Lange Gesichter gab es bei der CDU in Esslingen. Trotz erheblicher Verluste verteidigte Markus Grübel (Mitte) sein Direktmandat im Wahlkreis Esslingen. Foto: Hauenschild Quelle: Unbekannt

Die Direktmandate im Landkreis Esslingen bleiben fest in der Hand der CDU. Markus Grübel (Wahlkreis Esslingen) und Michael Hennrich (Wahlkreis Nürtingen) wurden gestern wie erwartet erneut in den Bundestag gewählt. Doch mussten beide gegenüber 2013 massive Verluste hinnehmen. Über die jeweiligen Landeslisten holten sich Nils Schmid (SPD), Matthias Gastel (Grüne) und Renata Alt (FDP) Tickets nach Berlin. Damit erhöht sich die Zahl der Mandatsträger aus dem Landkreis von vier auf fünf.

Von Harald Flößer

Dass die CDU bundesweit deutlich Federn lassen musste, bekamen auch die erfolgsgewohnten Spitzenkandidaten im Landkreis deutlich zu spüren. Vor vier Jahren erzielten beide noch Kantersiege, Grübel mit 51,3 Prozent der Erststimmen, Hennrich mit 51,0 Prozent. Diesmal kam Grübel, der Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium ist, nur noch auf 40,0 Prozent der Erststimmen, Hennrich landete bei 39,43 Prozent. Auch bei den Zweitstimmen mussten die Christdemokraten erhebliche Verluste hinnehmen. Im Wahlkreis Esslingen sackten sie von 44,81 auf 33,3 Prozent ab. Im Wahlkreis Nürtingen war der Verlust noch etwas größer, von 45,98 fiel die CDU auf 33,68 Prozent zurück. Entsprechend lang waren gestern Abend die Gesichter bei der Kreis-CDU.

Ernüchterung herrscht auch bei den Sozialdemokraten im Landkreis Esslingen. Mit Nils Schmid haben sie zwar für den Wahlkreis Nürtingen wieder einen Mandatsträger im Bundestag. Doch fielen sie wie auf Bundesebene ab und erreichten weder bei den Erst- noch bei den Zweitstimmen die 20-Prozent-Marke. Dank seines 6. Platzes auf der Landesliste schaffte Schmid den Sprung in den Bundestag und löste damit Rainer Arnold ab. Der Wolfschlugener, viele Jahre verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, hatte aus Altersgründen nicht mehr kandidiert.

Die AfD hat vor allem in Wendlingen und Wernau (Wahlkreis Esslingen) überdurchschnittlich gut abgeschnitten. In Wendlingen brachte sie es auf 14,7 Prozent der Erst- und auf 14,5 Prozent der Zweitstimmen. 2013 schlug das AfD-Ergebnis dort noch mit 3,9 beziehungsweise 5,4 Prozent zu Buche. In Wernau holten die Rechtspopulisten jeweils deutlich über 13 Prozent, vor vier Jahren waren sie noch bei drei und 4,5 Prozent gelegen. Im Wahlkreis Nürtingen fallen vor allem Notzingen, Oberboihingen und Erkenbrechtsweiler durch hohe AfD-Ergebnisse auf. In Esslingen blieb die AfD dagegen deutlich unter dem allgemeinen Trend. Dort verbuchte sie jeweils gut neun Prozent auf der Habenseite.

Grund zur Freude haben die Grünen im Landkreis. Denn sie konnten gegenüber 2013 zulegen. Und mit Matthias Gastel haben sie weiterhin einen Abgeordneten im Bundestag. Mit Listenplatz 10 ausgestattet, verteidigte der 47-Jährige aus Filderstadt sein Mandat. 14,76 Prozent der Erststimmen reichten dem bahnpolitischen Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion für den Wiedereinzug. Damit legte er gegenüber 2013 um fast fünf Prozentpunkte zu. Bei den Zweitstimmen kamen die Grünen im Wahlkreis Esslingen auf 14,56 Prozent, 2013 waren es 12,05 Prozent. Im Wahlkreis Nürtingen schafften sie 14,21 Prozent gegenüber 11,64 Prozent vor vier Jahren.

Riesenjubel herrscht bei den Freien Demokraten, die die Rückkehr in den Bundestag schafften. Auf dieser Erfolgswelle schwimmt die FDP auch im Landkreis. 9,86 Prozent der Erststimmen bedeuten für Renate Alt, ihre Kandidatin im Wahlkreis Nürtingen, das Ticket nach Berlin. Vor vier Jahren war sie lediglich auf 2,52 Prozent gekommen. Auch bei den Zweitstimmen legten die Freien Demokraten deutlich zu. Im Wahlkreis Esslingen steigerten sie ihr Ergebnis von 6,11 auf 13,78 Prozent, im Wahlkreis Nürtingen von 6,87 auf 14,96 Prozent. Die Linke konnte sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen leicht zulegen.

Ihre Chance zur Mitbestimmung haben außerordentlich viele Bürger im Landkreis genutzt. Im Wahlkreis Nürtingen lag die Wahlbeteiligung bei 81,28 Prozent, im Wahlkreis Esslingen bei 80,3 Prozent und damit jeweils über dem Bundesschnitt. Die Spitzenplätze belegen Wolfschlugen (88,21 Prozent), Altenried (87, 22) und Lichtenwald (86,22).