In Feierlaune (von links): Kreisbau-Sprecher Bernd Weiler , OB Angelika Matt-Heidecker, Georg Hörmann (Kreisbau) und Dirk Braune (VBW) . Foto: Markus Brändli - Markus Brändli

Die Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen gibt es dieses Jahr seit hundert Jahren. Auch in der Zukunft möchte die Genossenschaft für sozialen Wohnungsbau stehen.

KirchheimWas einer alleine nicht schafft, das schaffen viele: Diese Devise der Genossenschaft nimmt die Kreisbau seit jeher wörtlich. Nun feierte die Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen ihr 100-jähriges Bestehen.

Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bemerkte beim Feier-Abend in der Kirchheimer Stadthalle, dass die Kreisbau ihr Hundertstes „gefühlt bereits zum zehnten Mal feiert“. Trotz widrigster Umstände – gegründet 1919 kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs, folgten innerhalb der nächsten 30 Jahre die Hyperinflation, die Weltwirtschaftskrise, das „Dritte Reich“ und der Zweite Weltkrieg – sei die Jubilarin mit 100 Jahren „quicklebendig, und quirlig unterwegs“.

Nach wie vor sehe sich die Kreisbau verpflichtet, preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. So war es bereits im Gründungsjahr 1919, und so war es auch nach dem Zweiten Weltkrieg: „1945 hatte Kirchheim 13 600 Einwohner. In wenigen Jahren kamen 7000 dazu. Ohne die Kreisbau hätte es Kirchheim nicht geschafft, diese Menschen alle unterzubringen.“ 2019 scheinen die Probleme dieselben zu sein – aber auch deren Lösungen: „Wir haben jetzt in Kirchheim Bebauungspläne für 1300 Wohnungen auf den Weg gebracht. Die sollen in den nächsten Jahren entstehen – und die Kreisbau ist mit dabei.“

Stolz auf Mitglieder mit einer so langen Geschichte zeigte sich Dirk Braune vom Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (VBW). „Der Genossenschaftsgedanke bleibt immer jung“, so das ehrenamtliche Vorstandsmitglied des VBW. Dessen Mitglieder würden allesamt bezahlbaren Wohnraum schaffen. Braune betonte: „Wohnen gehört nicht an die Börse – so wenig wie die Versorgung mit Wasser.“ Bei der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen seien die Mieter als Mitglieder auch Miteigentümer: „Das ist die natürliche Mietpreisbremse vor Ort.“ Im Sinne der Genossenschaft gehe es bei der Kreisbau vor allem um Hilfe zur Selbsthilfe.

Diese Selbsthilfe stand schon 1919 im Vordergrund, als sich im April die Baugenossenschaft Plochingen gründete und im Juni die Bezirksbaugenossenschaft Kirchheim. 1939 wurde aus der Kirchheimer Genossenschaft die Kreisbau Nürtingen und 1971 kam die Verschmelzung mit der Heimbau-Genossenschaft Lenninger Tal. Die heutige Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen ist noch relativ jung: Erst 2012 haben sich „Nürtingen“ und „Plochingen“ zusammengeschlossen.

Die beiden Vorstandsmitglieder Bernd Weiler und Georg Hörmann spielten sich auf der Stadthallenbühne gegenseitig die Bälle zu, um in die Geschichte ihres Unternehmens einzutauchen – wobei sie aber auch das Kommende im Blick behielten: „Die Verschmelzungen 1971 und 2012 haben die Kreisbaugenossenschaft fit gemacht für die Zukunft.“ Die beachtliche Bilanz nach 100 Jahren: insgesamt hat die Kreisbau fast 5500 Wohneinheiten geschaffen. Aktuell stellt sie ihren Mitgliedern 1640 Wohnungen zur Verfügung.

Als quicklebendig erwies sich zum Kreisbau-Jubiläumsabend in der Kirchheimer Stadthalle auch der schwäbische Kabarettist Christoph Sonntag, der die Veranstaltung moderierte.

Zu ihrem Jubiläum unterstützt die Kreisbaugenossenschaft ein Projekt in den Anden. In Ecuador sollen in drei Gemeinden auf über 3000 Metern Höhe zehn junge Maurer ausgebildet werden, die für die Sanierung sowie für den Aus- und Neubau von Wohnraum sorgen. Dabei handelt es sich um ein Projekt der Deutschen Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs- und Siedlungswesen. DESWOS-Generalsekretär Gerhard Müller konnte beim Jubiläumsabend einen Spendenscheck über 10 000 Euro entgegennehmen.