Steine werden ein Stück des Weg mitgetragen und dann wieder abgelegt. Quelle: Unbekannt

Den Weg der Jünger auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus haben evangelische Christen aus Denkendorf und aus Köngen nachempfunden. Für die 40 Teilnehmer war das Angebot eine wichtige spirituelle Erfahrung.

Denkendorf/KöngenOstern einmal anders erlebbar machen als im Gottesdienst in der Kirche – dies hatte sich die evangelische Kirchengemeinde Denkendorf für den Ostermontag vorgenommen. Gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde Köngen lud sie erstmals zu einem Emmausweg. Mehr als 40 Frauen und Männer aus Denkendorf, Köngen, aber auch Esslingen waren der Einladung gefolgt. Sie beteiligten sich bei strahlendem Frühlingswetter an dem rund zweistündigen Weg zwischen Auferstehungs- und Klosterkirche. Lieder, Lesungen und Symbole sollten die Osterfreude erlebbar machen und zugleich auch Raum für Fragen und Zweifel lassen. „Wir wollen dem Weg der Jünger nach Emmaus nachspüren – ihrer Hoffnung, ihrer Enttäuschung und schließlich der Erkenntnis, dass Jesus lebt“, sagte der Denkendorfer Pfarrer Thomas Bleher zu Beginn.

„Wir haben uns überlegt, wie wir Ostern neu feiern können, wie man ein anderes Gefühl für Ostern bekommen kann“, erklärt Kirchengemeinderätin Brigitte Hage das Konzept. „Wenn man sich bewegt, erlebt man Dinge ganz anders.“ Ein kleines Team aus dem Kirchengemeinderat hat die einzelnen Stationen vorbereitet. Dadurch hätten auch sie selbst Ostern viel intensiver erlebt, sind sich Hage und ihre Kirchengemeinderats-Kollegin Kerstin Claus einig.

Am Ausgangspunkt, der Auferstehungskirche, wurde der biblische Text gelesen von den beiden Jüngern, die am Tag nach dem Pessach-Fest niedergeschlagen und bedrückt von Jerusalem nach Emmaus gingen. Dass der Fremde, der sie ein Stück begleitete und den sie zum Abendmahl einluden, der auferstandene Jesus war, erkannten sie erst kurz bevor dieser wieder entschwand. An der zweiten Station am Ortsrand lud Kerstin Claus anhand eines abstrakten Kunstwerkes dazu ein, sich sein eigenes Bild von Ostern zu machen. „Welches ist ihr Osterbild?“ gab sie den Wandernden mit auf den Weg. Diese sollten sich unterwegs über solche Fragen austauschen, sich aber auch einfach näher kennenlernen.

Dass es im Leben schwere Situationen gibt und man zwar manches beeinflussen, andere Lasten aber aushalten muss, war Thema an der dritten Station an einer Weggabelung im Körschtal. Um dies zu versinnbildlichen, forderte Bleher dazu auf, sich aus einer Wanne einen Stein auszusuchen und ein Stück des Wegs mitzutragen – kleine und große, schwere und leichte, runde und scharfkantige hatte das Team dort hineingelegt. „Wählen Sie den Stein aus, von dem Sie glauben, dass er zu Ihrer Situation passt“, sagte der Pfarrer. Schweigend sollten sich die Teilnehmer dann mit den Lasten in ihrem Leben auseinandersetzen. Ihre symbolische Last durften die modernen Emmaus-Gänger an der nächsten Station in einen Korb ablegen, bevor Brigitte Hage das Gedicht „Auferstehung“ von Marie Luise Kaschnitz las, das sich auch der Frage nach Auferstehung in unserem Alltag, Auferstehung mitten im Leben widmet.

Nach einem gemeinsam gesungenen Osterlied führte der Weg auf den Friedhof, wo es erneut einen theologischen Impuls gab und ein Osterlied gesungen wurde. Den Abschluss bildete ein Abendmahl im Chor der Klosterkirche. Fast wie zu Jesu Zeiten, als die Jünger zum Mahl auf dem Boden lagen, waren Brot und Wein auf einem weißen Tuch bereitgestellt. Es sollte ein Abendmahl „in Fülle“ sein, deshalb waren die Körbe reichlich mit frisch gebackenem Fladenbrot gefüllt, wie auch die Wein- und Saftkrüge. „So geht man gestärkt an Leib und Seele“, sagte ein Besucher.

Die Köngener Pfarrerin Ursula Ullmann-Rau war mit einer Gruppe aus ihrer Gemeinde nach Denkendorf gekommen. Sie schätze es, miteinander unterwegs zu sein, Impulse zu bekommen und sich darüber auszutauschen. Dadurch könne man sich intensiver mit Themen auseinandersetzen, betont die Theologin.

Etliche der Besucher waren einfach aus Neugier gekommen, wussten nicht, was sie erwartete. Andere waren auf der Suche nach einer neuen Form, Ostern zu begehen oder auch zu erleben. „Ich habe viele gute Impulse bekommen“, sagte eine Frau am Ende.

Nicht nur das Denkendorfer Team kann sich vorstellen, den Emmausweg zu wiederholen. Die Köngener Pfarrerin Ursula Ullman-Rau schlug vor, für beide Kirchengemeinden im nächsten Jahr einen solchen Gang in ihrer Gemeinde anzubieten. „Es ist wichtig, über die Grenzen der eigenen Kirchengemeinde hinaus etwas zu machen und Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen.“ Schöne Begegnungen gab es bereits jetzt.