Ladenbetreiber Stefan Mahl (links) erklärt Andreas Schwarz (hinten), Bürgermeister Torsten Hooge und der Autorin Petra Durst-Benning die Idee hinter dem Hofladen. Foto: Krytzner - Krytzner

Die kleinen Dorfladen sind in vielen Gemeinden verschwunden. Petra und Stefan Mahl widersetzen sich im Ladensterben seit 20 Jahren erfolgreich.

OberboihingenWenn man vor 20 Jahren in Oberboihingen Schreibwaren brauchte, konnte man zwischen drei Läden wählen. Mittlerweile haben sich die Einkaufsmöglichkeiten in der 5500 Einwohner zählenden Gemeinde stark verändert. Die Dorfläden sind nahezu verschwunden. Doch Petra und Stefan Mahl trotzen dem Ladensterben und investierten immer wieder in ihr Geschäft. Zu Beginn führte Petra Mahl die „Pusteblume“ noch allein, denn ihr Mann war beim Deutschen Roten Kreuz beschäftigt. Im Lauf der Zeit wuchs mit dem Sortiment auch der Kundenstamm und sie konnte die Arbeit nicht mehr alleine bewältigen. Der Laden wurde immer wieder umgestaltet, es kamen neue Artikel dazu, der Hof im Außenbereich wurde gestaltet. Dort gibt es seit einigen Jahren einen Laden mit frischem regionalen Obst und Gemüse.

Die Postagentur ist in der Pusteblume integriert. Doch die Kunden kommen nicht nur, um Briefe und Pakete zu verschicken oder abzuholen, sie bleiben auch gerne für einen Kaffee oder ein Eis aus Nürtinger Produktion. Das Café im Hof hat sich für viele Kunden zu einem Idyll in der Ortsmitte entwickelt. Längst finden sich am Dienstagnachmittag viele Stammgäste im Hof ein und genießen ein paar gesellige Stunden bei Kaffee, Kuchen und Eis.

Unterstützung aus der Politik

Kürzlich feierten Petra und Stefan Mahl mit einem mediterranen Genusstag das 20-jährige Bestehen ihres Ladens. Es war kein hochoffizieller Anlass mit Reden und Geschenken. Die Betreiber wollten den Tag für die Kunden gestalten. Anbieter aus der Region präsentierten ihre Waren und standen für Fragen zur Verfügung. Der Weinkonvent aus Dürrenzimmern lud zu einer Weinprobe ein, Familie Jenz aus Unterensingen brachte Eier von ihren Weidehühnern mit und stellten die Haltung ihrer Hühner vor. Die Oberboihinger Bestsellerautorin Petra Durst-Benning brachte die Toskana ins Dorfzentrum: Sie stellte ihren neuen Roman „Spätsommerliebe“ vor. Gleichzeitig nahm sie sich Zeit für die Leser. Bei interessanten Gesprächen signierte sie ihre Bücher auf Wunsch.

Im Hof vermischten sich Düfte aus dem Mittelmeerraum mit denen von Leckerbissen vom Grill. Während man bei der Food-Bloggerin Simone Schey allerhand Salatsaucen, Dips und Brote mit verschiedenen Geschmacksnuancen probieren konnte, brutzelten auf dem Grill Hühnerbrüste und Würste. Im Laden konnten die zahlreichen Besucher verschiedene Essige und Öle probieren oder sich ein Eis von der Nürtinger Manufaktur Martosca kreieren lassen. Andreas Schwarz, Vorsitzender der Landtagsfraktion der Grünen, war von der „Pusteblume“ begeistert: „Der Laden ist ein Idyll im Dorfzentrum.“ Er informierte sich über die regionale und saisonale Produktpalette und sicherte der Gemeinde die politische Unterstützung für den Erhalt des Dorfladens zu.

Der Kirchheim er Abgeordnete erwägt, im Café eine gesellige und politische Veranstaltung abzuhalten. „Bürger fragen – Politiker antworten“ hieß die erste Idee. Schwarz ist es wichtig, dass kleine Läden erhalten bleiben. „Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, hält auf seiner Tour lieber bei einem Laden mit Rastmöglichkeit an.“ Er lobte die Ideenvielfalt der Ladenbetreiber. „So wird der Laden zum Treffpunkt im Dorf.“

Bürgermeister Torsten Hooge misst Dorfläden ebenfalls eine große Bedeutung zu. „Wir haben in unserer Gemeinde ein sehr aktives Vereinsleben. Mittlerweile verabreden sich die Bürger in der Pusteblume zum Gespräch.“ Eine Postkartenaktion, die Stefan Mahl ins Leben gerufen hat, soll dem Friedhof ein neues Bänkle bescheren. Auf der Postkarte ist eine alte Zeichnung der Kirche und des Hauses Hohentwiel zu sehen. Die Karte ist in der „Pusteblume“ gegen eine kleine Spende erhältlich.