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Das alte Landratsamt in Esslingen soll abgebrochen werden. Dafür sind zwei Neubauten geplant, einer am alten Standort, einer auf dem Plochinger Krankenhausgelände.

Kreis EsslingenDas Esslinger Landratsamt soll abgebrochen und durch zwei Neubauten ersetzt werden: Am bisherigen Standort Pulverwiesen Esslingen soll ein Gebäude für 680 Arbeitsplätze entstehen. Die Überraschung ist jedoch, dass für weitere 220 Beschäftigte ein Bürohaus neben dem alten Plochinger Krankenhaus erstellt wird. Im Klinikgebäude sitzen schon einige Ämter. Insgesamt werden die Kosten auf 170 Millionen Euro geschätzt, davon 35 Millionen für das Gebäude in Plochingen. Der Abriss des grünen Altbaus am Neckar ist auf Ende des Jahres 2021 angesetzt, die Einweihung Esslinger Neubaus auf Mitte 2025. Der Kreistag hat am Donnerstagabend der Machbarkeitsstudie zugestimmt und grünes Licht für die weitere Planung gegeben.

Die Sanierung des Landratsamtes wurde immer wieder verschoben. 2016 zeichnete sich ab, dass der Neubau wirtschaftlich eine Alternative ist. Das Büro Drees & Sommer hat dies nun in seiner Studie bestätigt. Bei den Kosten liegen die Alternativen nahezu gleich auf. Langfristig betrachtet kommt der Neubau um ein Prozent günstiger. Den Ausschlag gaben aber andere Argumente: der Grundriss kann flexibel gestaltet werden, der Energiestandard KFW 40 wird erreicht und die Bauzeit verkürzt sich. Und schließlich hätte eine reine Sanierung den Platzbedarf nicht gedeckt – ein Erweiterungsbau wäre allemal nötig gewesen.

Zwischenmiete zu teuer

Dass nun ein zweiter Standort ins Spiel gekommen ist, war für die Öffentlichkeit überraschend. Ursprünglich, so erklärte Landrat Heinz Eininger, habe man für alle Beschäftigten ein Interimsgebäude anmieten wollen. Das sei jedoch wirtschaftlich nicht machbar gewesen und habe zum Umdenken gezwungen. Eininger: „Wir planen nun eine Kreisverwaltung an zwei Standorten.“ Das Personalwohnheim am Plochinger Krankenhauses macht Platz für den Neubau. Die Nürtinger Ausländerbehörde, der Abfallwirtschaftsbetrieb und das Kreismedienzentrum sollen dort schon 2022 einziehen. Parallel dazu mietet der Landkreis in Esslingen für 300 Beschäftigte Räume in der Nähe das Bahnhofs an: Im Fleischmannhaus (Kögel), im Württemberger Hof und im „Das ES“.

2025 soll der Neubau in Esslingen fertig sein. Der Landrat selbst bleibt am „Hauptstandort“, ebenso die Kfz-Zulassungsstelle mit viel Publikumsverkehr. Für den Kreistag und seine Ausschüsse sind zwei Sitzungssäle vorgesehen, der größere mit Platz für 250 Teilnehmer. Um die Parksituation zu verbessern, wird statt der vorgeschriebenen 210 Stellplätze auf 250 erhöht. Um dabei Kosten zu sparen, einen Teil oder sogar alle Plätze in einer Hochgarage unterzubringen.

„Zeitpunkt denkbar ungünstig“

Der Kreistag steht nahezu komplett hinter den Neubauplänen. Bernhard Richter, Vorsitzender der Freien Wähler, konnte sich aber die Anmerkung nicht verkneifen, „ dass es eigentlich Wahnsinn ist, ein gerade mal 40 Jahre altes Gebäude abzureißen.“ Das Büro Drees & Sommer habe jedoch „sauber und schlüssig“ aufgearbeitet, dass der Neubau die bessere Lösung sei. Allerdings komme das Projekt zu einem „denkbar ungünstigen Zeitpunkt“ mit den höchsten Baupreisen aller Zeiten.

Die nichtmonetären Aspekte sprächen klar für den Neubau, sagte CDU-Sprecher Sieghart Friz. Die Variante mit Plochingen ermögliche, das Projekt vorzuziehen. Man vermeide böse Überraschungen bei der Sanierung, sagte Sonja Spohn. Der SPD-Fraktionsvorsitzenden ist die Kindertageseinrichtung wichtig, die in den Neubau integriert werden soll. Das sehen auch Grüne, Linke und FDP so. Ulrich Fehrlen (FDP): „Bei 1000 Beschäftigten ist das nur konsequent.“ CDU und Freie Wähler sind im Prinzip dafür, machen dies aber von der Kostenentwicklung abhängig. Matthias Weigert (Grüne) wies darauf hin, dass in Plochingen der ÖPNV verbessert werden müsse, um Nachteile für die Stadt zu vermeiden.

Ulrich Deuschle (REP) wollte die Entscheidung vertagen und die Bürger sowie den neuen Kreistag, der im Frühjahr gewählt wird, entscheiden zu lassen. Außer den REP wollte niemand Zeit verlieren. Jedoch enthielten sich drei SPD-Räte bei der Abstimmung über die weitere Planung.