Im ersten Halbjahr 2016 ist die Polizei häufiger nach Deizisau gerufen worden, weil der Landkreis in dieser Zeit auffällige Flüchtlinge im Ort untergebracht hatte. Dennoch ist die Kriminalitätsrate nur geringfügig über den Durchschnittswert gestiegen. Das Konzept der Sonder-Unterkunft sei richtig gewesen, sagte Peter Schubert, Leiter des Reviers Esslingen, im Gemeinderat. Er dankte der Gemeinde, dass sie den Versuch des Landratsamts und der Polizei mitgetragen hat.

Von Roland Kurz

186 Straftaten hat die Polizei im Jahr 2016 in Deizisau registriert, 35 Fälle mehr als im Jahr zuvor. 23 Prozent mehr, das klinge nach viel, sagte Polizeidirektor Schubert. Das Vorjahr sei jedoch beim Kriminalitätsaufkommen unterdurchschnittlich gewesen. Tatsächlich habe man 2016 nur vier Fälle mehr als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre gehabt. Rohheitsdelikte (47 Fälle) und Körperverletzung (38 Anzeigen) wiesen die höchsten Werte seit Jahren auf, unter anderem wegen der Sonderunterkunft. Weil man aber immer gewusst habe, wo die Täter seien, sei auch die Aufklärungsquote auf 70 Prozent gestiegen, freute sich Schubert.

Auffällig waren fünf Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Sie wurden aufgeklärt: Ein jüngerer Mann hatte auf dem Weg in die berufliche Schule einen Abstecher in einen Gastronomiebetrieb in Deizisau gemacht und dort Frauen belästigt.

Erfreulich entwickelten sich in Deizisau die Zahlen von Diebstählen und Betrugsdelikten. Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche sank, allerdings waren gewerbliche Objekte und Verkaufsräume häufiger das Ziel. Ärgerlich findet die Polizei den deutlichen Anstieg (plus 61 Prozent) bei Sachbeschädigungen, vor allem an Autos. Hier habe die Polizei bei der Aufklärung schlechte Karten, sagte Schubert, nur der sofortige Anruf von Anwohnern könne helfen.

Trotz des statistisches Anstiegs attestierte der Revierleiter Deizisau eine „unterdurchschnittliche Kriminalitätsbelastung“. Es gebe keinen Anlass zur Sorge. Auf Nachfrage von CDU-Fraktionschef Oliver Krüger zur personellen Besetzung der Polizei gestand Schubert „echte Schwierigkeiten“ zu, die wären jedoch ohne die Polizeireform 2014 noch größer. Der Posten Plochingen sei nach wie vor gut besetzt und habe zwei Stellen mehr als ursprünglich vorgesehen.

Die Unfallzahlen inklusive B 10 wiesen 2016 einen leichten Anstieg auf: von 222 auf 236. Dabei wurden 36 Personen verletzt, aber nur drei davon schwer. Sorge bereiten dem Plochinger Postenleiter Harald Bopp die Unfälle von Zweiradfahrern, deren Zahl von vier auf neun gestiegen ist. Dabei wurde zwei Personen schwer verletzt. Der dritte Schwerverletzte, der in der Statistik auftaucht, ist ein Radfahrer. Von den sechs Unfällen mit Rad wurde nur einer vom Radler selbst verschuldet.

Als unfallträchtig hat sich der Kreisverkehr an der Abfahrt der B 10 zur Esslinger Straße erwiesen. Man müsse mal der Frage nachgehen, ob die Sicht dort zu gut oder zu schlecht sei, so Bopp. Auch die Ursache der Unfälle am Rathaus-Kreisel sei unklar. Entlang der Plochinger Straße sieht der Polizist ein Konfliktfeld zwischen Radfahrer und Autos.

Gemeinderätin Petra Theil sprach die Beamten auf die Vermüllung und Zerstörungen am Waldspielplatz an. Die Polizei habe dort reagiert, sagte Bopp - mit dem Ergebnis, dass sich in jüngster Zeit der Treffpunkt vor das Kinderhaus „Arche Noah“verlagert habe. Man habe die Personalien von drei oder vier Gruppen, aber der Nachweise, dass sie für Zerstörungen verantwortlich seien, sei schwierig.