Der Zirkus Frankordi hat einen Streichelzoo mitgebracht, in dem sich keine exotischen, sondern einheimische Tiere befinden - zur Freude von Jung und Alt. Foto: Rapp-Hirrlinger Quelle: Unbekannt

Von Ulrike Rapp-Hirrlinger

Das Experiment ist geglückt: Zum ersten Mal haben die Kinder, die in Denkendorf am Sommerferienprogramm des Jugendzentrums Focus teilnehmen, einen Nachmittag mit Senioren aus dem Pflegeheim Martin-Luther-Haus verbracht. Eine Zirkusaufführung und ein Streichelzoo waren für Jung und Alt gleichermaßen die Attraktionen. „Das war ganz arg schön“, befand eine alte Frau und war mit ihrer Meinung nicht allein. „Ich fand’s klasse mit den alten Leuten“, rief ein Junge im Vorbeilaufen.

Die Idee zum gemeinsamen Nachmittag hatte Susanne Krüger, die die Sozialbetreuung im Seniorenzentrum leitet. Sie kannte den kleinen Familienzirkus Frankordi und gewann den Förderverein Ferienbetreuung und den Verein Senioren- und Altenhilfe als Sponsoren. Gut 30 Seniorinnen und Senioren und 70 Kinder kamen in zwei gemischten Gruppen in den Genuss der je halbstündigen Vorstellungen mit Tierdressuren, Clown-Einlagen, Seilartistik und Teller-Jonglage - wetterbedingt in der Sporthalle. Viel Beifall gab es vor allem auch für die beiden Nachwuchs-Artisten Jason (6) und Naomi (3), die Kinder des Zirkus-Ehepaars Frank.

Vor und nach den Vorstellungen begeisterten sich Kinder und Ältere gleichermaßen am Streichelzoo, den die Zirkusfamilie mitgebracht hatte. Keine exotischen Tiere, sondern Schafe, Schweinchen, Ziegen, ein Mini-Pony, Gänse, Enten und anderes Federvieh. „Tiere wecken bei den alten Menschen ganz viele Erinnerungen an früher, an gute Zeiten“, weiß Krüger. Das tue den überwiegend an Demenz Erkrankten gut. „Endlich mal wieder Tiere!“, entfuhr es einer Besucherin. Zum Abschluss ließen sich alle gemeinsam ein Eis schmecken.

Die Kinder waren begeistert, als sie von dem Begegnungsprojekt hörten, das den Abschluss des zweiwöchigen Sommerferienprogramms mit dem neuen Namen „Deluxe“, erzählt Focus-Mitarbeiterin Merima Spahic. „Wir wollen ihnen ein bisschen Leben schenken“, zitiert sie ein Mädchen. Und auch die Senioren herrschte gleich Freude über den Plan. „Sie haben immer gerne Kinder um sich“, sagt Krüger.

Interessiert ließen sich zumindest die rüstigeren unter den Senioren zeigen, was sich im Jugendzentrum so alles tut, und schauten den Kindern beim Spielen und Basteln zu. Der neunjährige Tim führte die Gäste durchs Haus. „Ich habe ihnen alle Räume gezeigt außer dem Teamzimmer“, erzählt er. Das ist den Betreuern vorbehalten und kinderfreie Zone. Klar, dass dies auch die Besucher akzeptierten. Focus-Leiter Tobias Laxander ist begeistert: „Manche waren zwar anfangs etwas zurückhaltend, aber es gab keine Berührungsängste.“ Spahic ergänzt: „Sie haben viel Rücksicht genommen und mussten manchmal auch geduldig sein.“

Laxander erzählt freudig von der Aussage einer Seniorin: „Das ist einfach das Schönste, wenn Kinder dabei sind.“ Die Kinder seien hilfsbereit und rücksichtsvoll gewesen, ergänzt Krüger. Bei Bedarf wurden Stühle herangetragen und Getränke oder Wassermelonenstücke serviert. Besonders beliebt war es, die Senioren in den Rollstühlen übers Gelände zu schieben. „Einige haben sich fast darum gestritten“, sagt Laxander lachend.

Für Susanne Krüger ist klar, dass es nicht die letzte gemeinsame Aktion des Jugend- und des Seniorenzentrums gewesen sein soll: „Das machen wir bestimmt wieder.“