„Wir wollen Fotofreunde sein und keine Konkurrenten“, lautet das Motto des Vereins. Foto: Dietrich - Dietrich

Hobbyfotografen, die Mitglied geworden sind bei den Fotofreunden Altbach, sind im Laufe der Zeit kreativer geworden mit der Kamera. Die Mitglieder besprechen regelmäßig Fotos und üben konstruktive Kritik.

AltbachAus einem Kurs ist ein Verein entstanden, die Fotofreunde Altbach. Kodak-Mitarbeiter Dieter Klockenhoff, der nun seit zehn Jahren in Lindau lebt, hatte in Altbach privat Fotokurse gegeben. Manfred Hirt, heute Vorsitzender der Fotofreunde, war in solch einem Kurs. Aus diesen Kursen heraus entstand Mitte der 1990er-Jahre ein Fotostammtisch mit acht bis zehn Mitgliedern. Bald begann die Produktion von Diaschauen, sie wurden beim privaten Sommerfest gezeigt, zu dem Gäste eingeladen wurden. Dann wurden es schlagartig mehr Teilnehmer.

„Ich fange nicht an, zu vereinsmeiern“, war Hirt überzeugt. Doch eingetragene Vereine bekamen einmal im Jahr von der Gemeinde kostenlos einen Raum wie die Ulrichskirche zur Verfügung gestellt – das war verlockend. So kam es im Jahr 2000 zur konstituierenden Sitzung im im „Löwen“, der Nichtvereinsmeirer Manfred Hirt wurde Schriftführer und Kassier. „Als Dieter 2008 aufgehört hat, bin ich nicht um den Vorsitz herumgekommen“, sagt er. 53 Mitglieder, davon 13 Frauen, zählt der Verein derzeit. Zweiter Vorsitzender ist Günther Pillkann, dessen Frau Maren ihm 2007 in den Verein folgte. Roland Bönninger ist Schriftführer.

Das Vereinslokal, die Höhengaststätte Schießhaus, hat nicht nur eine schöne Aussicht zu bieten, sondern auch Rollläden zur Verdunklung. Es gibt dort verschieden strukturierte Vereinsabende. Bei den „Monatsbildern“ bringt jeder Teilnehmer zwei Fotos mit. Sie werden anonym und in zufälliger Reihenfolge gezeigt. „Irgendwann outet sich die Person“, sagt Hirt. Wer Kritik äußert, müsse sie begründen können. „Wir wollen unsere Kritikkultur ständig weiterentwickeln, es kommt nicht nur darauf an, was man sagt, sondern auch wie man es sagt“, sagt Günther Pillkann. Roland Bönninger ergänzt: „Es muss eine konstruktive Kritik sein. Was mache ich, wenn ich ein Bild richtig schlecht finde?“ Beim Themenabend wird vorher ein Thema gestellt, zum Beispiel „Einsam“. Es ist gewollt, dass der Fotograf nicht einfach ins Archiv greift, sondern extra für diesen Abend fotografiert. Dann wird über die Fotos diskutiert, die Meinungen gehen auch einmal auseinander: Kann eine Kuh einsam sein? „Da gibt es manche pfiffige Idee, einer hat sich selbst als Penner fotografiert“, sagt Maren Pillkann. Ideenreich waren fotografierte Sprichworte: Was bedeutet ein Liegestuhl vor einem Laster? Müßiggang ist aller Laster Anfang.

„Was wir nicht machen, ist die Wettbewerbskultur“, sagt Hirt, „wir wollen für uns frei sein.“ Günther Pillkann betont: „Wir wollen Fotofreunde sein, keine Konkurrenten“. Manche nehmen privat an Wettbewerben teil. Aushängeschild der Fotofreunde Altbach sind das jährliche Open Air im Pfarrgarten und die Veranstaltungen im Oktober in der Ulrichskirche sowie im März in der Zehntscheuer in Deizisau. Für Ausstellungen haben bisher Räume gefehlt, doch im neuen Rathaus ist für 2020 eine Ausstellung angedacht.

