Der Bus kommt nicht immer pünktlich zur Haltestelle Braunkiel. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Zu voll, zu lange Wartezeiten, zu spät: Eltern, deren Kinder mit dem Bus nach Plochingen fahren, kritisieren die Fahrpläne.

Kreis EsslingenIn seiner Sitzung am 29. Januar befasst sich der Altbacher Gemeinderat mit der Schülerbeförderung auf der Buslinie 140. Bei vielen Eltern hat sich erheblicher Ärger über zu volle Busse und den Fahrplan angestaut. Von den Problemen sind sehr viele Schüler betroffen: 240 Altbacher Kinder fahren nach Plochingen zur Schule, 73 Kinder nach Esslingen.

Am 1. Januar hat die Betreibergemeinschaft Fischle & Schlienz die Linie 140 Esslingen – Plochingen von der Bahntochter Regiobus Stuttgart übernommen. Sie hatte das beste Angebot vorgelegt. Seither fahren die Busse im starren Stundentakt und es gibt abends ein Buspaar extra. Beides ist für die Fahrgäste eine prinzipielle Verbesserung, für viele Schüler ist der strikte Takt aber sehr schlecht.

Keiner habe geprüft, wie sich der neue Fahrplan auf die Schüler auswirke, sagt die Altbacher SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Barth. Sie ist direkt betroffen: „Meine Tochter Pauline steht an der Feuerwehr. Wenn der Bus dort schon voll ist, fährt er einfach weiter.“ Ein Bus, der früher bis zum Bahnhof Esslingen gefahren sei, ende nun bereits am Charlottenplatz, das sei schlecht für die Schüler des Georgii-Gymnasiums. Viele Kinder aus dem unteren Bereich Altbachs führen nun mit der S-Bahn, doch für Schüler aus den Höhenlagen sei das keine Alternative.

Eltern schreiben Briefe

Eine Gruppe Eltern, deren Kinder auf das Esslinger Georgii-Gymnasium gehen, hat sich am 14. Januar in einem Schreiben an Bürgermeister Martin Funk, die Gemeinderäte, das Landratsamt und das Busunternehmen gewandt. Endet der Unterricht nach der sechsten Stunde um 12.55 Uhr, muss ein Schüler für die Rückfahrt bis 13.59 Uhr warten, also mehr als eine Stunde. Nach der fünften Stunde fuhr der Bus früher um 12.15 Uhr, also zehn Minuten nach Unterrichtsschluss, nun erst um 12.59 Uhr. Bei der Hinfahrt bemängeln die Eltern, dass ein Bus am Charlottenplatz endet und halten den Fahrplan insgesamt für „unzumutbar und unbrauchbar“ – ausgerechnet, wenn das Plochinger Gymnasium vermehrt Altbacher Schüler abweist und Schüler nach Esslingen umgeleitet werden.

Ein weiterer leidgeplagter Vater ist Jürgen Stehle. Seine zwei Kinder, die in Plochingen auf die Realschule gehen, hat er im Januar schon mehrmals mit dem Auto hingefahren. Durch Verspätungen von bis zu zehn Minuten kämen die Schüler andauernd zu spät. Durch den starren Stundentakt fährt der Bus zur zweiten Stunde nun zwölf Minuten später als bisher. Bei einer Verspätung reicht es nun nicht mehr zum Schulbeginn. Woche für Woche kämen 20 Kinder zu spät, beklagt Stehle.

