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Etwa 80 Kleintiere warten im Tierheim Filderstadt auf neue Besitzer. Nach Probe-Spaziergängen kann man einen Hund mit nach Hause nehmen und schauen, ob es ihm dort gefällt.

FilderstadtKurz nach Weihnachten könnte man erwarten, dass es in den Tierheimen voll wird. Dem ist aber längst nicht mehr so, wie Anne Dressler und Antje Päglow vom Tierschutzverein Tierfreunde Filderstadt bestätigen. „Das Phänomen Weihnachten gibt es nicht mehr“, betont die Leiterin des Tierheims, Antje Päglow. Stattdessen werden mehr Tiere vor oder in den Sommerferien abgegeben oder im schlimmsten Fall ausgesetzt. „Da kriegen wir viele Kaninchen und Katzen, wenn die Leute feststellen, dass sie in Urlaub fahren wollen und die Tiere im Weg sind.“

Im Tierheim Filderstadt, unweit des Recyclinghofes Bonlanden, gibt es immer etwas zu tun. „Vor allem Putzen“, sagt die Tierfreundin schmunzelnd. „Die Räume der Tiere, Katzenkisten, Futternäpfe, alles muss täglich, manchmal mehrmals gereinigt werden.“ Viel Zeit nimmt die Versorgung der Quarantänetiere in Anspruch. „Dann lassen wir die Hunde raus, versorgen derzeit viele Igel und betreuen die rund 50 Gassigeher.“ Im Tierheim gibt es die Möglichkeit, dass Hundefreunde mit den Tieren spazieren gehen dürfen. Dafür gibt es nur wenige Hürden, wie Anne Dressler, Vorsitzende des Tierschutzvereins betont: „Wer 18 Jahre alt ist und Mitglied im Verein, nimmt am 90-minütigen Einführungskurs teil und ab da kann’s losgehen.“

Die Mitarbeiter freuen sich, wenn Gassigeher regelmäßig kommen. Es gibt aber Verhaltensregel, „weil ja nicht jeder Hund gleich zu halten ist“, erklärt Antje Päglow. Die rund 20 Hunde sind nach den Ampelfarben eingestuft. „Grün heißt, einfacher Hund, mit dem kann jeder Gassi gehen. Gelb bedeutet, dass mehr Kenntnisse erforderlich sind, und bei den als Rot eingestuften Hunden findet die Arbeit mit einem Hundetrainer zusammen statt.“ Neben vielen kleinen Hunden warten auch ein Rottweiler und ein Kangal auf neue Kameraden. „Hunde trauern, wenn sie einen Freund verlieren“, weiß die Tierheimleiterin, „aber sie sind Überlebenskünstler. Nach einiger Zeit der Trauer fügen sie sich in ihr Schicksal.“ Anne Dressler und Antje Päglow haben ein großes Herz für Tiere. Das ist für die Mitarbeit auch nötig. Doch Mitarbeiter finden sich kaum. Päglow seufzt: „Man verdient wenig, es ist viel Ehrenamt dabei und der Job erfordert viel Flexibilität und Engagement.“

In letzter Zeit berichteten die Medien immer wieder über geschmuggelte Tiere, die in Transportern aus dem Osten auf zum größten Teil unwürdige Weise nach Deutschland kommen. Die meisten überleben diese Reise erst gar nicht. Antje Päglow ärgert sich: „Solange es Leute gibt, die solche billigen Hunde kaufen, wird es die Schmuggelkreise geben. Die Käufer wundern sich danach, dass die Tiere krank sind oder nicht familientauglich.“ Sie rät: „Wer einem Tier ein Zuhause geben will, soll lieber ins Tierheim gehen. Dort gibt es persönliche Beratung und man kann das gewünschte Tier auch erst kennenlernen.“ Dazu braucht es aber Geduld.

Probetag hilft bei Entscheidung

Beim Besuch im Tierheim wird erst geschaut, ob Tier und Mensch zusammenpassen. Die Leiterin des Tierheims erklärt die Vorgehensweise: „Wer sich einen Hund ausgesucht hat, kann mit diesem Gassi gehen, in der Regel über drei Wochen, dann darf der Hund auch mal mit nach Hause, um zu schauen, ob dem Tier die neue Umgebung gefällt.“ Die Mitglieder des Tierschutzvereins machen auch Vorkontrollen bei den neuen Besitzern. „Diesen Besuch statten wir idealerweise am Probetag Zuhause ab.“ Wenn dann alles passt, und die Schutzgebühr bezahlt ist, finden Hund, Katze oder Maus hoffentlich ein schönes neues Zuhause. Mit den Katzen kann man schlecht Gassi gehen, da beschäftigt man sich in einem der vielen Katzenwohnzimmer mit den schnurrenden Vierbeinern. Gerade ist eine seltene rot getigerte Katzendame in der Obhut des Tierheims. „Diese ist aber nicht zu vermitteln, sondern nur zur Pflege hier, solange ihre Besitzerin im Krankenhaus ist“, erklärt Päglow. Ein auffallend gepunktetes Fell und strahlend blaue Augen hat Milow. Ein Bengal-Kater, der absolut verschmust ist. Bengal-Katzen stehen übrigens auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten. Das ist Milow aber egal. „Er ist ein Wohnungskater und will nicht allein sein. Spielgefährten oder Menschen, die ständig um ihn rum sind, würden sein Leben verschönern“, betont Päglow.

Der Verein sowie das Tierheim finanzieren sich über die Städte, Mitglieder und Spenden. „Das Tierheim ist in die Jahre gekommen, die Zäune müssen erneuert werden, das kostet einen Haufen Geld“, stöhnt Dressler. Deshalb sei man auf Spenden angewiesen. Auch Sachspenden sind willkommen, abgesehen von Spielsachen und Trockenfutter. Weil die Hunde im Tierheim meist in Rudeln leben, brächte Spielzeug nur Neid und Stress. Und Nassfutter wird eher gebraucht, da Trockenfutter ausreichend vorhanden ist. „Wir nehmen aber auch gerne Geld“, lacht Anne Dressler, „es ist ja zum Wohle der Tiere.“