20 Tonnen im Schwebezustand: Die einzelnen Elemente der Kranbahn werden auf Waggons gehoben. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Hundertwasser kam später: 50 Jahre lang hat die Kranbahn der Firma Kaatsch das Plochinger Stadtbild mit geprägt. Jetzt ist ein großer Teil abgebaut worden.

PlochingenEin halbes Jahrhundert lang haben sie das Stadtbild von Plochingen mit geprägt: Die grünen Stahlkörper haben die Maße 25 auf 2,5 auf einen knappen Meter. Und das charmante Gewicht von 20 Tonnen. Der Firmenname Kaatsch steht in dicken Lettern auf einem der massiven Metallkörper. „Stahl – Metalle“ auf einem anderen. Das Plochinger Recyclingunternehmen hat gestern zwei große Kranen bestellt, um den Süd-Abschnitt der Kranbahn aus dem Jahr 1969 abzubauen. Stück für Stück haben die roten Riesen die gut gesicherten Stahlkörper auf zwei Waggons gehievt. Ein sogenanntes Zweiwegfahrzeug, das sowohl mit Rädern für Schienen wie auch für einen normalen Bodenbelag ausgerüstet ist, hat sie dann über die firmeneigenen Gleise Richtung Anlegestelle hin manövriert. „Wir machen nämlich Direktrecycling“, freut sich Michael Leistner, Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung, im Unternehmen auch fürs Marketing verantwortlich. Die Stahlkolosse werden weder geschnitten noch geschreddert noch gebrannt. Sondern neu im Uferbereich arrangiert und farblich aufgehübscht. Dort sollen sie den Schrottbergen Halt geben, die auf ihre Schiffsverladung warten.

Die Kranbahn-Träger werden aber nur in dem Bereich Richtung Neckar abgebaut. Die Träger zur Bahnseite hin und die eigentliche Kranbahn an der Stirnseite Richtung Brücke zu bleiben. Letztere wird eine neue Lärmschutzwand stabilisieren, die sich 43 Meter entlang der verlängerten Hafenbrücke hinziehen soll und sich vom darunter liegenden Kaatsch-Areal 14 Meter in die Höhe ziehen soll. Allerdings werde sie so gebaut, dass unten noch die entsprechenden Fahrzeuge durchfahren können, erläuterte Leistner. Vom Brückenniveau aus gesehen wird sie etwa auf der Höhe der heutigen Kranbahn enden, veranschaulicht Hermann Wager, geschäftsführender Gesellschafter von Kaatsch, die Höhendimensionen.

Der neue Lärmschutz, der von der Optik her die gewellte Metall-Verkleidung der noch jungen Recycling-Arena auf der gegenüberliegenden Brückenseite aufnehmen wird, schwenkt dann auf die Lärmschutzwand entlang der Bahngleise ein, die Kaatsch vor rund zehn Jahren gebaut hat. Diese alte Wand werde man zurückbauen, die neue auf 14 Meter erhöhen und von 50 auf 130 Meter Länge mehr als verdoppeln, so Wager. Im kommenden Jahr soll mit dem Bau begonnen werden, den sich das Unternehmen rund eine Million Euro kosten lässt. Mit der Fertigstellung ist Anfang 2021 zu rechnen – vorausgesetzt, es läuft alles glatt. Denn gebaut wird bei laufendem Betrieb. „Wir wissen, dass wir ein lärmbetontes Unternehmen sind“, sagt Wager. „Wir bekommen die Spitzen mit der neuen Wand aber deutlich herunter.“ Die Firma verknüpft mit dem Projekt und weiteren Maßnahmen – so wird das Spänelager mit einer 5,5 Meter hohen Dachkonstruktion eingehaust – aber auch die Erwartung, ihre Betriebszeiten künftig erweitern, vor allem aber flexibler gestalten zu können. „Wir wollen die Attraktivität des Plochinger Hafens stärken“, betont Leistner. Lange Liegezeiten seien für die Schiffe nicht attraktiv. Kämen dann auch noch Niedrigwasser und damit verbunden geringere Lademöglichkeiten dazu, werde es für den umweltfreundlichen Transport auf dem Wasserweg sehr, sehr schwierig.

Das Plochinger Unternehmen bezieht den Schrott vorwiegend aus der Region. Er wird mit Lastwagen angeliefert – in der entsprechenden Vorlage für den zuständigen Plochinger Gemeinderatsausschuss im Februar war von 84 Lastwagen die Rede, die pro Tag Ware anliefern und leer wieder abfahren. Auf dem Firmengelände am Nordseekai wird das Rohmaterial sortiert, gegebenenfalls bearbeitet und dann zu 80 Prozent über Wasser und zu 20 Prozent über die Schiene an Gießereien und Stahlwerke verschickt.

Die Plochinger Stadträte waren damals einmütig der Verwaltungsempfehlung gefolgt. Sie wollten dem Schrott- und Metallhandelsunternehmen nicht die Weiterentwicklungsmöglichkeiten nehmen, die sich ihm mit der Lärmschutzwand bieten. Zudem verspricht sich die Stadt von dem Projekt im Normalbetrieb eine Verbesserung für die Lärmsituation ihrer Bewohner in der Tal – und Halbhöhenlage.