Schlienz-Tours-Chef Kiesel zeigt VVS-Geschäftsführer Sammler, Landrat Eininger sowie den Bürgermeistern Schmid und Fink (von links) einen der modernen Busse für die Schurwaldlinien. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Auch ein alter Wunsch der Aichwalder geht in Erfüllung: eine regelmäßige Verbindung ins Remstal und damit ein Anschluss an die S-Bahn-Station in Endersbach.

AichwaldBusfahren auf dem Schurwald wird mit dichteren Takten und deutlich mehr Fahren als bisher ab Januar zu einer echten Alternative. Außerdem wird endlich Realität, was sich die Aichwalder seit 35 Jahren wünschen: eine regelmäßige Verbindung ins Remstal und damit ein Anschluss an die S-Bahn-Station in Endersbach. „Eine klasse Sache“ nannte Landrat Heinz Einiger bei der Vorstellung im Schanbacher Rathaus die neuen Fahrpläne. Die Buslinien 106, 107, 114, 114A, N16 und N14 werden künftig von Schlienz-Tours betrieben. Das in Kernen ansässige Unternehmen hatte bei der von der EU verordneten Neuvergabe für das Linienbündel ES 3 den Zuschlag erhalten. „Wir fahren pro Jahr 340.000 Kilometer mehr als früher“, sagte Schlienz-Tours-Geschäftsführer Erhard Kiesel. Das sei eine Steigerung um mehr als 50 Prozent. Ein weiterer Vorteil für die Schurwald-Gemeinden: Das Unternehmen betreibt die Linien eigenwirtschaftlich. Das heißt, es fließen keine öffentlichen Zuschüsse. Bisher hatte Aichwald die Linien mit jährlich 160.000 Euro bezuschusst, Baltmannsweiler mit rund 20.000 Euro.

Er sei sehr dankbar für das „passgenaue Angebot“, sagte Aichwalds Bürgermeister Nicolas Fink. „Wir freuen uns auf die neue Welt.“ Der öffentliche Nahverkehr spiele für seine Gemeinde eine wichtige Rolle. Sehr früh habe man einen Nachtbus eingeführt, als erste Kommune im Landkreis habe man einen Bürgerbus betrieben. Der neue Fahrplan bringe mit einem besseren Takt eine engere Bindung an Esslingen. Erstmals habe man mit einem Bus nach Plochingen einen guten Anschluss an den Regional- und Fernverkehr der Bahn. Und die Verbindung ins Remstal sei ein sehnlicher Wunsch vieler Aichwalder seit den 1980er-Jahren. Das Beste an der Sache sei: „Wir bekommen mehr Leistungen und müssen nichts dafür bezahlen.“ Baltmannsweiler bekommt zwar keine neuen Linien, „aber unsere Bestandslinien werden erheblich verbessert“, freute sich Finks Amtskollege Simon Schmid. Von den besseren Takten profitiere auch der Schülerverkehr. Schmid: „Wir schauen zufrieden und glücklich in die Zukunft.“

ÖPNV wird um 15 Prozent ausgebaut

Für viele Menschen im Landkreis bedeute die Neuvergabe der Linienbündel einen Quantenspruch, sagte Landrat Eininger. Mit 1,7 Millionen mehr Fahrkilometern weite man das ÖPNV-Angebot im Landkreis um rund 15 Prozent aus. Mit einem Plus von etwa 50 Prozent seien die Vorteile an den Sonn- und Feiertagen am deutlichsten.

Eininger erinnerte an die im April 2019 in Kraft tretende Tarifzonen-Reform im VVS-Gebiet. Aus 52 Zonen werden fünf Ringe. Die Vorteile für die Kunden: „Keiner zahlt mehr, und viele bekommen mehr Leistungen, im Schnitt 25 Prozent“. Sein Unternehmen verstehe sich als Mobilitätsdienstleister für die Region, sagte Schlienz-Tours-Geschäftsführer Kiesel. „Wir leben hier und kennen die Bedürfnisse unserer Kunden.“

Allein im vergangenen Jahr habe das Unternehmen 8,6 Millionen Euro in seinen Fuhrpark investiert. Mehr als 90 Prozent der Fahrzeuge erfüllten die derzeit höchstmögliche Umweltnorm Euro 6. Alle Busse, die auf dem Schurwald zum Einsatz kommen, seien komplett barrierefrei, mit elektrischer Rollstuhlrampe ausgestattet und verfügten über moderne Innenanzeigen, die über den Fahrverlauf informieren. Außerdem seien sie mit kostenlosem WLAN und Klimaanlagen ausgestattet.

