Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

3,08 Millionen Euro sind allein für die notwendige Sanierung fällig. Müssen die Egelseehallen also wirklich ausgebaut werden? Die Gemeindeverwaltung will das jetzt herausfinden.

NeuhausenWie gut in Schuss sind die Egelseehallen noch? Dieser Frage ist im Auftrag der Gemeinde Neuhausen die Planungs- und Bauleitungsgesellschaft mbH Knecht Ludwigsburg nachgegangen. Da eine Erweiterung der Sport- und Festhalle im Gespräch ist, sei es nötig, den aktuellen baulichen und technischen Zustand des Gebäudes zu untersuchen, sagte Bürgermeister Ingo Hacker kürzlich in einer Sitzung des Gemeinderates. Knecht-Geschäftsführer Jochen Wilfert fasste sich in seinen Ausführungen aufgrund der vorgerückten Stunde zwar kurz, aber bemerkte auch, dass in der Machbarkeitsstudie mehrere Wochen Arbeit steckten.

Wilfert beschrieb zunächst Raum für Raum den Ist-Zustand der Halle, die Mitte der 1970er-Jahre gebaut wurde. „Wir sind durch die Halle gegangen und haben sie zerstörungsfrei untersucht“, so Wilfert. „Folglich haben wir nicht den direkten Einblick in einige der Bauteile, aber unsere Erfahrung sagt uns schon so einiges.“ Zusätzlich zur Untersuchung der Architekten seien auch der Hausmeister sowie die Verwaltung befragt worden. „Die kennen sich ja besser in der Halle aus als wir“, sagte der Architekt.

Soviel vorweg: Abgängig sind die Egelseehallen nicht. „Es ist in den vergangenen Jahren viel daran getan worden“, sagte Wilfert. Es spreche also nichts dagegen, bei einer Sanierung an den Grundrissstrukturen festzuhalten. „Zum Beispiel ist der elastische Sportboden in der Halle in gutem Zustand“, so der Fachmann weiter. Allerdings müsse im Bereich der Fußballtore über kurz oder lang der Oberbelag aus Linoleum erneuert werden, weshalb die gesamte Beschichtung ausgetauscht werden sollte. „Der Prallwandbelag ist aber erst zwölf Jahre alt und absolut in Ordnung.“ Lediglich die Schiebetüren zum Geräteraum seien nicht ganz ungefährlich. „Die haben scharfe Kanten, die ein Verletzungsrisiko darstellen. Da besteht schon Handlungsbedarf.“ So auch bei den Sprossenwänden. „Hier würde es aber reichen, während des Sportunterrichts Matten vor die Sprossenwände zu stellen, damit sich niemand verletzt, wenn er dagegen läuft.“ Etwas gravierendere Mängel stellte Wilfert bei der Technik für die Trennvorhänge in der Sporthalle fest. „Die Vorhänge sind vom Lehrerumkleideraum, von wo sie gesteuert werden, nicht einsehbar. Das ist so nicht zulässig“, erklärte Wilfert. Zu groß sei die Gefahr, dass beim Herunterlassen eines Vorhangs ein Kind eingeklemmt werde. Auch die Hallenfenster sieht der Architekt als Problem. „Mehrere Fensterflügel sind defekt“, heißt es in der Übersicht seiner Untersuchung. Außerdem entsprechen die Fenster nicht mehr den energetischen Standards.

Weitaus mehr zu tun als in der Sporthalle gibt es laut Wilfert in den Umkleide- und Sanitärräumen. Dort habe es in den vergangenen Jahren immer wieder Schäden durch undichte Leitungen gegeben. „In den Duschen hat es an allen Ecken und Enden Schimmel. Einige Armaturen funktionieren nicht und es gibt Schäden an den Fliesen“, sagte er. „Die Schäden wurden stellenweise behoben, es ist jedoch davon auszugehen, dass in den nicht reparierten Bereichen immer wieder neue Schäden auftreten.“ Zudem gebe es bei der Warmwasserbereitung keine Kontrollstelle für Legionellen. Wilfert empfiehlt in seinem Gutachten, den Nebentrakt der Sporthalle grundlegend zu sanieren. „Hierbei sollen Duschen, WCs und Umkleiden auf den Rohbau zurückgebaut, die Installation komplett ausgetauscht und die Räume neu ausgebaut werden“, so die Empfehlung.

Im Anschluss betrachtete Wilfert mit den Ratsmitgliedern die Festhalle. Hier hatte er allerdings nicht ganz so viel zu beanstanden. Lediglich die Fenster müssten ausgetauscht und einige Brandschutzmaßnahmen ergriffen werden. So müsse zum Beispiel ein Treppenabgang aus dem Obergeschoss im Bereich der Bühne mit einer Brandschutztür versehen werden. Zudem solle überlegt werden, die Fenster hinter der Bühne durch Wandscheiben zu ersetzen. Im Zuge des Brandschutzes schlug Wilfert vor, fünf zweiflügelige Türen in die neue Fassade zu integrieren, durch die je 300 Leute flüchten könnten. Auch Feuerlöscher müssten angeschafft und die vorhandenen Wandhydranten zurückgebaut werden. „Die Feuerwehr benutzt diese heutzutage nicht mehr gerne“, so Wilfert. Um die Festhalle barrierefrei zu machen, müsse im Sinne der Landesbauordnung ein Aufzug eingebaut werden. Der Aufzugschacht dafür ist sogar schon vorhanden. „Er wird derzeit als Abstellraum genutzt“, so Wilfert. Auch ein Zugang vom Aufzug zu den Umkleiden müsse geschaffen werden.

Außen müsse an der Halle auch einiges geschehen. Lediglich ein Dach entspreche den energetischen Vorgaben. Die Außenwände seien zwar nicht optimal gedämmt, aber es seien keine großen Verbesserungen durch eine nachträgliche Dämmung zu erwarten, sagte der Architekt. Schäden am Beton der Fassaden sollten ausgebessert und das gesamte Gebäude neu gestrichen werden. Wilfert rechnet aktuell mit Kosten von insgesamt 3,08 Millionen Euro. Dabei seien allerdings keine Kostensteigerungen bis zu einer möglichen Realisierung eingerechnet. „Sollte mehr als ein Jahr verstreichen, empfiehlt es sich, die Kosten entsprechend anzupassen“, so das Gutachten.

Auch auf eine Erweiterung der Egelseehallen ging Wilfert ein. „So ein Vorhaben ist durchaus denkbar, aber mit hohen Kosten verbunden“, sagte er. Alternativ könne man überlegen, ob zum Beispiel der Bau einer Kalthalle über dem Kleinspielfeld am Stadion eine Möglichkeit sei. Bürgermeister Hacker vertagte diese Entscheidung mit Zustimmung des Gemeinderates. „Wir werden diese Möglichkeiten mit den Sportvereinen diskutieren und das Thema zu einem anderen Zeitpunkt erneut einbringen“, sagte er.