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In vielen Disziplinen des Radsports zählt der RKV Denkendorf zu den Besten in Deutschland. Besonders beliebt ist bei Jugendlichen jedoch derzeit Mountainbikefahren. Im Mittelpunkt steht aber nicht die Leistung, wichtig ist, rücksichtsvoll in der Natur zu radeln.

DenkendorfMobilität auf zwei Rädern – dafür steht der RKV Denkendorf seit mehr als 100 Jahren. Der Verein mit etwa 370 Mitgliedern ist im Kunstradfahren eine große Nummer und immer für einen Titel auf Bundesebene gut. Die Radballer stehen den Kunstadfahrern wenig nach. Eine wachsende Abteilung sind seit zehn Jahren die Mountainbiker – die Sportart liegt in mehreren Altersklassen im Trend. Sara Alonso leitet die drei MTB-Gruppen des RKV. Seit wenigen Tagen hat sie den C-Trainerschein des Württembergischen Radverbandes und darf sich MTB-Guide nennen.

Mountainbike fahren im RKV ist vorwiegend Breitensport. Die Ambitionierteste ist vermutlich die Trainerin selbst. Ohne Sara Alonso wären die acht Männer in der „Mixed-Gruppe“ nicht mixed. Und sie braucht auch zwei bis drei Rennen im Jahr. „Ich will wissen, wo ich stehe“, sagt die 45-Jährige, die als Zweijährige mit ihren Eltern aus Spanien nach Denkendorf kam. Kürzlich ist sie am Oldenburger Alfsee im Zweier-Mixed-Team ein 24-Stunden-Rennen gefahren und hat mit ihrem Radpartner Stefan Lang den ersten Platz belegt. Nun trainieren sie und einige andere RKV-Biker für den Radmarathon in Nordhausen bei Heilbronn und für den Schwarzwald-Bikemarathon im September,. „Das ist ein Anreiz, was zu tun“, sagt sie.

Zur Schule raden ist auch Training

Auf den wöchentlichen Ausfahrten geht es nicht um den Sieg, sondern um die schöne Strecke und das Ausdauertraining. Die Männer legen am Dienstagabend um die 40 bis Kilometer zurück, die Frauen strampeln mittwochs rund 30 Kilometer weit. Die „Hometrails“ führen durch den Sauhag oder durch den Wald in Richtung Deizisau, auch mal auf den Schurwald.

Am Freitagnachmittag sind an die 20 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 16 Jahren auf Achse, es ist die größte Truppe der RKV-Mountainbiker. Derzeit gibt es jedoch für den Nachwuchs einen Aufnahmestopp, weil Sara Alonso die einzige Trainerin ist. Eine größere Gruppe wäre bei der Ausfahrt zu unübersichtlich, auch wenn Eltern mitfahren und mit aufpassen. Alonsos Ziel ist, einige Jugendliche so aufzubauen, dass sie selbst Übungsleiter werden. Für einige Jugendliche scheint es wenig Schöneres zu geben, als mit dem Fahrrad durchs Gelände zu fahren. Sie treffen sich auch ohne Trainerin, die Fahrt zur Schule in Nellingen ist für sie tägliches Training und einige sind zusätzlich in anderen RKV-Abteilungen aktiv. Am attraktivsten findet der Nachwuchs jedoch offenbar Bike-Parks auf der Alb oder im Schwarzwald, wo man mit dem Lift hochgezogen wird und es „downhill“ laufen lassen kann. Als kleines Highlight in der Umgebung ist Trainerin Alonso kürzlich zur Esslinger Nordschleife in der Nähe des Jägerhauses gefahren.

Ob an der Nordschleife „Esnos“ oder bei der normalen Ausfahrt, auf Techniktraining legt Sara Alonso immer Wert: Anfahren, Abbremsen, Kurventechnik. Mit Spielen auf einem abgesteckten Feld wird geübt, langsam zu fahren und die Balance zu halten. Um geschickt über den Bordstein oder ein anderes Hindernis zu kommen, lernen die Teilnehmer, wie man Vorderrad und Hinterrad entlastet. Wer sportlich um die Kurve will, muss sein Fahrrad quer legen können. Allerdings legt Alonso Wert auf materialschonendes, dosiertes Bremsen: „Die Räder sollen nicht blockieren und über den Weg schreddern.“

Geschont werden sollen auch die Wege, die sich Mountainbiker und Wanderer teilen. Eigentlich dürfen die MTB-Fahrer in Baden-Württemberg nicht auf Waldwegen fahren, die schmaler als zwei Meter sind. Alonso hält diese Regel für veraltet und realitätsfern. Sie suche ja gerade die Strecken aus, die abseits liegen und durch schöne Natur führen und wo es ruhig sei. Mit gegenseitiger Rücksichtnahme funktioniere das, meint Alonso, gesteht aber zu: „Schwarze Schafe gibt es halt.“ Sie selbst habe in den vergangenen Jahren nur zwei oder drei Situationen erlebt, wo sich ein Wanderer über sie aufgeregt habe. Auch den Kindern vermittle sie das rücksichtsvolle Fahren.

Immer mehr Mountainbiker rüsten mittlerweile auf Elektrounterstützung um. Die drahtige Trainerin glaubt nicht, dass das die Erfüllung bringt. „Muskelkraft macht Spaß“, sagt sie. Für die drei RKV-Truppen würde der Umstieg einiger Vereinsmitglieder die Nagelprobe bedeuten: „Gemischt fahren funktioniert nicht“, sagt Alonso, aber mittelfristig werde das E-Bike wohl zum Thema im Verein werden.

Für die RKV-Mountainbiker ist das Rad nicht nur Freizeitvehikel. Etliche fahren damit zur Arbeit, auch die Abteilungsleiterin selbst fährt täglich nach Nellingen. „Ich komme morgens wach in der Firma an und abends kann ich auf der Heimfahrt abschalten.“

Der RKV

Tradition: Mit 370 Mitgliedern zählt der 1909 gegründete RKV zu den großen und traditionsreichen Vereinen Denkendorfs. Trainiert wird in der vereinseigenen Löcherhalden-Turnhalle. Der RKV ist in acht Abteilungen gegliedert: Radball, Kunstrad, Einrad, Rollsport (Rollschuhe), Rennrad, Mountainbike, Radwandern, Theatergruppe. Vorsitzender ist Hermann Alber.

Erfolge: Das Team 4er Kunstradfahren Elite ist 2017 Deutscher Meister geworden, dazu kamen mehrere Vize-Meisterschaften. Im Januar 2018 sind Nina Stapf und Patrick Tisch im deutschen Nationalteam in der 2er offenen Klasse Europameister geworden.

Das 6er-Team Einradfahren wurde 2017

Württembergische Meister. Die Radballer spielen in der 2. Bundesliga.