Sigurd Layer (links) und Jörg Eberle, der ihm als Vorsitzender des Vereins Altenhilfe nachfolgt Foto: Ait Atmane - Ait Atmane

Das Paralleltandem hat wohl jeder Plochinger schon gesehen. Doch wer das Gefährt angeschafft hat, wissen wohl die wenigsten: Der Verein Altenhilfe steht Rede und Antwort.

PlochingenDas Paralleltandem in Plochingen erregt immer wieder Aufsehen, wenn es unterwegs ist. Weniger bekannt ist der Verein Altenhilfe Plochingen Altbach Deizisau, der es angeschafft hat. EZ- Mitarbeiterin Karin Ait Atmane hat sich mit dem neuen Vorsitzenden Jörg Eberle und seinem Vorgänger Sigurd Layer unterhalten, der zwölf Jahre lang an der Vereinsspitze stand.

Können Sie den Vereinszweck konkreter beschreiben?
Eberle: Das Hauptaugenmerk des Vereins liegt auf der Förderung des Ehrenamts und der Motivation von Ehrenamtlichen. Denn ohne sie kann man keine Projekte und kein Angebot machen. So unterstützen wir zum Beispiel die B.U.S.-Gruppen, die ein Bewegungsangebot auf Basis der „Fünf Esslinger“ machen. Die haben wir, teilweise in Kooperation mit Vereinen, zum Glück in allen drei Orten.

Layer:Wenn Sie Dinge anschaffen, gehören immer Ehrenamtliche dazu, damit ein Angebot draus wird. Das gilt auch fürs Paralleltandem, das sehr gut angenommen wird. Es ermöglicht den Bewohnern des Johanniterstifts und anderen, mit jemandem zusammen Fahrrad zu fahren. Sie kommen raus, sehen mal wieder die Stadt oder fahren in die Natur. Das macht ihnen richtig Spaß. Organisiert wird das von unserem früheren Vorsitzenden Dr. Wiegmann, aber wir brauchen natürliche weitere Ehrenamtliche, die ab und zu mit Bewohnern eine Runde drehen.

Eberle:Das Paralleltandem ist in der Stadt sehr sichtbar, aber wir haben auch viele andere Dinge angeschafft, weitere Sportgeräte oder auch Spiele.

Layer: In Deizisau habe wir Smoveys gefördert, das ist ein Ring-Schwing-System mit großer physischer Wirkung, aber die Leute haben auch unheimlich viel Spaß damit. Geben Sie das einem an Parkinson Erkrankten in die Hand, und er geht nach einer halben Stunde mit einem Lächeln raus. Die Idee, so etwas unterstützen zu können, macht einfach Freude. Das Labyrinth im Heinrich-Mayer-Park in Altbach haben wir ebenfalls bezuschusst.

Was kann man denn tun, um das Ehrenamt zu fördern?
Eberle: Es ist wichtig, die Arbeit von Ehrenamtlichen zu honorieren. Dazu gehören Ausflüge für Ehrenamtliche, an denen wir uns gerne beteiligen. Und gute Arbeitsbedingungen. Wir setzen Projekte kaum selbst um, sondern unterstützen als Kooperationspartner diejenigen, die sie machen. Sie kommen auf uns zu. Dinge, die eigentlich von amtlicher oder privater Seite erfolgen sollten, unterstützen wir nicht – das ist der Grundsatz. Ansonsten sind wir bei den Themen sehr offen und unbürokratisch. Wichtig ist uns, dass die Projekte den Einwohnern zugutekommen.

Layer:Wir fördern auch Initiativen wie den Treff am Markt oder 60plus in Plochingen oder den Seniorenkreis in Deizisau. Bei der Demenzkampagne des Plochinger Verbundes haben wir uns ebenfalls eingebracht, oder die Neuauflage des „Wegweiser für ältere Menschen“ des Gemeindverwaltungsverbandes mitfinanziert; sie erscheint demnächst.

Und woher kommt denn das Geld für die zahlreichen unterstützen Projekte?
Eberle: Unser Jahresbudget liegt bei rund 30 000 Euro. Etwa die Hälfte kommt aus der Stiftung, die 1996, zehn Jahre nach dem Verein, gegründet wurde. Das Ziel war damals, eine Million Mark zusammenzubekommen. Das haben die Gründer geschafft. Inzwischen sind wir bei einer Dreiviertelmillion Euro.

Layer:Die Ausschüttungen waren natürlich in der Zeit mit höheren Zinsen besser. Aber wir hatten und haben Finanzfachleute in unserem Vorstand, die machen das gut.

