Das Kunstwerk „Perle der Erinnerung“ des Lichtenwalder Künstlerehepaars Angie und René Heinze steht am Kulturrundweg in Thomashardt. Foto: Stotz - Stotz

Lichtenwald ist für seine Künstler bekannt. Damit das „Künstlerdorf“ wieder an mehr Strahlkraft gewinnt, wünscht sich eine Gruppe von Kunstschaffenden einen hauptamtlichen Kulturbeauftragten.

LichtenwaldSeinen Ruf als Künstlerdorf verdankt Lichtenwald sehr rührigen Kunstschaffenden im Ort. Dabei hatte die frühere Leiterin der Volkshochschule und des Kulturbüros der Gemeinde, Lotte Hermann, eine entscheidende Rolle gespielt. Als Netzwerkerin zog sie vielfältig Fäden, brachte Menschen zusammen, eröffnete mit enormem Engagement der Kunst Räume im Dorf und verschaffte ihr in der ganzen Region Ansehen.

Lotte Hermanns Nachfolger Mike Schattschneider hatte es schwer, die großen Fußstapfen auszufüllen oder neu zu interpretieren, nicht zuletzt, weil er mit nur einer Drittelstelle als Kulturbeauftragter angestellt war und, nach Meinung kritischer Beobachter, darüber hinaus aber auch wenig Engagement und emotionale Bindung zum Ort entwickelte. Schattschneiders Weggang zum Jahresende 2018 ermöglichte es der Gemeinde nun, die Bedeutung der Volkshochschule und des Kulturbüros neu zu bewerten.

So schloss sich die 15 Jahre lang selbstständige VHS wieder an Esslingen an. Eine Debatte über die künftige Ausrichtung des Kulturbüros im Gemeinderat, sei es als Planstelle bei der Gemeinde oder auch in Ansiedlung bei einem zu gründenden Kulturverein mit kommunalem Zuschuss, wurde jedoch vertagt, da die Ratsmitglieder zunächst die Künstler und ihre Bewertung der Lage anhören wollten. Eine Gruppe von 21 Lichtenwalder Künstlern hatte die Anhörung vorbereitet. Das Bild, das sie dabei vom Zustand des Künstlerdorfs zeichneten, war wenig schmeichelhaft. „Das Potenzial im Ort wird nicht ausgeschöpft, das Vertrauen in die Qualität ist verloren gegangen, es gibt keine Netzwerkarbeit und keine Visionen mehr“, fasste der Musiker Walter Grupp, der den Abend moderierte, zusammen.

Um den ramponierten Ruf des Künstlerdorfs nicht gänzlich aufs Spiel zu setzen, habe sich die Runde der Kunstschaffenden mit Visionen beschäftigt, wie man der Gemeinde „wieder Attraktivität und Strahlkraft“ verleihen könnte und daraus ein Anforderungsprofil für einen Kulturbeauftragten abgeleitet, berichtete Walter Grupp.

Dabei stehe viel auf dem Spiel. „Wir Künstler benötigen das Dorf für Auftritte, Ausstellungen oder Lesungen nicht, aber das Dorf braucht uns“, fasste Grupp zusammen. Um „die Chance für einen Neustart“ zu nutzen, brauche es freilich „einen Macher und Netzwerker, einen Visionär und kreativen Eventmanager“. Dies sei nur mit einer professionellen Lösung auf der Basis einer hauptamtlichen 50-Prozent-Stelle denkbar, im Idealfall besetzt mit einer in der Gemeinde verankerten Person. Kultur bleibe immer ein Zuschussbetrieb, doch zum einen sei Geld dafür im Haushalt eingestellt, zum anderen sei es mit professionellem Management möglich, einen Teil der Kosten über den Publikumszuspruch zu refinanzieren, sagte Grupp.

Kultur kann Identifikation schaffen

Der Künstler René Heinze ergänzte, dass es um mehr als klingende Münzen gehe. „Bei einem regen Kulturleben im Ort mit einer Einbeziehung der Vereine und der Kirche gibt es für alle etwas zurück, und zwar nicht unbedingt einen messbaren Geldwert, sondern Identifikation.“

Das Meinungsbild der Gemeinderatsmitglieder zeigte eine einmütige Tendenz hin zur hauptamtlichen Stelle, „möglichst besetzt mit jemandem aus dem Ort“, wie Martina Häußermann (CDU) sagte. Ute Hosch (LBL) unterstützte dies, denn „die Kultur muss der Gemeinde etwas wert sein“. Auch Bürgermeister Ferdinand Rentschler zeigte sich offen für diese Lösung und berichtete, dass er bereits von zwei Personen aus dem Ort auf eine mögliche Bewerbung hin angesprochen worden sei.

Die Künstler wollen nun „gespannt und mit Freude abwarten, was der Gemeinderat und die Verwaltung aus der Sache machen. Wir hoffen auf eine gute Lösung und sind bereit, mitzuhelfen“, sagte Grupp.