Von einem „kleinen Wunder“ sprach wegen des deutlich ausgeweiteten Angebots VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Die Kunden bat er um Verständnis, „wenn angesichts neuer Busse, neuer Fahrer und neuem Fahrplan am Anfang noch nicht alles hundertprozentig laufen sollte“. Aber alle würden mit großen Verbesserungen entschädigt.

Die ab 2019 gültigen Fahrpläne sind unter www.vvs.de im Internet abrufbar. Wer das neue Angebot testen möchte, kann am 1. Januar auf allen Schurwald-Linien kostenlos fahren.

Was sich ab Januar auf den Schurwald-Linien ändert

Linie 114 (Esslingen – Aichelberg – Endersbach): Die Busse fahren über ihre bisherige Endhaltestelle Aichelberg Holl weiter über Beutelsbach zum Bahnhof Endersbach. Fahrgäste haben in Endersbach Anschluss an die S-Bahn-Linie S2 nach Waiblingen und Stuttgart. Von und nach Endersbach sind die Busse montags bis freitags von 6 bis 19.30 Uhr und an Samstagen von 9 bis 16.30 Uhr unterwegs. Im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr 30-Minuten-, ansonsten Stundentakt. Die Schülerfahrten für die Gemeinde Aichwald werden künftig mit der neuen Schülerlinie 114A stattfinden.

Linie 106 (Esslingen – Hohengehren – Winterbach) Fahrgäste bekommen bereits in Oberesslingen Anschluss an die S-Bahn-Linie S1 von und nach Stuttgart.

Auf dem Abschnitt zwischen Esslingen und Hohengehren wird der Fahrplan deutlich ausgeweitet. Künftig fahren die Busse montags bis samstags tagsüber im durchgehenden Halbstunden-Takt. Im Spätverkehr fahren die Busse auf direktem Weg im Stundentakt nach Hohengehren, den Umweg der letzten Fahrt über Deizisau und Plochingen wird es nicht mehr geben. Neu ist auch, dass die Busse montags bis freitags tagsüber die Reichenbacher Straße in Baltmannsweiler in beiden Richtungen anfahren. Außerdem wurde der Busverkehr zwischen Hohengehren und dem Rems-Murr-Kreis neu konzipiert. Montags bis freitags und auch in den Schulferien gibt es künftig vier Verbindungen von Esslingen über Hohengehren nach Winterbach.

Linie 107 (Plochingen – Aichelberg): Die neue Linie verbindet die Gemeinde Aichwald und Plochingen auf direktem Weg. Die Busse fahren montags bis freitags fünfmal pro Tag. In Plochingen haben Fahrgäste Anschlüsse auf die Züge in und aus Richtung Ulm und München. Von Plochingen nach Aichwald werden zusätzlich zwei Spätverbindungen angeboten, die insbesondere die Fahrgäste aus den Zügen aus Richtung Ulm und München nutzen können.

Nachtverkehr (Linie N14 Esslingen – Aichelberg und N16 Esslingen – Hohengehren): Mit der neuen Nachtbuslinie N16 wird die Anbindung von Hohengehren und Baltmannsweiler von Ruftaxi auf Linienbus umgestellt. Von der Umstellung der Ruftaxilinie auf einen regulären Busbetrieb profitieren auch die Fahrgäste aus Esslingen: Die Busse werden auch an allen Unterwegshaltestellen zwischen Esslingen ZOB und Esslingen Steinhalde halten. Die Busse starten in Nächten vor Samstagen, Sonn- und Feiertagen stündlich zwischen 1.18 und 4.18 Uhr vom Esslinger ZOB.

Die Busse der Nachtbuslinie N14 verkehren künftig eine Stunde länger.