Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Zwei Stunden lang diskutierten die Mitglieder des Ausschusses darüber, ob die drei Multifunktionsräume in der neuen Mensa an der Anton-Walter-Grundschule gebaut werden sollen.

NeuhausenLeicht ist die Empfehlung den Mitgliedern des Verwaltungs- und Finanzausschusses des Gemeinderats Neuhausen nicht gefallen: Nach langer Debatte stimmten sie dafür, die Mensa bei der Anton-Walter-Grundschule mit den ursprünglich geplanten drei Multifunktionsräumen zu bauen. Um Kosten bei dem mit rund 29 Millionen Euro veranschlagten Projekt zu sparen, hatte die Verwaltung gemeinsam mit den Architekten nach Sparpotenzialen gesucht.

Der Verzicht auf die drei Räume hätte das Vorhaben um 1,5 Millionen Euro günstiger gemacht. Ortsbaumeister Rainer Däschler gab aber zu bedenken, dass sich die Bauarbeiten für die Grundschule mit dreieinhalb Zügen dann um sechs Monate verzögern würden. Nach derzeitigem Stand soll die Schule zum Schuljahresbeginn 2021/2022 in Betrieb gehen. Um in Ruhe abwägen zu können, hatte die Fraktion der Initiative Grüne Liste (IGL) vor der Sitzung des Ausschusses beantragt, die Debatte zu vertagen, bis belastbare Zahlen vorliegen. Das sahen die anderen Fraktionen aber anders. Zwei Stunden diskutierten dann alle engagiert über das Für und Wider des Verzichts auf die Räume. Hauptamtsleiter Bernd Schober, der für den Schulneubau zuständig ist, referierte die Vorgeschichte und präsentierte eine Abwägung des Für und Wider. Trotz der Kürze der Vorbereitung hatten die Gemeinderäte so eine fundierte Grundlage. Bürgermeister Ingo Hacker stellte klar, wie wichtig die Empfehlung an den Gemeinderat ist, der den Entwurfsplan am 19. November beschließen muss. Im Haushalt klafft eine Lücke von drei Millionen Euro, weil die Einnahmen bei der Gewerbesteuer geringer ausfallen. Zu der Ersparnis von 1,5 Millionen Euro kommt noch eine jährliche Reduzierung der Betriebskosten von 50 000 Euro. „Damit wäre der Betrieb von Freibad und Musikschule gesichert“, erklärte Hacker.

Weil die Grundschule auf dem zugeschütteten Egelsee errichtet wird, fallen die Kosten für die Gründung des Gebäudes deutlich höher aus als zunächst angenommen. „Das hätten Sie wissen müssen“, kritisierte Gabriele Probst (IGL) die Verwaltung. Sie verwies auf eine Passage im Heimatbuch, die von ähnlichen Schwierigkeiten beim Bau der Schiller-Schule im Jahr 1974 berichtet hatte. Die Aussage von Hauptamtsleiter Schober, dass das pädagogische Konzept der Gemeinschaftsschule möglicherweise wegen der fehlenden drei Räume angepasst werden müsste, wog für die Sprecher der Fraktionen schwer. Jens Jenuwein (Freie Wähler) regte an, mit der Elternbeiratsvorsitzenden der Schiller-Schule, Sarah Rubin, eine sachkundige Bürgerin zu hören. „Aus Gesprächen mit Lehrern und Eltern weiß ich, dass die Räume für die Umsetzung des pädagogischen Konzepts gebraucht werden“, berichtete Rubin. Zwar hatte die Schiller-Schule signalisiert, darauf verzichten zu können, aber mit Blick auf steigende Einwohner- und damit auch Schülerzahlen ist das schwer vorauszusagen.

Trotz der angespannten Finanzlage bekannte sich Mariela Herzog für die Freien Wähler zum Bau des Siegerentwurfs der Anton-Walter-Grundschule und der Mensa mit drei Räumen. Die Fraktionschefin legt großen Wert darauf, dass die Pädagogen für die Umsetzung ihrer vorbildlichen Konzepte das optimale Raumprogramm bekommen, „auch wenn uns diese Empfehlung mit Blick auf die Finanzlage sehr schwer fällt.“ Für Marius Merkle (CDU) ist Bildung das höchste Gut. Schülerinnen und Schüler müssten optimal aufs Berufsleben vorbereitet werden. Deshalb darf da aus der Sicht des Fraktionschefs nicht gespart werden. Gabriele Probst (IGL) begründete ihr Votum für die drei Räume mit dem Bekenntnis zu neuen Lernformen, nicht nur in der Gemeinschaftsschule. „Klar ist aber, dass wir dann an anderer Stelle sparen müssen.“ Und das wird aus ihrer Sicht nicht einfach. Probst fragte, ob sich die Kommune drei Gastronomiebetriebe leisten müsse, schließlich sei das keine kommunale Aufgabe. Mit dem „Ochsen“, „Saalbau“ und „Rotenhans“ hat die Gemeinde drei Gaststätten, die verpachtet sind. Mit Blick auf „ständig steigende Baukosten“ votierte Erich Bolich (SPD) klar für die Räume und die zeitnahe Umsetzung des Entwurfs. „Wir stehen unter Zeitdruck.“ Marco Schulz (IGL) will von der Verwaltung genaue Zahlen. So könnten die Gemeinderäte mitwirken und nach Sparpotenzialen suchen.

Den Beschluss über die Entwurfsplanung für die Anton-Walter-Grundschule mit Mensa fasst der Gemeinderat in der Sitzung am Dienstag, 19. November.