Jedes Kind hat ein Kleidungsstück mitgebracht, das es in den Spendencontainer des Weltladens wirft – zur Freude von Uwe Schorsch. Foto: Eisenhardt - Eisenhardt

Kinder teilten im Hochdorfer Weltladen ihre Kleider mit Jungen und Mädchen in sehr armen Ländern. Dabei lernten sie viel über Gerechtigkeit und soziale Projekte.

HochdorfStolz legt Philipp (4) seine mitgebrachte Hose und Mütze auf die Klappe des kleinen Kleidercontainers und zieht am Hebel, sodass beides in dessen grünem Bauch verschwindet. Seine Kindergartenfreunde tun es ihm gleich. Jeder hat für den Besuch im Hochdorfer Weltladen an diesem Freitagvormittag etwas aus dem eigenen Kleiderschrank im Rucksack mitgebracht. „Ich hab die Hose und die Mütze selber ausgesucht, das kann jetzt ein anderes Kind anziehen“, erklärt der Vierjährige. Luisa (5) hat einen Pulli mitgebracht: „Der passt mir nicht mehr, aber vielleicht ja jemand anderem.“

Den Sinn der Kleiderspende haben die Kinder des Albert-Schweitzer-Kinderhauses im Alter von drei bis sechs Jahren ganz genau verstanden. „Wir teilen unsere Sachen“, sagt Philipp, der im Kindergarten bei der Vorbereitung auf das Thema Sankt Martin und die Aktion „Mantel teilen heute“ des Weltladens und der Aktion Hoffnung der Diözese Rottenburg-Stuttgart sehr gut aufgepasst hat, wie sich in der Fragerunde mit Uwe Schorsch vom Weltladen-Team herausstellt. Er ist auch Vorsitzender der Fairtrade-Steuerungsgruppe. „Wer war denn der heilige Sankt Martin?“, will Schorsch von den Kindern wissen. „Der war ein guter Mann, der hat seinen Mantel geteilt“, antwortet Philipp wie aus der Pistole geschossen. „Das ist schon lange her, das war, als wir noch nicht auf der Welt waren.“ Um genau zu sein, liege das sogar gut 1700 Jahre zurück, dass der Heilige Martin gelebt habe, erfahren die aufmerksam lauschenden Kinder von Uwe Schorsch. „Im Jahr 316 nach Christus ist er geboren und mit 81 Jahren im Jahr 397 nach Christus am 8. November gestorben. Beerdigt wurde der dritte Bischof von Tours am 11. November, also dem Tag, an dem heute der Martinstag gefeiert wird und an dem in Hochdorf der Martinimarkt stattfindet.“

„Im Kindergarten ist die Martinsgeschichte jedes Jahr Thema und wird den Kindern mit Bilderbüchern, Bastel- und Malaktionen oder Rollenspielen nahegebracht“, erzählt Erzieherin Simone Keuerleber. Auch der Besuch im Weltladen sei gemeinsam vorbereitet worden. Dazu zählten Erklärungen zu den dort erhältlichen Produkten, deren Herkunft und den Schwierigkeiten in den ärmeren Ländern. Schon seit Anfang November können im Weltladen Kleiderspenden abgegeben werden, was gut angenommen wird. „Die werden dann abgeholt und kommen zur Sortierstelle der Aktion Hoffnung. „Von dort geht die Kleidung zum Beispiel an Secondhand-Läden, Schneidereien oder andere Verwertungsstellen in Deutschland, in Europa, aber auch in Eine-Welt-Ländern wie Afrika und hilft dort bei der Existenzsicherung der ärmeren Bevölkerung - etwa durch die Arbeit in den Schneidereien. Mit den Erlösen unterstützt die Aktion Hoffnung weltweite Eine-Welt-Projekte ihrer katholischen Mitgliedsorganisationen und entwicklungsbezogene Bildungsarbeit hier in Deutschland“, erklärt Uwe Schorsch den Hintergrund.