Der Verein arbeitet mit dem Filmclub Teck (FCT) zusammen, einmal im Jahr wird gemeinsam diskutiert. Hirt war schon dreimal als Juror beim FCT. Früher waren Dias und Schmalfilm oder Video zwei fremde Welten, inzwischen hat sich die digitale Technik angenähert. Die Fotofreunde integrieren in ihre Schauen Videosequenzen, im Filmclub gibt es auch mal Standbilder. Zeitweise waren bei den Fotofreunden Diaprojektor und Beamer parallel im Einsatz. Manche haben nicht geglaubt, dass die Qualität des Beamerbildes so gut wird wie das Dia. Heute ist nur noch der Beamer da. „Ich hätte das Hobby nicht wieder aufgegriffen, wenn es analog gewesen wäre“, sagt Bönninger. „Digital muss man lernen, zu löschen, das ist das riesige Problem“, sagt Maren Pillkann. Ihr Mann gilt im Verein als der Archivexperte, er hat rund 180 000 Fotos gespeichert.

Die wenigsten im Verein kommen aus Altbach, der Einzugsbereich geht bis Lenningen und Kirchheim, Neckartailfingen, Esslingen und ins Remstal. Maren Pillkann will das nicht falsch verstanden wissen: „Wir nehmen auch mehr Altbacher.“ Fotografieren sei nur eine Sache, es gehe auch um die Gemeinschaft. „Wir erleben manchmal sehr lustige Abende, von denen man vorher gar nicht weiß, wie lustig diese werden.“

Ziel der Fotofreunde ist, „dass wir alle besser werden, das Spektrum erweitern“, sagt Hirt. Ein Mitglied hatte ein Faible für Architekturfotografie, seither probierten auch andere das Genre aus, der Architekturfreak nun Schwarz-weiß-Landschaften. „Manche kamen als Anfänger, über die Jahre war bei ihnen ein deutlicher Zuwachs zu beobachten“, sagt Hirt. „Die Kritik bringt jedem was.“ Es gebe keine Voraussetzungen, um mitmachen zu können, niemand müsse gleich am Anfang eigene Fotos mitbringen. „Die Freude am Fotografieren reicht.“

Ein Abend mit hohem Niveau

Diesmal wurden bei den Fotofreunden AV-Produktionen gezeigt. Den Auftakt gab der Bericht über eine Kubareise, informativ mit schönen Fotos, die 23 Minuten hatten aber leichte Längen. Kurz und knackig hingegen ist Jürgen Grupps „Spielwiese“, für die er die Kamera während der Aufnahme gedreht und andere Experimente gemacht hatte. Mit „Winter um Seefeld“ zu Vivaldi bot Arne Beil einen Klassiker in der richtigen Länge, nur ein einzelnes Foto mit einer Pferdekutsche traf auf Missfallen und sollte getauscht werden. Maren und Günther Pillkann gaben in vier Minuten Stand- und Bewegtbild einen guten Eindruck vom Flusssurfen in München. Der Kritik am Ton widersprachen sie nicht: Es war noch der Arbeitston, nicht die endgültige Abmischung. Roland Bönninger hatte seine Fahrt im Heißluftballon perfekt auf die dreiminütige Musik geschnitten. Die Mehrheit lobte die Musik, einem anderen war sie jedoch zu bombastisch.

Hinter Klaus Holzhäusers Produktion zum Schicksalsberg Bossler stand eine gründliche Recherche zu Flugzeugunglücken. Beeindruckend war, wie er ohne historisches Bildmaterial zurechtkam. Für seine Reportage über eine zwölftägige Hurtigrouten-Fahrt bekam Manfred Hirt viel Lob: wunderschöne Aufnahmen, sehr informativ und mit grafisch ansprechenden Karteneinblendungen. Das Lob überwog auch insgesamt am Abend, die Messlatte für Neueinsteiger liegt richtig hoch.

www.fotofreunde-altbach.de