Fitnessprogramm mit Kind und Kinderwagen

WernauRaus an die frische Luft, etwas für die Fitness tun und Zeit mit dem Kind verbringen: Die jungen Mütter, die sich donnerstagvormittags am Bolzplatz an der Wernauer Brühlstraße treffen, schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe. Sie machen „Kiwa Fit“, ein Sportangebot des Turn- und Sportvereins Wernau (TSVW) – hinter dem trendigen Kürzel verbirgt sich das Angebot „Kinderwagen fit“.

Sieben Mütter, sieben besetzte Kinderwagen. An diesem Morgen sind die Kleinen dick eingemummelt, denn es hat Minusgrade. Die Mütter müssen sich dagegen bewegen, damit sie nicht frieren, allen voran Übungsleiterin Tina Knufmann, die keine Zeit verliert: Mit dem Handy und einem Bluetooth-Lautsprecher sorgt sie für fetzige Musik. Dazu heißt es Aerobic-Schritte machen, erschwert durch Thera-Bänder oberhalb der Knie.

Gerade Bauchmuskeln schonen

Die Kinderwagen stehen hinter den Müttern, manche der Kleinen schlafen, andere schauen mit großen Augen unterm Mützenrand fasziniert zu. Marie zum Beispiel, deren Aufmerksamkeit die ganze Stunde lang nicht nachlassen wird. „Ihr gefällt das ganz arg“, sagt ihre Mutter Nicole Reutter. „Sie freut sich immer auf den Sport.“ Wieder zu Hause, mache Marie dann die Bewegungen nach. Mit ihren gut zwei Jahren gehört sie zu den älteren Kindern auf dem Platz, das jüngste ist fünf Monate alt. Voraussetzung für die Teilnahme am „Kiwa Fit“ sei, dass die Mutter die Rückbildung nach der Geburt abgeschlossen und eine Empfehlung des Arztes hat, erklärt Tina Knufmann. Sie achtet trotzdem darauf, dass bei den Übungen der Beckenboden und die geraden Bauchmuskeln geschont werden.

Ansonsten erlaubt das stramme Programm nicht viel Schonung. Nach dem Aufwärmen, Dampfwölkchen vorm Mund, macht sich die Gruppe auf den Weg. Die Übungsleiterin fordert die Frauen auf, den Kinderwagenlenker von unten zu greifen und nah am Wagen zu gehen, auch bergauf: Das dient der Körperhaltung. Die erste Station ist eine Geländerstange am Weg, an der die Frauen verschiedene Übungen mit ihrem Körpergewicht machen. Einige prusten, die Köpfe werden warm und die Hände kalt. „Einmal im Leben tauschen …“, sagt die Trainerin mit Blick auf die wohlig eingepackten Kinder.

Es geht weiter zu anderen Stationen, mit Übungen im „Wandsitz“, oder Bauchmuskeltraining auf einer Bank. Auch beim Gehen baut die Trainerin ein paar Schikanen ein: schwingende Arme, Ausfallschritte und mehr. „Anfangs hatte ich mehr Muskelkater“, sagt Nicole Reutter, mittlerweile sei’s besser. Sie hat im Oktober angefangen. Manuela Fritz ist dagegen an diesem Tag zum ersten Mal da. Sie genießt sehr, dass sie am hellen Morgen Zeit mit ihrem Kind verbringen und zugleich etwas für die Fitness tun darf. Auch den Kindern scheint es zu gefallen, kräht mal eines aus seinem Wagen, wird es von seiner Mama oder Tina Knufmann geschaukelt. Die Übungsleiterin nennt das Angebot auch gern „Babylüften“. Draußen in ihrem Wagen seien die Kinder meistens zufriedener als bei Angeboten in der Halle, die es ebenfalls für Eltern und Babys gibt. Sie ist selbst ein Fan von Outdoor-Training und hofft, dass sie es auch nach den Faschingsferien, wenn sie wieder in den Schuldienst einsteigt, anbieten kann: „Ich muss mal meinen Stundenplan abwarten.“ Die Wernauerin, die auch andere Angebote beim TSV macht, hat im Mai mit „Kiwa Fit“ begonnen. An manchen Tagen kommt ein Dutzend Teilnehmerinnen zusammen – das sei aber auch die Obergrenze, sagt sie, noch mehr würde schwierig.

Mittlerweile bewegt sich die Gruppe auf dem Fußweg am Bodenbach wieder Richtung Bolzplatz. Eine Passantin bleibt stehen und schaut zu, wie die Frauen Übungen machen. „Toll, dass es sowas gibt“, sagt sie. Dann geht’s im flotten Schritt zurück, die Zeit läuft. Cosima, sechs Monate alt, tut sich in ihrem Wagen schwer mit dem Einschlafen: wie meistens, sagt ihre Mutter, Judith Kuhnert. „Die andern schlafen oft.“ Wieder am Ausgangspunkt, schließt Tina Knufmann die gemeinsame Stunde mit Dehnungs- und Atemübungen ab. Marie darf aus ihrem Wagen und mitmachen. Cosima hat jetzt endlich in den Schlaf gefunden.