Öde Fläche: der Wernauer Bahnhofsplatz. Der Gemeinderat will mit einem „Investoren-Bieterverfahren“ Foto: Karin Ait Atmane - Karin Ait Atmane

Der Gemeinderat will aktiv in die Suche nach Investoren für die Neugestaltung des Bahnhofsplatzes einsteigen. Am Ende verständigte man sich auf einen Kompromiss.

WernauEin Antrag, den alle Fraktionen gemeinsam formuliert haben – das kommt im Wernauer Gemeinderat nicht alle Tage vor. Am Bahnhofsplatz, seit dem Abbruch des Bahnhofs eine öde Schotterfläche, haben jedoch alle das gleiche Ziel: Es soll sich möglichst bald etwas ändern. Ein „wettbewerbliches Investoren-Bieterverfahren“ haben die Fraktionen in der Haushaltsdebatte vorgeschlagen.

Bürgermeister Armin Elbl tat sich schwer damit. Der Gemeinderat habe doch Anfang November beschlossen, das Stuttgarter Stadtplanungsbüro Lehen drei aufzufordern, seinen Siegentwurf von 2015 – für den der Stadt das Geld fehlte – zu überarbeiten und abzuspecken. 20 000 Euro wollte man dafür im ersten Schritt ausgeben, das Büro soll laut Elbl in der nächsten oder übernächsten Sitzung des Gemeinderats seine Ideen vorstellen. Der jetzige Antrag passe nicht zu der Entscheidung, die vor einem Vierteljahr getroffen wurde.

Der Bürgermeister listete eine Reihe von Argumenten gegen den interfraktionellen Antrag auf. Zum einen – die finanzielle Seite: „Was Sie wollen, ist eine andere Hausnummer. So einen Wettbewerb kriegen Sie nicht unter 100 000 Euro.“ Zum anderen – der Platz selbst: Wenn ein städtebaulicher Wettbewerb angepackt werde, dann könne es nicht nur um den Schotterplatz gehen, sondern dann müsse der Parkplatz einbezogen werden, den die Stadt an eine Kfz-Werkstatt verpachtet habe, ebenso das Haus Nummer 9, das abgebrochen werden solle.

Die Stadträte gaben jedoch nicht nach. „Wir wollen doch gar keinen Architekten-Wettbewerb, sondern einen Investoren-Wettbewerb“, sagte Joachim Gelewski (WBL/JB). Einfach mal am Markt schauen, wer Interesse an diesem Grundstück haben könnte, so war die Intention der Ratsrunde.

Elbl hielt dagegen: Ein Investor werde vielleicht ein Gebäude hinstellen, aber nicht den Platz gestalten. Ohne Landschaftsarchitekt komme man nicht weit, da auch die unterschiedlichen Höhen auf dem Gelände berücksichtigt werden müssten. Außerdem würde das Büro Lehen drei bei diesem Vorgehen keinen ersten Entwurf mehr liefern. Die würden dann allenfalls mit einem Investor einsteigen. Er sei ja auch der Meinung, dass der Bahnhofsplatz so nicht bleiben könne, aber der Gemeinderat möge sich bitte „nicht vergaloppieren“.

SPD-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Sieler wäre bereit gewesen, die Entscheidung bis zur nächsten Sitzung zurückzustellen. Aber der junge Stadtrat Nicolai Boldt (Grüne) fragte darauf spitz in die Runde, ob man Stillstand wolle oder dass es vorwärts gehe.

Sabine Dack-Ommeln, Vorsitzende der WBL/JB, vermittelte schließlich. Sie könne die Bedenken des Bürgermeisters nachvollziehen. Statt der Vorgabe, den Wettbewerb 2020 durchzuführen, könne man das Datum auf Sommer 2021 ändern, die Details in der nächsten Sitzung beraten und sich auch den Vorschlag von Lehen drei anhören. Das fand CDU-Chef Jens Müller okay, da man ja nicht für Stillstand sei. Auch Bürgermeister Elbl schwenkte auf diesen Kurs ein. So könne man gemeinsam überlegen, ob der Vorschlag von Lehen drei die Basis für einen Wettbewerb irgendeiner Art sein könne. Einstimmig votierte der Gemeinderat für den Antrag mit der neuen Frist Sommer 2021. Und Elbl gab sich auch zufrieden: „ein guter Kompromiss“.