„Das Angebot an Fahrzeiten und Busgröße ist eine Katastrophe“, schrieb Gabriele Kraus am 7. Januar an das Landratsamt. Ihre Kinder könnten zwar theoretisch einen Bus früher zur Realschule Plochingen fahren und wären dann laut Fahrplan um 7.28 Uhr in Plochingen, also mit genügend Puffer bis zum Schulbeginn um 7.50 Uhr. Dieser Bus war jedoch überfüllt. Sie forderte dringend eine Überarbeitung der Fahrzeiten, mehr Busse oder einen Gelenkbus. Zumindest bei der Anfahrt für diese erste Stunde kam die Abhilfe prompt, seit 10. Januar setzt das Busunternehmen um 7.15 Uhr ab Braunkiel zwei Busse ein. Die zu knappen Abfahrtszeiten zur zweiten und dritten Stunde blieben aber bisher bestehen. Eine weitere Mutter hat Verspätungen bis zu elf Minuten registriert – das sei besonders bei Klassenarbeiten in den ersten Stunden tragisch. Während die Busse nach Plochingen zu klein seien, führen leere Gelenkbusse nach Esslingen, kritisiert sie.

„Der Bus ist eine Sardinenbüchse“

Die Probleme sind keineswegs auf Altbach beschränkt. „Der Bus ist eine Sardinenbüchse, fast täglich bleiben Schüler zurück“, berichtet ein Vater aus Plochingen. Das sei eine Einladung an die älteren Schüler, die erste Stunde zu schwänzen. Die Abfahrt des Busses nach Deizisau um 7.30 Uhr sei für den dortigen Schulbeginn zu knapp. Mitunter nehme wieder ein Bus auf der Fahrt zum Betriebshof überzählige Schüler mit, wie früher schon. „Ist das nun etwas Offizielles? Wie ist das mit der Versicherung?“, fragt er. Bei der Linie 141 zurück zum Stumpenhof blieben ebenfalls Schüler an der Kapelle zurück, weil der Bus voll gewesen sei.

Die Sitzung des Altbacher Gemeinderats am Dienstag, 29. Januar, beginnt um 19.15 Uhr. Vor dem Thema „Schülerbeförderung“ wird der Haushalt für 2019 eingebracht.

Eine schwierige Aufgabenteilung

Funktioniert die Schülerbeförderung von Altbach aus so schlecht wie derzeit, kann man das nicht nur einem Schuldigen zuschreiben. Denn es gibt viele Beteiligte.

Das Busunternehmen handelt eigenwirtschaftlich, es bekommt die Fahrgeldeinnahmen und hat eine Beförderungspflicht. Aber es ist darauf angewiesen, dass die Angaben stimmen, auf deren Grundlage es kalkuliert hat. Geht ein neues Unternehmen vom bisherigen Platzangebot aus, das schon bisher nicht reichte, bleiben die alten Probleme. Im Fall des zweiten Busses 7.15 Uhr ab Braunkiel hat Fischle & Schlienz schnell reagiert: Am Montag, 7. Januar, war Schulbeginn, ab Donnerstag fuhr der zweite Bus. Eine Fahrplanänderung kann das Unternehmen nicht ohne den VVS und das Landratsamt machen. Die inakzeptablen Verspätungen können neben dem Verkehr auch an den Fahrern liegen. Beim Schülerbus von Plochingen nach Deizisau um 7.30 Uhr waren die früheren Schefenacker-Fahrer sehr auf eine pünktliche Abfahrt trainiert.

Die Kommunen organisieren den Schülertransport. Da sie keine Kosten übernehmen, ist ihr Einfluss aber beschränkt. Das Landratsamt als Aufgabenträger überwacht den Verkehr, Mitarbeiter fahren auch mit und machen sich ein Bild, wie gut oder schlecht es läuft.

Die Schulen melden frühzeitig ihre Schülerzahlen für das kommende Schuljahr. Dies ist aber nur ein Anhaltspunkt für die Planung der Busse, offen ist, wie der Stundenplan ist, wie viele Schüler per Elterntaxi oder Fahrrad kommen. Das ist auch abhängig von der Jahreszeit – was für das Busunternehmen schwankende Einnahmen bringen kann. Auf der anderen Seite kann sich ein Unternehmen nicht mit der kalten Jahreszeit herausreden, etwa bei der Linie zum Plochinger Stumpenhof: Diese Steigung tut sich auch im Sommer kaum ein Schüler mit dem Fahrrad an.