Eberle: Die Mitgliedsbeiträge fließen ebenfalls in das Budget ein. Unsere Mitglieder haben ja ansonsten keine Aufgabe; sie können einfach mit ihrem Beitrag von 20 Euro jährlich dazu beitragen, dass alte Menschen am Leben teilhaben.

Wann und zu welchem Zweck wurde der Altenhilfeverein gegründet?
Eberle: Das war 1986. Beim Bau des Johanniterstifts hat man gesagt, man braucht einen Hilfsverein, der das Seniorenzentrum unterstützt. Anfangs hatten die Vereinsmitglieder Vorrang bei der Belegung von Altenheimplätzen; das ist aber nicht mehr so.

Layer: Wir sind folglich eng verbandelt mit dem Johanniterstift, aber auch mit dem jüngeren Seniorenzentrum Palmscher Garten in Deizisau und jetzt mit dem neuen Haus Edelberg in Plochingen. In Kürze ist die Grundsteinlegung fürs Seniorenzentrum in Altbach, da wollen wir uns auch frühzeitig einbringen. Die Kooperation der drei Gemeinden funktioniert auf dieser Ebene übrigens ausgezeichnet.

Mitgliederschwund oder andersrum Mitgliedergewinnung ist aber auch im Verein Altenhilfe ein Thema …
Eberle: Ja, wir stellen immer wieder fest, dass der Verein Altenhilfe relativ wenig bekannt ist. In der Gründungszeit sind viele eingetreten; jetzt sind viele Mitglieder 80 Jahre oder älter. Aktuell haben wir rund 400 Mitglieder, aber der große Schwung des Anfangs ist natürlich nicht mehr da. Vor diesem Hintergrund haben wir schon Verschiedenes ausprobiert, um auf uns aufmerksam machen und neue Mitglieder zu gewinnen. Zum ersten Mal waren wir in diesem Jahr beim Plochinger Frühling mit einem Stand vertreten und haben rund 200 SOS-Dosen verteilt. Die sind rasend schnell weggegangen, zu einer großen Zahl an Beitritten hat das aber nicht geführt. Ein anderes Mal haben wir zu einer Veranstaltung mit Clown Kampino ins Johanniterstift eingeladen. Das war eine tolle Sache, es kamen auch viele Ehrenamtliche, aber nur wenige, die es noch werden wollten …

Zwei tolle Ansätze, aber ohne durchschlagenden Erfolg für die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher. Was fällt Ihnen noch ein?
Eberle: In Plochingen haben wir noch keine Ehrenamtsbörse, das hat auch die Stadt im Blick. Man könnte eine Auftaktveranstaltung dafür in der Stadthalle machen, wo sich Projekte mit Ehrenamtlichen vorstellen. Dazu Live-Musik, am besten mit Groove Inclusion, einer Bigband, wo Menschen mit und ohne Behinderung zusammenspielen. Kennen Sie die? Die sind toll. Das wäre ein guter Einstieg in die Börse.

Layer: Ehrenamtliche sind ja überall gesucht, nicht nur in der Altenhilfe, alle Vereine haben da Schwierigkeiten. Meine persönliche Erfahrung ist, dass sich jüngere Leute für Projekte engagieren, aber nicht für dauerhafte Geschichten.

Eberle: Da ist auch Aufklärung wichtig. Zum Beispiel heißt Einzelbegleitung im Johanniterstift zu machen nicht, dass man da jeden Montag hinmuss. Das ist oft viel flexibler.

Herr Layer, was hat sie in der Zeit als Vorsitzender motiviert?
Layer: Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, wenn ich erlebt habe, dass die Senioren etwas Gutes von uns bekommen haben. Es gibt nichts Schöneres, besonders, wenn man auch eine dankbare Rückmeldung von den Bewohnern oder von Ehrenamtlichen bekommt.

Herr Eberle, welche Ziele haben Sie als neuer Vorsitzender für die nächste Zeit?
Eberle: Wir wollen präsenter sein im Leben der Stadt. Am 9. September ist unsere Mitgliederversammlung, da können alle Interessierten kommen, nicht nur die Mitglieder. Auch bei Veranstaltungen möchten wir mehr Menschen erreichen. Und natürlich gibt es immer wieder neue Projektideen, um mit Bewohnern verstärkt nach draußen zu gehen. Gerade sind wir dabei, Theaterabonnements in der Stadthalle fürs Johanniterstift zu erwerben, damit Bewohner mit Begleitung Vorstellungen besuchen können.