Das Neuhausener Jugendforum kam gut an bei den Beteiligten. Foto: Eisenhardt - Eisenhardt

Das erste Neuhausener Jugendforum stieß bei allen Beteiligten auf große Zufriedenheit. Der erste Wunsch der Kinder und Jugendlichen wurde sogar schon in die Tat umgesetzt.

NeuhausenDie Kinder und Jugendlichen von Neuhausen sollen sich einmischen – in der Schule, an ihrem Wohnort, in der Kita, im Jugendzentrum und in ihrer Familie. Gemäß Artikel 41a der Gemeindeordnung (GeMO) sind Gemeinden nun sogar verpflichtet, „Kinder und Jugendliche bei Planungen und Vorhaben, die ihre Interessen berühren, in angemessener Weise zu beteiligen“.

Eine der ersten Maßnahmen, um die Partizipation von Kindern und Jugendlichen am Neuhausener Gemeindeleben zu gewährleisten war das Jugendforum im September 2018, das von der Gemeinde und dem Leiter des Neuhausener Jugendhauses Penthaus, Jochen Baral, konzipiert wurde.

Baral und einige der Teilnehmer stellten jetzt im Gemeinderat die Ergebnisse vor. „Das Interesse für Politik ist bei der Jugend da“, erklärte der Jugendhausleiter ausdrücklich. Als Vorbereitung des Jugendforums war eine schriftliche Befragung aller zehn- bis 18-Jährigen des Ortes durchgeführt worden, präsentiert wurden die Auswertung beim 1. Jugendforum, an dem rund 20 Jugendliche sowie Vertreter des Gemeinderats und aus der Verwaltung teilgenommen haben. Ganz oben auf der Wunschliste des Nachwuchses standen damals Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), Beachtung von Natur-, Umwelt- und Tierschutz sowie bessere Sportangebote und die Schaffung von attraktiven Treffpunkten.

Nun drehten Baral und seine Mitstreiter den Gedanken weiter und haben sich überlegt, was Kinder und Jugendliche sowie die Gemeinde tun können, um den Nachwuchs besser mitbestimmen zu lassen. „Es wäre zum Beispiel eine gute Option, das Jugendforum regelmäßig stattfinden zu lassen. Da könnte dann auch ein Thema von der Gemeinde kommen, dass dort aufgegriffen wird und von den Jugendlichen aufbereitet wird“, schlug Baral vor. „Eine offizielle Plattform, wo eventuell auch gleich mögliche Ansprechpartner greifbar sind, wäre uns wichtig.“ Auch Vereine, Institutionen und sonstige Interessensgruppen sollten mit ins Boot geholt werden. Obendrein könnten Treffpunkte mit Fachleuten organisiert werden.

„Es sind viele da, die etwas machen wollen“, bestätigte eine Teilnehmerin des Jugendforums. Sie fand es besonders interessant, dass am Forum auch Vertreter des Gemeinderats teilgenommen und ihre Sicht der Dinge dargelegt haben. Dass sich die Gemeinde auch künftig die Themen der jüngeren Generation anhört, im Gedächtnis behält und an einer Lösung arbeitet, ist für eine weitere Forumsteilnehmerin ein wesentlicher Punkt. Dafür wollen sich die Kinder und Jugendlichen auch ins Zeug legen. „Wir wollen unsere Themen gut recherchieren, die Ist-Situation gut beschreiben und mögliche Veränderungen sowie deren positive Auswirkungen darlegen“, versprach Baral. Selbstredend hat er auch als Leiter des Penthauses ein Interesse an der Entwicklung in Sachen Mitbestimmung: „Wir als Jugendhaus unterstützen das Projekt und bleiben mit der Gemeinde im Gespräch darüber.“

Ein Projekt bereits abgehakt

Von den genannten Themen der Jugendlichen haben sich Baral und Co. nun die Verkehrssicherheit, den ÖPNV und die Schulhofgestaltung herausgepickt und wollen konkret an Verbesserungen arbeiten. Darüber hinaus soll ein Musterablauf zur besseren Kommunikation mit der Gemeinde erstellt werden. „Hier könnte auch ein spezieller Bereich für unsere Anliegen auf der Gemeinde-Homepage helfen“, schlug Baral dem Gemeinderat vor.

Um das alles zu bewerkstelligen, gibt es im Penthaus bereits regelmäßige Treffen der Jugendlichen: „Unser Ziel ist zu zeigen, dass wir dranbleiben und die Wünsche nichts ins Leere laufen“, kündigte der Jugendhausleiter an.

„Das Forum war eine gute Sache“, befand Gemeinderat Roman Krieger von SPD, der auch selbst an der Veranstaltung teilgenommen hat: „Es war sehr interessant zu hören, was sich die Jugendlichen wünschen.“ Beifall ernteten die bisherigen Aktivitäten auch von Seiten der CDU: „Es sind treffende Themen formuliert worden, die uns auch im Gemeinderat zum Teil seit Jahren beschäftigen. Ein solches Forum ist eine gute Möglichkeit, um aufzuzeigen, was Jugendliche in der Gemeinde bewegt“, befand Marius Merkle. Für die Initiative Grüne Liste (IGL) gibt es allerdings noch Potenzial nach oben: „Das war ein guter erster Aufschlag, muss sich aber noch weiterentwickeln“, sagte Fraktionsvorsitzende Gabriele Probst mit Blick auf den aus ihrer Sicht nur sehr geringen Rücklauf der Fragebogenaktion von fünf Prozent. Für Björn Scherbaum von den Freien Wählern war der Rücklauf dagegen zufriedenstellend: „Das war völlig in Ordnung. Ich bin beeindruckt von der Auswertung der Ergebnisse.“

Bürgermeister Ingo Hacker legte Wert darauf, dass zumindest eines der Anliegen des Nachwuchses abgehakt wurde: In den Osterferien hat der Stuttgarter Graffiti-Künstler Mike Becker mit Kindern und Jugendlichen am Penthaus eine Wand neu gestaltet. „Der Wunsch stand zwar nicht ganz oben auf der Agenda, aber wenn genügend Enthusiasmus da ist, kann es ganz schnell gehen“, so der Bürgermeister mit einem Augenzwinkern. Die Ortsverwaltung respektierte die Anliegen der Jugendlichen: „Der Funke ist übergesprungen. Die Bemühungen sind ein klares Zeichen für uns, dass wir das Thema Jugendbeteiligung ernst nehmen müssen.“