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Der Gemeinderat Wernau hat sich gegen Carsharing ausgesprochen. Die Stadt hätte einen Mindestumsatz garantieren müssen.

WernauEntscheidungen rund ums Thema Auto sind mit Emotionen befrachtet. Das gilt privat bei jedem Autokauf, beim Dieselverbot in Stuttgart, beim Tempolimit bundesweit. Und in Wernau wird es irrational, wenn der Gemeinderat über Parkscheinautomaten (für 85 000 Euro) und Sanduhren (zwischen 10 000 und 32 500 Euro) diskutiert. Dieses Mal ging es um Carsharing und den Kleckerlesbetrag von rund 10 000 Euro. Damit hätte die Stadt in ein Ausleih-Modell einsteigen können, das sich in Ballungsräumen immer stärker ausbreitet. Das Motto „Teilen statt haben“ finden viele junge Leute cool, Rentnerpaare verzichten auf ihr Zweitauto.

Verpflichtet ist eine Stadt natürlich nicht, ihren Bürgern diesen Service zu eröffnen. Aber wie oft wird über „weiche Faktoren“ und Standortvorteil geredet? Und die Kombination S-Bahn und Teil-Auto ist attraktiv und ökologisch zugleich. Wenn es gut läuft, wird sogar die Parkplatznot ein wenig kleiner. Der Vorteil für die Angestellten der Stadt, die Privatautos dienstlich nutzen, sei nur am Rand erwähnt. In erster Linie ist es eine Imagefrage. Will man sich als moderne Kommune präsentieren oder präsentiert man sich kleinkrämerisch?

Tragisch ist dieser Beschluss des Gemeinderats aber nicht. Er ist korrigierbar. Die Bürger haben es selbst in der Hand, ihren Vertretern zu zeigen, dass Wernau reif für Carsharing ist. Es muss doch eine Herausforderung sein, sich möglichst bald in einer Gaststätte zu versammeln und herauszufinden, wie viele Menschen mitmachen würden. Ab zwölf Leuten wird es für Stadtmobil Stuttgart interessant, ein Auto bereitzustellen. 15 sei eine „gute Zahl“, sagte der Marketingbeauftragte der Leih-Organisation gegenüber der EZ. Leider hatte er sich vor dem Gemeinderat nicht so klar ausgedrückt. Sonst wären die Stadträte vielleicht doch gleich ins rote Auto eingestiegen.