Das Jugendhaus „Trafo“ zieht ins Gemeinwesenhaus um. Danach wird die Lindenturnhalle abgerissen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Mit 1,1 Millionen Fördergeldern aus dem Landessanierungsprogramm kann die Gemeinde Köngen nun das Sanierungsgebiet „Ortskern IV“ neu konzipieren.

KöngenDer Umzug des Jugendhauses „Trafo“ ins Gemeinwesenhaus an der Burgschule bietet der Gemeinde Köngen städtebauliche Perspektiven. „Wir haben die Chance, den Ortseingang neu zu konzipieren und ein attraktives Quartier für Wohnen und Gewerbe zu schaffen“, sagt Bürgermeister Otto Ruppaner. Die Konzeption will der Verwaltungschef gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern planen. Im Herbst geht der Beteiligungsprozess weiter. Die Lindenturnhalle wird abgerissen. Der Festplatz, auf dem das große Pfingstfest des Musikvereins stattfindet, wird aber bleiben.

Für das Großprojekt hat die Gemeinde im ersten Lauf über das Landesssanierungsprogramm (LSP) Fördermittel von rund 1,2 Millionen Euro bewilligt bekommen. Der Gemeinderat hat bereits den Satzungsbeschluss zur förmlichen Festlegung des Sanierungsgebiets gefasst. „Bis die gesamten Projekte realisiert sind, werden acht bis zehn Jahre vergehen“, schätzt Bürgermeister Otto Ruppaner. Der Abschluss ist für Mitte 2027 geplant. Die Stadtentwicklungsgesellschaft (STEG) hat vorbereitende Untersuchungen für das Areal durchgeführt, in die auch Anregungen der beteiligten Bürgerinnen und Bürger eingeflossen sind. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte die Gemeinde die Köngener beteiligt.

Kaum Gebäude ohne Sanierungsbedarf

Eine schriftliche Befragung der Bewohner erreichte die sehr gute Rücklaufquote von 46 Prozent. Diese hat ergeben, dass es kaum Gebäude ohne Sanierungsbedarf gibt. „Mehr als 30 Prozent der Bewohner, die uns geantwortet haben, können sich vorstellen, ihr Gebäude zu sanieren“, sagt Ruppaner. Der Bürgermeister freut sich über die große Bereitschaft der Betroffenen, beim Planen mitzuwirken.

Bei der ersten Bürgerbeteiligung am 23. Oktober 2018 haben sich drei Schwerpunkte herauskristallisiert. Neben Problemen mit Verkehr und Parken sehen die Anwohner auch Defizite bei der Aufenthaltsqualität. Außerdem tauchten bessere Einkaufsmöglichkeiten immer wieder auf den Wunschzetteln auf, die an sogenannten Marktständen gesammelt wurden.

Um die städtebaulichen Defizite zu erfassen, haben die Planer der STEG einen Missständeplan erstellt. Ganz weit oben auf der Mängelliste steht die wenig ansprechenden Gestaltung des Ortseingangs an der Denkendorfer Straße. Aber auch die Fassaden der Gebäude in dem Areal zwischen Lindenturnhalle, Stöffler-Platz, Kiesweg und Unterdorfstraße weisen aus Sicht der Bauexperten erhebliche Mängel auf. Auch der künftige Kindergarten am Burgweg und das Gemeinwesenhaus sind in das Konzept für die Neuordnung einbezogen.

Das Konzept für eine Neuordnung ist nach Ruppaners Worten eng verknüpft mit der Entwicklung des Einkaufsstandorts in der Ortsmitte. Um nach dem Aus für den Discounter Treff 3000 kurzfristig eine neue Lebensmittelkette für das Köngener Zentrum zu interessieren, ist Ruppaner derzeit ost unterwegs. „Es gibt Interessenten, wir sind in guten Gesprächen, aber es muss sich für die Unternehmen rechnen.“ Deshalb ist der Verwaltungschef ebenso wie die Gemeinderäte offen für eine Neukonzeption der Verkaufsflächen – auch der Treff 3000 liegt im Sanierungsgebiet. Für das Areal der Lindenturnhalle sieht Ruppaner gute Perspektiven. Ihm schwebt vor, dort ein Betreutes Wohnen für Senioren zu verwirklichen – möglicherweise sogar in Kombination mit anderen Nutzungen wie etwa Einkaufsflächen. Darüber werden die Gemeinderäte gemeinsam mit den Bürgern entscheiden. Dass sich bereits bei der Auftaktveranstaltung im Oktober vergangenen Jahres 80 Männer und Frauen mit ihren Ideen einbrachten, freut ihn da besonders.

„Wenn wir im Zentrum die Aufenthaltsqualität weiter steigern und mehr Orte zum Verweilen schaffen, so stärkt das auch den Einzelhandel“, ist Ruppaner überzeugt. Er freut sich, dass es demnächst in der Fußgängerzone Hirschstraße und in Teilen des Ortskerns freies Wlan geben wird. Die Einkaufszone will die Gemeinde weiter beleben. Zwar sei es positiv, im Neckartal mit dem Kö 8 ein attraktives Einkaufszentrum zu haben. „Gerade für die Seniorinnen und Senioren, die im Ort leben, ist es aber wichtig, die Nahversorgung zu sichern.“ Für die Sanierungsprojekte rechnet Ruppaner mit Kosten von rund 5,6 Millionen Euro – abzüglich der Fördermittel bleiben für die Gemeinde rund 4,5 Millionen Euro übrig.