Seit dem allerersten Zeltspektakel sind Hansjörg Fritz und Michael Pukrop (von rechts) mit dabei, Quelle: Unbekannt

Viele Arme packen tatkräftig an beim Aufbau des Wendlinger Zeltspektakels. Die Veranstalter vom Zeltspektakel-Verein werden von etlichen Helferinnen und Helfern unterstützt.

WendlingenEinen ganzen Tag lang packen rund 35 Ehrenamtliche mit an, um beim Wendlinger Freibad das riesige Zirkuszelt für das 36. Zeltspektakel aufzubauen: Nachdem unzählige Einzelteile aus zwei riesigen Containern ausgeladen sind, werden zuerst die vier Hauptmasten zusammengeschraubt, mit Seilen versehen und über Greifzüge aufgerichtet. Die Zeltplanen, die in sechs kolossale Säcke verpackt sind, müssen am Boden Lasche für Lasche von Hand verbunden werden, bevor sie als Dach hochgezogen werden. Nachdem die Seitenstangen eingefädelt sind, sieht das Ganze dem Zirkuszelt schon ziemlich ähnlich, in dem der Verein Zeltspektakel Wendlingen-Köngen ab diesem Donnerstag sein viertägiges Kulturfestival veranstaltet.

Männer, Frauen und Jugendliche arbeiten Hand in Hand. Manche Helfer nehmen ein schweres Eisenteil für die Publikumstribüne alleine, andere packen zu zweit an, wieder andere rufen noch weitere starke Arme zu Hilfe, um einen massiven Klotz mit vereinten Kräften auf einem Rollbrett zu transportieren. Weiter hinten fließt der Schweiß in Strömen, wo mit jeder Menge Muskelkraft zwei Bauwagen auf den Zentimeter genau manövriert werden, in denen später Garderoben für die Künstler untergebracht sind.

„Viele Hände, schnelles Ende“

„Viele Hände, schnelles Ende“, zitiert Michael Pukrop vom Festival-Team einen alten Handwerker-Leitspruch. Auch beim Zeltspektakel hat der Fortschritt Einzug gehalten: Anstatt die riesigen Erdnägel, die die Zeltseile halten, von Hand mit dem Hammer einzuschlagen, werden sie nun mit Hilfe eines Rüttlers ins Erdreich getrieben. Und die Absperrgitter werden mit einem Radlader transportiert. Zwei Zeltmeister haben ein Auge auf den Bauplatz, denn für „Fliegende Bauten“, wie so ein Zelt im Amtsdeutsch heißt, gelten strenge Regeln. Ein Zeltbuch muss geführt werden, und der korrekte Aufbau muss am Ende eine offizielle Abnahme bestehen.

Bis Donnerstag werden die Showbühne, die Bühnen- und Veranstaltungstechnik und die notwendige Infrastruktur aufgebaut. Die Betreuung der Künstler ist in diesem Jahr eine besondere Herausforderung, wie Hansjörg Fritz, der Vereinsvorsitzende, betont: „Wir haben 80 Künstler, bei ‚We shall overcome‘ allein einen 40-köpfigen Chor. Die wollen alle versorgt, untergebracht und verköstigt sein.“

In diesem Jahr scheint es das Wetter gut mit dem Team zu meinen: „Wir mussten zwar das große weiße Zelt für die Gastronomie im strömendem Regen aufbauen. In nur drei Stunden inklusive Bodenverlegen. Aber für den Aufbau des Zirkuszeltes haben wir echt Glück mit dem Wetter“, freut sich Michael Pukrop. Nach dem Auf- und Abbau ist es schöne Tradition der Zeltspektakler, dass alle miteinander essen: „Das gehört dazu. Und das ist wichtig: Gemeinsam anpacken und schaffen, gemeinsam Spaß haben und hinterher zusammensitzen. Wir vertragen uns, wir sind eine gute Truppe“, betont Pukrop, der wie Hansjörg Fritz seit dem allerersten Festival 1983 mit dabei ist.

Rund 65 Helferinnen und Helfer sind in diesem Jahr im Einsatz und ergänzen den harten Kern des Vereins, der das Kulturspektakel das ganze Jahr über plant. „Jeder kommt, wenn er Zeit hat. Man hat aber auch Verständnis, wenn jemand beruflich stark eingespannt ist“, erklärt Pukrop: „Jeder tut, was er kann. Und jeder kann etwas.“ Die einen planen das Programm, andere helfen bei Auf- und Abbau, wieder andere machen Dienst am Einlass oder an der Theke, betreuen die Künstler, kümmern sich um Elektrik, Logistik oder Buchhaltung. „Alle schätzen diese Gemeinschaft. Wir sind grundverschiedene Leute und kommen aus allen möglichen Bereichen. Aber man braucht genau diese Mischung, damit es funktioniert“, betont Pukrop. Er nimmt, wie viele andere, Jahr für Jahr fürs ehrenamtliche Engagement beim Zeltspektakel extra Urlaub, um mit jeder Menge Knowhow und viel Routine, mit Muskelkraft, mit Begeisterung und Herzblut, mit Idealismus und Fantasie für die Zuschauer unvergessliche Kulturabende zu ermöglichen.

Das Programm

An diesem Donnerstag, 11. Oktober, beginnt um 20 Uhr das 36. Zeltspektakel beim Wendlinger Freibad im Speckweg mit der bereits ausverkauften SWR1-Kult-Show „Pop und Poesie in Concert“.

Am Freitag, 12. Oktober, um 20 Uhr präsentiert das Theater Lindenhof das von Heiner Kondschak inszenierte Konzert „We Shall Overcome – A Tribute to Pete Seeger“.

Am Samstag, 13. Oktober, um 20 Uhr – ebenfalls bereits ausverkauft – machen LaBrassBanda auf ihrer Bierzelttour Station. Als Vorgruppen spielen Folkshilfe und Country Dudes.

Am Sonntag, 14. Oktober, ab 11 Uhr gibt’s bei freiem Eintritt den traditionellen Frühschoppen mit Kinderbasteln und Livemusik, bevor das 36. Wendlinger Zeltspektakel am Abend ab 19 Uhr mit dem Auftritt des Kabarettisten Christian Ehring und seinem Programm „Keine weiteren Fragen“ zu Ende geht.