Von Ulrike Rapp-Hirrlinger

Die Stimmung hätte nicht besser sein können beim ersten Fußball-Integrationstag in Ostfildern. Nach dem Motto „Sport verbindet und überwindet alle Hindernisse“ hatten 30 Mädchen und Jungen im Alter zwischen elf und 15 Jahren einen Riesenspaß beim Kicken in der Ludwig-Jahn-Sporthalle in Nellingen. 15 von ihnen sind Schülerinnen und Schüler der Vorbereitungsklasse und stammen aus Syrien, Afghanistan, aber auch aus dem Kosovo oder Kroatien, die anderen besuchen die sechste Klasse in der Erich-Kästner-Schule.

Unter der Anleitung von Jochen Bauer, früherer Jugendtrainer beim VfB Stuttgart, dem ehemaligen Junioren-Nationalspieler Marco Di Biccari und Knut Seitz, Jugendleiter des TV Nellingen, üben die Jungen und Mädchen Zielschießen, Zuspiel, Dribbeln, Doppelpass und vieles mehr. Ganz selbstverständlich trainieren junge Flüchtlinge und deutsche Jugendliche gemeinsam und toben fröhlich durch die Halle. Organisiert hat den Tag Jochen Bauer mit seiner Agentur fb fairplay. Als Überraschungsgast hat er Tobias Rathgeb gewonnen, der in der zweiten Mannschaft des VfB spielt früher beim TV Nellingen aktiv war. Rathgeb schrieb Autogramm auf die Trikots, die die jungen Kicker gemeinsam mit einem Fußball zu Beginn erhalten hatten, und beantwortete Fragen.

Für seine Aktion hat Bauer die Stadt Ostfildern, die Schule und den örtlichen Sportverein mit ins Boot geholt. Sponsoren machten die Veranstaltung möglich. Doch Bauer denkt über den Tag hinaus: „Es geht um nachhaltige Integration.“ Deshalb soll der Tag Kick-off-Event für das Fußball-Integrationsprojekt „Flüchtlingskinder“ in Ostfildern sein, mit dem Ziel, diese in Bildung und Sport zu fördern.

Bauer schwebt eine Fußball AG vor, die in Kooperation von Schule und Verein ein wöchentliches Training anbietet. „Das würden wir auf jeden Fall unterstützen“, betont Knut Seitz. Der TV Nellingen hat schon Erfahrungen mit erwachsenen Flüchtlingen. „Das ist jetzt die Gelegenheit, im Jugendbereich etwas für die Integration zu tun und neue Jugendliche für den Sport zu gewinnen.“ Wichtig ist ihm: „Wenn Flüchtlingskinder bei uns im Verein Sport treiben wollen, soll es am Geld nicht scheitern.“ Um die nachhaltige Wirkung zu unterstützen, übergab Bauer eine Spende von 500 Euro für die künftige Fußball AG an den TV Nellingen. Der Sport und das Miteinander helfe, traumatische Erfahrungen zu überwinden, ist Bauer überzeugt. „So können sie die Mauern, die sie aufgebaut haben, überwinden.“

Das Konzept des ersten Fußball-Integrationstags scheint aufzugehen: „Sie sprechen miteinander, haben Spaß und spielen toll zusammen“, stellt Seitz fest. „Mannschaftssport verbindet einfach.“ Über die gelöste Stimmung und das harmonische Miteinander freut sich Lehrerin Hanna Kreidenweiß, die die Vorbereitungsklasse leitet. Sie hofft, dass die Aktion Türen öffnet und die Flüchtlingskinder ermutigt, im Verein Sport zu treiben.

Die Rückmeldungen machen Hoffnung: Mehr als die Hälfte der Jugendlichen will weiterhin Fußball spielen. Dass die Aktion keine einmalige Sache bleiben wird, deutete Schulleiter Udo Lang an. Er überlegt, den Integrationstag im nächsten Jahr zu wiederholen. „Wenn wir nicht nachhaltig dranbleiben, verpufft der Tag“, sagt er. Seitz sagt angesichts der begeisterten Jugendlichen: „Jederzeit wieder.“