2008 hielt der frühere Bürgermeister Benignus für einen EZ-Bericht den Schlichthammer falsch, was Mangold als Experten für das neue Schmiedemuseum auf den Plan rief. Fotos: Dietrich Quelle: Unbekannt

Diesmal kehrt Günter Mangold auf Bitte der Eßlinger Zeitung an den Tatort zurück. Sonst erzählt er dort öfters Schulkindern, was er früher an dieser Stelle gemacht hat - als letzter Auszubildender der früheren Altbacher Schmiede.„Eine Schmiede darf nicht zu hell sein. Sonst lässt sich die Farbe des Feuers nicht mehr richtig beurteilen.“

Von Peter Dietrich

Die Zeichnungen von der Schmiede, die er zusammen mit einem Gruppenfoto von Drittklässlern nach ihrem Besuch bekommen hat, haben Günter Mangold gefreut. „Die waren aufmerksam“, sagt er. Nun ist er ein klein wenig skeptisch, was die Zeitung da Interessantes berichten will. Vielleicht sind ihm die für andere so spannenden Erinnerungen einfach zu selbstverständlich.

Von 1950 bis 1953 hat Mangold in der Schmiede gelernt. Er tat es bei Meister Paul Reyer, dem letzten Altbacher Schmied, den er als einen „Ausnahmemeister“ beschreibt, kulant und mit einem Verhalten „wie ein zweiter Vater“. Nur beim autogenen Schweißen war auch der Meister noch ein Anfänger und musste es zuerst in einem Kurs erlernen. Wenn Mangold erzählt, scheint es, dass Meister Reyer auch ein halber Tierarzt gewesen sein musste. Bevor er ein Tier neu behuft hat, sah er ihm zuerst einmal beim Gehen - oder vielleicht Hinken - zu. Dabei sah er, wo er korrigieren musste. Als Universalhandwerker beschlug Reyer Kühe und Pferde, fertigte Gitter und Geländer, schärfte Sensen, reparierte Waagen, kümmerte sich um Wagenräder und stumpfes Werkzeug.

Ein Schelm war der Meister auch. Sah er draußen Frauen lange reden, forderte er seinen Lehrling manchmal auf, ihnen Stühle rauszustellen. Jeder hatte sein eigenes Feuer und seinen eigenen Amboss, Meister und Lehrling. Heute ist im Museum „Alte Schmiede“ nur noch die Garnitur des Meisters erhalten. Der monatliche Lohn, den er seinem Lehrling zahlte, war übersichtlich: Zehn Mark im ersten Lehrjahr, 20 Mark im zweiten, 30 Mark im dritten.

Die Rückkehr des Lehrlings begann vor knapp zehn Jahren mit einer Beschwerde. Im Sommer 2008 warb Altbachs Bürgermeister Wolfgang Benignus dafür, die Alte Schmiede zum Museum zu machen. Die EZ berichtete, doch fürs Zeitungsfoto hielt Benignus den Schlichthammer falsch herum. Der Fotograf und nun Autor dieser Zeilen wusste es leider auch nicht besser. Das ließ Mangold nicht durchgehen und rief auf dem Altbacher Rathaus an. Benignus freute sich und bat Mangold, zur offiziellen Eröffnung des Museums im Jahr 2011 beim Altbacher Dorffest wieder Glut und Leben in die Altbacher Schmiede zu bringen.

Das tat dieser gerne. Vorher wurde die Schmiede auf Funktionstüchtigkeit getestet und nochmals ringsum blitzsauber gekehrt. Der Boden besteht zum großen Teil aus Stirnholzparkett, etwas krumm aber extrem langlebig. Dicht gedrängt lauschten die Zuhörer damals Mangolds Erläuterungen, gelernt ist eben gelernt.

Das zeigt sich auch jetzt, einige Jahre später. Der Transmissionsriemen, der Schleifstein und Bohrmaschine antreibt, ist heruntergegangen. „Ja, wenn man nicht weiß, wie man mit ihm umgehen muss, kann das passieren.“ Zu aufgeräumt empfindet Mangold die Schmiede nicht, das sei sie auch bei Meister Reyer immer gewesen. Zu dunkel auch nicht. „Eine Schmiede darf nicht zu hell sein.“ Warum das? „Sonst lässt sich die Farbe des Feuers nicht mehr richtig beurteilen, und damit die Temperatur.“

Am Morgen musste der Lehrling zuerst ins nahe Haus des Meisters, den Schlüssel holen, dann im Winter zuerst den kleinen Ofen anheizen. Kalt war es in der Schmiede dennoch. Manchmal zog Mangold mit dem Handwagen durch den Ort, brachte den Zimmerleuten auf der Baustelle vom Meister angefertigte große Bauschrauben, Zuganker und andere Dinge.

Manche Aufgabe war ganz schön knifflig, etwa das Aufziehen eines Radreifens auf das hölzerne Rad. Zum Messen der nötigen Länge diente ein geriffeltes Rädchen, das ähnlich aussieht wie ein Pizzaschneider, nur mit größerem Durchmesser. „Man musste aber noch etwa anderthalb Materialstärken zugeben, denn durchs Biegen wurde der Radreifen enger.“ Nach dem Aufziehen musste sofort mit Wasser gekühlt werden, sonst hätte sich am Holz Ruß gebildet und der Radreifen hätte nicht gehalten.

Mangold greift zu einer alten Feile, schon etwas stumpf. „Draufdrücken, hieß es, die Blasen an den Händen haben keinen gekümmert.“ Dass sich Bürgermeister Benignus und der Altbacher Gemeinderat vor knapp zehn Jahren um die Alte Schmiede gekümmert haben und sie zum Museum machten, rechnet Mangold ihnen hoch an. „Davor wurden aus ihr nur Dorffestgetränke verkauft.“