehr durchdachten Konzept, mit dem auch die Lehrer leben könnten. Diese Alternative sei mit einem Mehraufwand von geschätzten 30 000 Euro auch bezahlbar. Rektorin Bettina Schopf hatte sich im EZ-Gespräch optimistisch gezeigt und auf ein bevorstehendes Gespräch mit Bürgermeister Rentschler verwiesen.

Der hatte sich am Montag vermutlich mit großem Interesse die Liste derer angesehen, die bei der Bürgermeisterwahl, ohne kandidiert zu haben, Stimmen gesammelt hatten. 121 Namen seien auf den Stimmzetteln zu finden, berichtet Hauptamtsleiterin Franziska Pulinna. Auch sie selbst hatte eine Stimme erhalten. Unter „andere“ finden sich vor allem Gemeinderäte, aber auch einer, den man überhaupt nicht vermutet hätte: der frühere, wegen Untreue angeklagte Kämmerer.

Am Montagabend tagte der Gemeindewahlausschuss, um das Wahlergebnis zu prüfen. Die endgültigen Zahlen sind rechts in der Infobox zu finden.