Das städtebauliche Konzept für das Wernauer Baugebiet Adlerstraße Ost III/Katzenstein steht. In Zeiten des Klimawandels reicht das aber nicht. Die Stadt lässt deshalb parallel ein Energiekonzept entwickeln. Ingenieur Olaf Hildebrandt zeigte im Gemeinderat, wie neue ökologische Standards umgesetzt werden können, ohne wirtschaftliche Aspekte zu vernachlässigen.

Von Roland Kurz

Gebäude an der Sonne ausrichten und kompakte Bauten, das sind zwei Energiespar-Prinzipien, die der Ingenieur vom Tübinger Büro ebök bereits mit den Planern des Labors 711 abgesprochen hat. Die Energie-Ampel, die Hildebrandt zur Schnellerkennung verwendet, zeigt deshalb nur noch an einer Gebäudeart Rot: Den Einfamilienhäusern. Daran wird wohl das ausgefeilte Energiekonzept mit Blockheizkraftwerken und Nahwärmeverbünden nichts ändern. Denn „Häuslesbesitzer wollen Freiheit“, weiß Bürgermeister Armin Elbl. Weil aber der Mix im Wohngebiet insgesamt heutigen Erwartungen entspreche, habe man dennoch ein „hervorragendes Energiekonzept“.

Als technische Leitlinie hat ebök-Chef Hildebrandt den Effizienzstandard KfW 55 gesetzt. Das entspreche den „Niedrigst-Energiegebäuden“, die voraussichtlich im neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) ab 2021 vorgeschrieben seien. Hildebrandt rechnet damit, dass bis 2030 ein Standard deutlich unterhalb des Effizienzhauses 55 zu entwickeln ist.

Zur Wärmeversorgung im Neubaugebiet schlägt der Fachmann ein nach Gebäudegröße differenziertes Vorgehen vor. Im Wärmenetz A sieht er die großen Einrichtungen wie die Pflegeeinrichtung mit Kita, das altersgerechte Wohnen und die geplante Sporthalle. In der B-Klasse sieht er zwei Wärmenetze für die Mehrfamilienhäuser an der nordöstlichen Randstraße inklusive eines Stadtteiltreffs. In den Bereiche A und B würde Hildebrandt kleinen Blockheizkraftwerken (BHKW) den Vorzug geben. Er kommt auf einen Preis von 8,5 Cent pro Kilowattstunde.

Die Gebäudeklasse C wäre beispielsweise eine Gruppe von Reihenhäusern, die ein Investor baut und dafür eine gemeinsame Heizung wählt. Technisch könnte das sowohl ein kleines BKHW als auch eine Holzpelletanlage oder ein System mit Erdwärme und Wärmepumpe sein. Die Pelletheizung läge beim Energiebedarf und bei der CO2-Emission vorne. Insgesamt schenken sich die drei Technologien laut Hildebrandt wenig, alle könnten künftige Standards erfüllen - ohne teure Fenster und ohne zusätzliche Lüftung. Eine gemeinsame Anlage ist seiner Meinung nach für Investoren interessant, weil sie wenig Raum beansprucht. Wirtschaftlich sei der Betrieb kleiner BHKW-Netze im Bereich C aber ungünstiger als der Anschluss an ein zentrales Wärmenetz.

Bei Einzelgebäuden - Größenklasse D - schlägt der Energieberater eine individuelle Versorgung vor. Hildebrandt weist aber darauf hin, dass die Standards KfW-55 und KfW-40 mit der Kombination Erdgas-Brennwert und Solar nicht erreichbar sei. Das sei nur mit Pellets oder Erdwärme zu schaffen. Ebök hat bereits Gespräche mit den Stadtwerken Esslingen geführt. Die BHKW machen den Erdgasanschluss des Baugebiets für die Stadtwerke interessant. Gleichzeitig verbilligt sich dadurch der Gaspreis für Einzelhäuser.

Man versuche, ein „Höchstmaß an Kundenorientierung“ zu schaffen, lobte Elbl das Konzept. Es gehe auch darum, die „zweite Miete“ niedrig zu halten. Die Erschließungskosten würden allerdings im Gebiet Adlerstraße Ost in „neue Dimensionen“ vorstoßen und sich auf die Grundstückspreise auswirken. Bevor das Energiekonzept beschlossen wird, wird sich der Gemeinderat noch Baugebiete in anderen Städten anschauen.